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Blitz schickt seinen Sohn

Blitz schickt seinen Sohn

Titel: Blitz schickt seinen Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Feld dahinter führte. »Hier ist der Schnee nicht allzu tief«, sagte Henry, »ich würde ihm Freiheit geben, so weit die Leine reicht, aber ja nicht loslassen, denn es wäre kein Vergnügen, ihn in diesem Schnee einzufangen, wenn er davonliefe.«
    Alec nickte, streichelte des Pferdes Hals und ließ die Leine locker, als Vulkan von ihm fortstrebte. Er trabte schnell davon; erst als das Ende der etwa 18 Meter langen Leine erreicht war, zog Alec ihn heran. Einige Minuten riß Vulkan aus Leibeskräften an der Longe, die ihm die Freiheit verwehrte; dann wandte er seine Aufmerksamkeit dem Schnee zu seinen Füßen zu und scharrte zornig.
    »Das ist ihm etwas ganz Neues«, bemerkte Henry.
    »Er nahm vielleicht an, es wäre weißer Wüstensand, bis er hineintrat und fühlte, wie kalt der Schnee ist«, sagte Alec, das Pferd unentwegt beobachtend. Es drehte sich jetzt zu ihnen, ließ die Ohren spielen, schnaubte, umrundete die beiden Gestalten und zerrte dann wieder, um sich zu befreien. »Halte ihn ja fest!« warnte Henry.
    Vulkan trieb es so eine ganze Weile, lief hin und her und in der Runde. Alec und Henry drehten sich mit ihm; die Menschen und das Pferd ließen sich nicht aus den Augen.
    »Ich würde ihm nicht weiter als bis auf Wurflänge trauen«, grollte Henry, als Vulkan jetzt Stillstand und starr zu ihnen hinsah. »Schau dir bloß seine Augen an, Alec! Selbst bei Blitz hast du einen solchen Grad von Wildheit niemals gesehen! Und daran hat sich, was das Schlimmste ist, nichts geändert vom Tag seiner Ankunft bis heute!«
    Das Fohlen begann wieder, sie zu umkreisen.
    Alec antwortete: »Wir müssen ihm aber trauen, wenn wir wollen, daß er zu uns Vertrauen faßt!«
    »Glaub das bloß nicht!« erwiderte Henry finster, »denn dann wird sogleich etwas passieren! Ich bin die ganze Zeit um ihn gewesen, ich weiß das! LTmgekehrt, Alec: Er muß zuerst beweisen, daß er Vertrauen verdient, bevor du ihm traust! Ich weiß, wie sehr du ihn liebst, weil er der Sohn von Blitz ist; aber vergiß um Himmels willen nie auch nur eine Minute, daß er im Charakter leider seinem Vater nicht gleicht! Leider hat ihm nie jemand erzählt, wie sehr sein Erzeuger dich liebte... Und wenn, mein Lieber, so würde ihm das vermutlich nichts ausmachen! Diesem Burschen nicht, der hat seine eigne Meinung.«
    Alec lächelte über Henrys letzte Bemerkung, wurde aber wieder traurig, als er begriff, wie bitter ernst Henry es meinte.
    »Du bist ein Pferdeliebhaber und — kenner«, setzte Henry seine Belehrung fort, »also vergiß niemals, daß du bei diesem Tier nicht dein Herz sprechen lassen darfst, sondern nur deinen Verstand! Überlege dir, daß ein riesiger Unterschied besteht zwischen Furcht vor ihm und richtiger Einschätzung der Kraft seiner Hufe und dessen, was er mit ihnen anrichten kann! Halte deinen Kopf klar, Junge!«
    »Das werde ich, verlaß dich drauf!« versprach Alec, »aber du hast ein reichlich schwarzes Bild von ihm gemalt!«
    Der alte Trainer wies mit einer Kopfbewegung auf Vulkan: »Schau doch selbst hin! Seine Augen sind ständig auf uns gerichtet, seit wir hier draußen sind! Es würde mich nicht überraschen, ihn plötzlich mit der Absicht, uns zu Tode zu trampeln, auf uns zurasen zu sehen. Ich war schon oft darauf gefaßt, wenn ich hier mit ihm stand.«
    Alec schüttelte protestierend den Kopf. »Das kann ich mir nicht denken, Henry, selbst wenn ich alles andre, was du gesagt hast, gelten lasse. Er strebt einzig und allein danach, sich von der Longe zu befreien. Er traut uns immer noch nicht; vielleicht empfindet er sogar Furcht. Aber er ist kein >Killer< — davon bin ich überzeugt!«
    Henry zuckte die Achseln. »Ich will gern hoffen, daß du recht hast! Und ich hoffe außerdem, daß du während des Sommers, wenn du die ganze Zeit um ihn bist, vielleicht doch seine Zuneigung gewinnst. Aber vielleicht dauert es auch noch länger... und vielleicht gelingt es dir nie... Die Liebe eines Pferdes zu einem Menschen ist selten, ich habe sie nicht allzu oft erlebt. Ein Pferd ist kein Hund! Das wird allzuoft vergessen.«
    Sie standen lange dort, mit ihren Gedanken beschäftigt, die Augen auf dem Fohlen, das unaufhörlich an der Longe hin und herlief. Dann rief plötzlich eine Frauenstimme aus dem großen Eckhaus etwas herüber.
    »Es ist meine bessere Hälfte«, brummte Henry, »sie wünscht offenbar etwas von mir.« Sein Blick ging von Vulkan zu Alec. »Soll ich dir erst behilflich sein, ihn in den Stall zu bringen?«
    »Ich meine, es

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