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Blitz schickt seinen Sohn

Blitz schickt seinen Sohn

Titel: Blitz schickt seinen Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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wenig darauf konzentrieren, den Hengst weisungsgemäß dicht am Zaun zu halten, denn er mußte seine ganze Aufmerksamkeit darauf richten, einen Angriff auf Napoleon zu verhindern. Der gutmütige alte Wallach seinerseits hatte vollständig vergessen, daß ihm Gefahr drohte. In einem schwerfälligen Trab bewegte er sich vorwärts, den Kopf stolz erhoben, wie es Alec noch nie an ihm gesehen hatte. Sie passierten Henry und umrundeten die Bahn, bei jedem 200-Meter-Pfosten Innen- und Außenseite wechselnd, wie Henry es angeordnet hatte. Tonys Gesicht strahlte; er lachte Alec an und rief ihm etwas auf italienisch zu. Aber Alec blieb keine Zeit für Scherze; es wurde für ihn immer schwieriger, Vulkan von dem sich tapfer abmühenden Napoleon abzuhalten. Er mußte seine ganze Kraft aufbieten, damit er ihm die Zügel nicht aus den Händen riß. Unentwegt sprach er liebevoll beruhigend auf ihn ein. Er mußte sich ja daran gewöhnen, andre Pferde um sich zu dulden; sonst würde seine ganze Schnelligkeit zu nichts nütze sein. Gerade als sie Henrys Standort wieder erreichten, stürzte sich Vulkan mit einem Wutschrei auf Napoleon. Alec hatte es kommen sehen und schlug ihn im selben Augenblick aufs Maul, da er Napoleon ins Genick beißen wollte. Zum Glück war Tony ebenfalls aufmerksam gewesen und hatte Napoleons Kopf rechtzeitig nach der anderen Seite gerissen. Alles war in einer Sekunde vorüber. Vulkan prallte, erschreckt von Alecs Schlag, hart gegen den Zaun. Gleich darauf sprang Henry hinzu und packte die Zügel. Vulkan stand still, doch seine Äugen flackerten zornig.
    Tony war abgesprungen und befühlte mit beiden Händen immer wieder Napoleons Genick, obwohl ihm augenscheinlich nichts geschehen war. »Wir sind fertig und können heimfahren«, sagte Henry.
    Alec stieg ab und nahm ihm die Zügel aus der Hand. »Ich werde ihn in den Wagen bringen; sieh zu, daß du Tony beruhigen kannst, er scheint sehr aufgeregt«, erwiderte er. Dann führte er sein Pferd mit freundlichem Zuspruch in den Transporter. Vulkans Erregung wich, seine Augen blickten wieder ruhig.
    Kurz danach brachte Henry Napoleon herein.
    »Nicht wahr, er hat ihn nicht gebissen?« fragte Alec ängstlich.
    »Nein, es ist noch einmal gutgegangen«, antwortete Henry.
    »Und wie hat Tony den Zwischenfall aufgenommen?«
    »Besser, als ich dachte«, erwiderte Henry, »er meint, Vulkan wäre einfach sehr aufgeregt gewesen. Ich bin froh, daß er es so nimmt!«
    »Ich auch!« stimmte Alec zu.
    »Aber du bist dir doch wohl klar darüber, daß wir noch viel Arbeit vor uns haben, wenn wir Vulkan fertig trainieren wollen?« fuhr Henry fort. »Bestehst du nach diesem Vorfall immer noch darauf, ihn für >The Hopeful< zu melden? Nächsten Monat ist der letzte Termin!«
    Alec nickte zuversichtlich: »Bis dahin wird er soweit sein, Henry!«
    »Na, hoffentlich, denn es ist dein sauer verdientes Geld; es täte mir leid, wenn du es zum Fenster hinausgeworfen hättest!« sagte Henry, als er den Wagen verließ.
    Alec wandte sich Vulkan zu, der mit neugierigen Augen zu Napoleon hinüberblickte. »Du wirst um jeden Preis lernen müssen, mit ihm zusammen zu sein, mit ihm und auch mit andren Pferden, Vulkan! Und zwar mußt du es bald lernen, wenn du Rennen laufen willst!«
    Vulkan schnaubte, als der Motor ansprang. Langsam fuhren sie durch die Nacht nach Hause.

    FÜNFZEHNTES KAPITEL

Die Peitsche

    Der Herbst ging zu Ende, der Winter begann. Auch die kalten Monate gingen vorüber, und es wurde wieder Frühling. Vulkans Training begann von neuem.
    Er war jetzt ein Zweijähriger, größer und wuchtiger als jeder andere, den Henry in seinem jahrzehntelangen Umgang mit Pferden gesehen hatte. »Aber trotz seiner Übergröße besitzt er Schnelligkeit«, sagte er zu Alec. Jawohl, nach vielen Arbeitsmonaten auf der Rennbahn wußte Alec jetzt, daß sein Pferd laufen konnte! Jedoch weder er noch Henry wußte, wie schnell es in Wirklichkeit war, denn der alte Trainer hatte darauf bestanden, daß Alec Vulkan zurückhielt, so gut er irgend konnte, daß er ihm niemals den Kopf ganz und gar freigab. Vulkan wollte laufen! Jedesmal, wenn Alec ihn auf die Bahn nahm, hatte er einen Kampf mit ihm zu bestehen. Aber aus irgendeinem Grund, den Alec selbst nicht erklären konnte, ließ das Pferd der Begierde, die seinen mächtigen Körper durchflutete, niemals völlig freies Spiel, wenn Alec von ihm verlangte, sich zurückzuhalten. Henry bekannte ihm: »Etwas Ähnliches habe ich noch nie erlebt! Vulkan ist das

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