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Blitz in Gefahr

Blitz in Gefahr

Titel: Blitz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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verschwunden. Er empfand nur noch Mitleid mit seinem verwirrten Geist.
    Alec glitt aus, rappelte sich aber sofort auf und eilte weiter. Seine einzige Hoffnung bestand darin, daß Blitz in dem unbekannten Gelände und mit der nachschleppenden Führleine noch nicht sehr weit gekommen war und daß er ihn an einer der nächsten Biegungen des Wassergrabens finden würde. Die Kopfschmerzen hatten nachgelassen, doch sein Sehvermögen war noch getrübt. Ihm kam es vor, als bewegte er sich in einem bösen Traum, fast ebenso quälend wie der Alptraum heute nacht. Um sich selbst zu beweisen, daß er wach war, ergriff er einen messerscharfen Sägegrashalm und ritzte sich damit die Haut auf, so daß es blutete.
    Er ging jetzt vorsichtiger weiter auf dem Damm des Kanals, in dem sich eine dünne Ader schwärzlichen Wassers entlangschlängelte. Die Hufspur war im Mondschein deutlich zu sehen. Ganz gleich, was Alec bevorstand, an eine Umkehr dachte er nicht. Er schob alle Furcht beiseite, vorsichtig wollte er sein, aber unerschrocken. Auf diese Weise glaubte er, allen natürlichen Gefahren begegnen zu können.
    Inzwischen hatte er den Hammock, von dem er kam, weit hinter sich gelassen, daß er ihn inmitten der hohen Sägegrashalme nicht mehr sehen konnte. Er fragte sich, ob er den Rückweg finden würde, wenn es soweit war. Nur zu leicht konnte man sich hier verirren. Doch das hatte Zeit. Erst mußte er mit Blitz wiedervereint sein. Vorerst strebte er vorwärts und ließ sich auch nicht dadurch abschrecken, daß er gelegentlich von der schlüpfrigen Böschung abrutschte und in das Rinnsal geriet. Im großen und ganzen kam er gut voran. Ein metallisches Geräusch erschreckte ihn, und er blieb jählings stehen. Es war nur das Zischen der hohen Gräser im aufkommenden Nachtwind. Er lauschte darauf, um es sich einzuprägen und nicht wieder zu erschrecken. Er mußte seine Einbildungskraft im Zaum halten; das war hier im Sumpf besonders notwendig. Die Suche nach Blitz war ein Glücksspiel, das gute Nerven und Vorsicht erforderte.
    Es fiel Alec nicht schwer, auf dem richtigen Weg zu bleiben, weil er nur den Spuren der Pferdehufe zu folgen brauchte. Er schätzte, daß er ungefähr anderthalb Kilometer zurückgelegt hatte, als sich die Sägegrasmauer zu seiner Rechten öffnete. Alec sah eine große Mulde vor sich, in der das Wasser offenbar seit Monaten versickert war. Der Boden unter seinen Füßen war von der unbarmherzigen Sonne vieler vorangegangener Tage hartgebacken wie Zement. Die Mulde mochte etwa fünfzig Meter breit sein; Alec suchte sie in jeder Richtung nach Hufspuren ab, fand aber keine mehr. Er hatte die Spur seines Pferdes verloren!
    Das rund um die Mulde wachsende Sägegras war abgestorben, das lebenspendende Wasser fehlte. In die Mulde mündeten von allen Seiten Entwässerungsgräben, schmale, ausgetrocknete Kanäle. Welchen hatte Blitz gewählt? Zutiefst bedrückt blieb Alec stehen. Was nun? Er mußte sich seine Niederlage eingestehen — das bedeutete das Ende seiner Suche! Es war sinnlos, aufs Geratewohl weiterzugehen.
    Seine Gedanken liefen im Kreis, er war verzweifelt; aber nach wenigen Minuten riß er sich energisch zusammen. Nein, er gab nicht auf! Noch einmal suchte er ringsherum nach Spuren; wenn schon keine Eindrücke im Boden Blitz’ Fluchtweg verrieten, so doch vielleicht an irgendeiner Stelle niedergetretene Halme.
    Als auch diese Hoffnung trog, beschloß er, hier zu warten und so lange immer wieder zu pfeifen und Blitz’ Namen zu rufen, bis er endlich doch eine Antwort bekam. Es ließ sich nicht von der Hand weisen, daß das Pferd mit seinem scharfen Gehör ihn in der tiefen Nachtstille früher oder später einmal hören würde.
    So verharrte er, lauschte auf die ab und zu leise an sein Ohr dringenden Geräusche und rief und pfiff in Abständen, wie er es sich vorgenommen hatte. Nach geraumer Weile hörte er ein deutlicheres und offenbar näher kommendes Plätschern im seichten Wasser des Abzuggrabens, auf dessen Böschung er hierhergekommen war. In der Besorgnis, ein Alligator könnte dort auftauchen, richtete er den Blick gebannt auf diese Stelle. Da sah er eine Gestalt aus dem Kanal auf sich zukommen — er erkannte die schwarze Silhouette im Mondlicht...
    Als er den Schock überwunden hatte, ihn hier zu sehen, rief er laut: »Hier, Herr Hauptmann! Ich habe Blitz’ Spur verloren und warte hier.«
    Was mochte den Mann veranlaßt haben, ihm doch noch zu folgen? Hatte er etwa wieder eins seiner mysteriösen

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