Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitz in Gefahr

Blitz in Gefahr

Titel: Blitz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
großem Eifer auf dem Tisch aus. Außer der Fülle von Bildern, die Zirkusdressuren zeigten, wie sie Alec am Nachmittag schon gesehen hatte, entdeckte er jetzt viele handgeschriebene Blätter und auch einige, die wie alte Dokumente wirkten, weil sie Stempel, amtliche Zeichen und Wappen trugen. Die meisten alten Handschriften waren in spanischer und französischer Sprache verfaßt, aber auch in Sprachen, die Alec nicht kannte. Vergilbt und modrig wirkten einige Zeichnungen von seltsamen, unheimlichen Kreaturen, halb Mensch, halb Tier, primitiv, in der Art, wie Kinder zeichnen. Die Tinte war verblaßt, das Papier dünn und zerknittert.
    Das Gesicht des Hauptmanns war jetzt leidenschaftlich wie das eines Mannes, der auf ein großes Abenteuer aus ist. Seine Augen glühten vor Spannung. »Schauen Sie, Alec, diese Urkunden sind Zeugnisse der alten Rasse, der ich entstamme. Einige besaß ich schon, als ich Haiti besuchte. Dort fand ich Omar, der die anderen im Gewahrsam hielt. Sie hatten sich in seiner Familie von Generation zu Generation vererbt, bis zum Beginn des...« Er zügelte sich und machte eine kleine Pause, als müßte er überlegen, wieviel von seinen Geheimnissen er seinem Zuhörer preisgeben wollte. »Es ist tatsächlich so, daß das älteste Schriftstück von meinem karibischen Vorfahren stammt, der für den Konquistador Pedro Menendez de Aviles Pfadfinderdienste leistete. Es wird darin geschildert, was damals in Florida geschah. Der Sohn dieses ersten nachweislichen Vorfahren kam auf Haiti zu hohen Würden. Er war wohl so etwas wie ein absoluter Herrscher über die Inselbevölkerung. Seine Kraft und Furchtlosigkeit wurden von seinen Zeitgenossen gerühmt, manche sollen ihm göttliche Kräfte zugesprochen haben. Er war zur Häifte Karibe, zur anderen Afrikaner, das ist eine gute Rassenmischung.«
    Hier machte der Hauptmann wieder eine Pause, seine finsteren Augen weilten in weiter Ferne, als hätte dieses Thema Erinnerungen an unerbittliche Gewalten in ihm geweckt. Alec sah sekundenlang etwas wie Furcht und Entsetzen über de Villas Züge huschen, als wäre er gewarnt worden, sein Geheimnis für sich zu behalten, um nicht für den Verrat zur Verantwortung gezogen zu werden. Trotzdem fuhr de Villa fort: »Dieser Mann war es, der hierherkam und lange in den Everglades lebte, ehe er nach Haiti zurückkehrte. Die meisten dieser Zeichnungen stammen von ihm. Er brachte auch eine Legende mit, die sich in meiner Familie bis heute lebendig erhalten hat. Sie berichtet von so unerhörten Dingen, daß selbst ich es bisher niemals wagte, zu Außenstehenden davon zu sprechen. Aber heute abend drängt es mich, davon zu reden. Vielleicht bringen Sie in Ihrer Jugend und Aufgeschlossenheit Verständnis dafür auf.«
    Alec war von der Leidenschaft gerührt, die sich in de Villas Gesicht widerspiegelte. Von neuem hörte er die zur Vorsicht mahnende innere Stimme, aber die Erregung des Hauptmanns übertrug sich doch auf ihn. Ihm war zumute, als träte er mit dem Erzähler in eine unbekannte magische Welt ein, die ihm unerhörte Aufschlüsse und Freuden bereithielt. Doch konnten es nicht ebensogut Schrecknisse und Gefahren sein? Alecs Herz begann zu hämmern.
    Der Hauptmann trat zum Fenster und starrte in die dunkle Nacht hinaus, als suchte er etwas, als sehnte er sich nach einer Erscheinung, die er zugleich aufs äußerste fürchtete.
    Alec wurde von Empfindungen hin- und hergerissen, die er nicht verstand. Auch er blickte hinaus in die Finsternis, als erwartete er eine Vision. Aber nichts geschah. Aus dem Sumpf kamen ungewisse, kaum hörbare Geräusche. Geheimnisvoll und drohend wie alles an diesem Ort.
    Alec fuhr hoch, als er den Hauptmann in seiner Erzählung fortfahren hörte. »Diese Legende handelt von >Kowi<, einem machtvollen übernatürlichen Wesen, einem Gott oder Dämon des großen Sumpfes.« De Villa sprach ruhig vor sich hin, ohne sich Alec zuzuwenden. »Es wird berichtet, daß er durch die Bäume schwebt wie ein riesiger Leuchtkäfer. Sein Körper scheint zu glühen, aus Mund und Nasenlöchern züngeln Flammen.«
    »Aber das glauben Sie doch wohl nicht?« fragte Alec maßlos erstaunt.
    »Ich glaube, was die Legende berichtet«, antwortete der Hauptmann. »Wie ich Ihnen sagte, gehöre ich einer uralten Rasse an, die uralte Geheimnisse und Überzeugungen bewahrt hat. Daß Sie meine Erzählung glaubwürdig finden, nehme ich gar nicht an.« Jetzt wandte er sich vom Fenster ab und sah Alec an. »Sie sollten es auch gar

Weitere Kostenlose Bücher