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Blitz in Gefahr

Blitz in Gefahr

Titel: Blitz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Prickeln im Rücken ging er neben dem Hauptmann auf das bizarre Haus zu...

Warnungen

    Der Hauptmann hatte Alec ein Gastzimmer im oberen Stockwerk des Hauses angewiesen. Nachdem sich Alec gewaschen hatte, trat er ans offene Fenster, das freien Ausblick über den Sumpf nach Süden und Westen bot. Er hatte immer noch keine klare Antwort auf die Frage erhalten, aus welchem Grund sich de Villa in den Everglades aufhielt. Wenn auch private Gründe mitsprachen, so mußte dennoch etwas anderes dahinterstecken, ein bestimmter Plan, ein geheimes Ziel, das er sich gesetzt hatte. Es schien Alec absurd, daß sich ein Mensch wegen eines seit vierhundert Jahren verstorbenen, sagenhaften Vorfahren hier in diesem abgelegenen Sumpf niederlassen wollte, um dessen Spuren nachzuforschen.
    Alec fühlte ein leises Pochen in seinen Schläfen, es bedeutete bei ihm immer eine Warnung vor einer drohenden Gefahr. Die Atmosphäre von Frieden und Stille, die über dem Hammock und dem Sumpfgebiet zu liegen schien, war trügerisch. Das Gefühl einer Vorwarnung, das er am Morgen beim Betreten der Everglades schon gefühlt hatte, überkam ihn jetzt in sehr starkem Maß. Mit dem Verstand konnte er die Ursache nicht begreifen, denn es schien ja alles in bester Ordnung zu sein. Seine Gastgeber auf der Sugarfoot-Ranch waren von seinem Verbleib benachrichtigt worden; er konnte in Ruhe hier übernachten und sich ganz früh am Morgen auf den Rückweg machen.
    Soviel Beruhigendes er sich auch vorhielt — er hatte zum Mißtrauen eben doch einige nicht wegzuleugnende Ursachen: de Villas Benehmen, das von ablehnender Kälte zu Beflissenheit und dringlicher Einladung wechselte; sein starrer Blick, sein sonderbarer, angeblich verwandtschaftlicher Zusammenhang mit diesem unheimlichen Omar — das alles war schon ein wenig mysteriös. Dazu die befremdlichen Andeutungen, daß er an Fabelwesen glaubte... auch er war wohl nicht hundertprozentig normal. Konnte Alec denn sicher sein, daß Joe Early die Nachricht wirklich überbracht worden war, die er ihm geschickt hatte? Alec hegte Zweifel. Da ihn eine Verkettung von Umständen nun einmal davon abgehalten hatte, beizeiten heimzureiten, blieb ihm nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Er mußte wachsam und vorsichtig sein; er war weder feige noch ängstlich. Immerhin hatten ihn seine vielen Erfahrungen der letzten Jahre gelehrt, einer Gefahr nicht unvorbereitet gegenüberzutreten.
    Alec warf einen nachdenklichen Blick über die unendliche Weite des Marschlandes. Wenn der leichte Abendwind die schilfartigen Sägegrashalme bewegte, raschelten sie vor Trockenheit. Das Unwetter am Nachmittag hatte den erlösenden Regen nicht gebracht, aber wenigstens konnte man es als Vorboten der Regenzeit ansehen, und die Schwüle war nicht mehr so drückend.
    Eine Spur von Rauch oder Feuer war nirgends zu erblicken, obwohl die Blitze an unzähligen Stellen eingeschlagen hatten. Er wußte jedoch, daß die tief eingebetteten, pulvertrockenen Torfablagerungen sich entzünden und tage-, wenn nicht wochenlang schwelen konnten. Nach einem solchen Gewitter bestand stets die Gefahr, daß das Sägegrasmeer plötzlich zu einem Feuermeer wurde. Der Hammock würde dann eingeschlossen sein von Flammen, die langsam herankrochen und alles Brennbare erfaßten, Pflanzen und Lebewesen.
    Auch solche Aussicht diente nicht gerade dazu, sich an diesem Ort behaglich zu fühlen! Alec wandte sich endlich vom Fenster ab und verließ das Zimmer.
    Er hatte den oberen Absatz der nur dämmerig erleuchteten Treppe erreicht, als ihn eine seltsame Musik überraschte. Zweifellos hatte der Hauptmann eine Platte aufgelegt. Alec blieb wie gebannt stehen. Die Töne kamen anfangs ganz leise, schwollen dann an, um mit einer Reihe von Beckenschlägen ihren Höhepunkt zu erreichen, bevor sie wieder hauchleise wurden. Alec gab sich einen Ruck und schritt die Treppe weiter hinunter. Der Hauptmann spielte offenbar die Platte, die mittags auf dem Tisch gelegen hatte. Eine solche Musik hatte Alec noch nie gehört; sie schien nicht von dieser Welt zu sein. Es war, als ob unsichtbare Geister und Dämonen sie erzeugten. Dünn, spukhaft und pfeifend wiederholten sich jetzt Triller und Passagen. Alec fühlte einen Schauder sein Rückgrat entlanglaufen, obwohl er doch wußte, daß es ein ganz normaler Plattenspieler war, der sie hervorbrachte. Die Flötenpassage endete, andere Instrumente erklangen und versetzten ihn aus dem Halbdunkel der Stiege hinaus in

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