Blitz in Gefahr
war.
Offenbar konnte de Villa Gedanken lesen, denn er sagte jetzt mit freundlichem Lächeln: »Sie brauchen meinetwegen keinerlei Befürchtungen zu haben, Alec. Ich entschuldige mich weder für meine Überzeugung, noch will ich Sie dazu bekehren. Sie dürfen mich nur nicht für geistesgestört halten, das würde unserer Feundschaft Abbruch tun, und mir liegt daran, daß Sie mich ernst nehmen und daß wir Freunde bleiben!«
Alec war beschämt. »Ich wollte weder Sie noch Ihre Überzeugungen kritisieren«, erwiderte er schnell. »Jeder hat das Recht, nach seinen eigenen Anschauungen zu leben. Niemand hat es nötig, sich nach anderen Menschen zu richten.«
»Bravo! Das hoffte ich von Ihnen zu hören. Sie sind tolerant und lassen anderer Leute Meinung gelten. Nun freut es mich doppelt, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben.«
Alec war neugierig, wohin diese Unterhaltung noch führen und wie er diese Nacht überstehen würde.
»Das ist auch der Grund, weshalb ich so gern wollte, daß Sie hierbleiben«, fuhr de Villa fort.
Alec lächelte und war überrascht von seinem Mut, diesem unheimlichen Mann auf dieser weltverlassenen Sumpfinsel standzuhalten. »Bloß weil Sie annahmen, ich wäre ein sehr toleranter Mensch?« fragte er. »Nur deshalb?«
»Jawohl, Alec!« gab de Villa zurück und sah ihn fest an. »Sie gehören zu der Sorte, die es nicht für vergeudete Zeit hält, den Phantasien eines anderen zu lauschen, selbst wenn sie unglaubwürdig erscheinen.«
»Und das ist für Sie wichtig?« forschte Alec.
»Ja, das ist für mich wichtig«, bestätigte de Villa. »Ich habe schon lange darauf gewartet, einmal jemand zu begegnen, dem ich offen erzählen kann, was ich für wahr halte. Aber was ich Ihnen noch berichten möchte, muß warten, bis wir Abendbrot gegessen haben.« Mit diesen Worten stand er auf und begab sich mit geschmeidigen Schritten in die Küche.
Was mochte er noch zu hören bekommen? fragte sich Alec. Er fühlte das Bedürfnis, seine verkrampften Muskeln zu lockern, und ging im Zimmer auf und ab. Was auch geschah, er mußte darauf gefaßt sein. Eine leichte Beute wollte er nicht sein für diesen Mann, der die Heimlichkeit, die List und Unberechenbarkeit eines Dschungeltiers hatte. In der langen Nacht, die vor ihm lag, wollte er ständig auf der Hut sein.
Die Legende
»Ich glaube an eine Geisterwelt, die alles Vorstellbare übertrifft«, gestand de Villa seinem Gast, nachdem er ihn bewirtet hatte. »Alle kalten Rechner und Rationalisten würden mich für verrückt halten, wenn ich ihnen erzähle, was ich Ihnen jetzt anvertrauen will.«
Alec antwortete nicht. Auch während der Mahlzeit hatte er sich stumm angehört, was der Hauptmann ihm von den Fetischen, Symbolen, Ahnungen und Schicksalswinken berichtete, die seinen Lebensweg bestimmt hatten. Eine dunkle Welt von Mysterien und Phantastereien tat sich vor Alec auf. Er hatte schon ab und zu von den vielen abergläubischen Vorstellungen der Haitianer vernommen. Der Hauptmann, obwohl Franzose, schien von diesen Vorstellungen ganz besessen zu sein.
»Ich habe nicht umsonst gelebt, Alec«, sprach der Hauptmann weiter. »Alles, was ich Ihnen erzählt habe, kann ich beweisen.«
»Bitte erklären Sie mir doch, warum Sie einem Ungläubigen wie mir Vertrauen schenken und alle diese Dinge enthüllen«, bat Alec.
»Weil Ihr Besuch auf diesem Hammock auch eines der Zeichen ist, die man mit dem Verstand nicht erklären kann«, antwortete de Villa feierlich.
»Aber mein Besuch ist für Sie doch ganz unwichtig und belanglos. Ein Zufall, nichts weiter. Für mich allerdings ein angenehmer, weil ich einen so berühmten Pferdefreund kennenlernen durfte«, wandte Alec ziemlich ratlos ein.
De Villas unergründliche Augen sahen an Alec vorbei; er lächelte hintergründig. »So sehen Sie es, junger Freund. Aber ich habe da einen anderen Blickpunkt: Ihr Kommen, ausgerechnet an diesem Tag, ist ein Zeichen!«
»Wieso?« fragte Alec verblüfft
»Als ich in Schweden im Fernsehen Ihr Pferd sah wußte ich, daß mir mein Talisman helfen würde, es in Amerika zu finden, so riesig dieser Erdteil auch ist und so weit voneinander entfernt Ihre und meine Berufswege sind. Ehrlich gestanden, ich hätte nicht zu glauben gewagt, daß unser Zusammentreffen so bald, so mühelos und an einem so ausgefallenen Ort stattfinden würde. Erst jetzt erkenne ich, daß es nicht anders sein konnte. Wenn jene Mächte es wollen, wird das Unmögliche möglich.«
»Aber was liegt Ihnen denn an meinem
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