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Blitz schickt seinen Sohn

Blitz schickt seinen Sohn

Titel: Blitz schickt seinen Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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entlang. Vulkan kam ins Schwitzen vor Begierde zu laufen; Alec suchte ihn zu beruhigen. Schließlich näherten sie sich dem Meßpfahl, der die 200-Meter-Distanz anzeigte. Alec brachte sein Pferd jetzt an den Innenzaun, denn Henry hatte ihn angewiesen, sich unmittelbar daneben zu halten. Er ritt ein Stück weit über den Meßpfahl hinaus und wendete dann. Vulkan bebte vor Begierde zu laufen, als Alec die Zügel lockerte. Er verhielt ihn zu einem leichten Galopp bis zu dem Pfahl, dann gab er ihm noch etwas mehr Zügel. Vulkan zog sich zusammen und schoß vorwärts, allmählich schneller werdend. Alec hielt ihn zurück; aber selbst so merkte er in diesen wenigen Sekunden, daß Vulkan niemals die Anfangsgeschwindigkeit erlangen würde, die Blitz gehabt hatte. Das wuchtige Pferd würde immer erst einen gewissen Anlauf brauchen, ehe es in Schwung kam. Wie eine Klette klebte Alec an Vulkans Hals, während dieser um seinen Kopf kämpfte. Mit zunehmender Geschwindigkeit flog der weiße Zaun neben ihnen vorbei, als Vulkans Galopp weiter und raumgreifender wurde. Der Wind blies Alec in die Augen, daß er kaum mehr etwas sehen konnte. Mit aller Kraft hielt er die Zügel zurück und rief Vulkan immer zu, er solle langsamer werden — denn jetzt war es längst kein Fünfzehn-Sekunden-Arbeitsgalopp über 200 Meter mehr, er wußte es! Vulkan flog dahin, das Gebiß festgeklemmt im Maul, er war nicht zu bremsen! Alec kämpfte verzweifelt, um die Kontrolle über ihn wiederzuerlangen, aber er kam mit seiner Kraft gegen die des dahinjagenden Pferdes nicht an. Sie flogen mit solcher Geschwindigkeit an Henry und der Eingangspforte vorbei, daß Alec die Unterbrechung im Zaun gar nicht bemerkte.
    Erst nachdem sie die Bahn einmal umrundet hatten, fühlte Alec ein erstes Reagieren seines Pferdes auf seinen Zug an den Zügeln und seine Zurufe. Allmählich wurde der Hengst langsamer, kämpfte aber immer noch um seinen Kopf. Alec redete ihm zu, dabei die Zügel mehr und mehr anziehend, und endlich, nachdem sie noch 400 Meter im Galopp zurückgelegt hatten, vermochte er ihn anzuhalten. Er lenkte ihn zu Henry zurück und rief schon von weitem: »Ich konnte ihn nicht zurückhalten, Henry, es war mir unmöglich! Ich habe es immer wieder versucht!«
    »Ich weiß, du warst machtlos«, nickte Henry und befühlte Vulkans Beine. Dann richtete er sich auf und beobachtete Vulkans Atmung etwa eine Minute lang. »Kann sein, es war zum Guten«, sagte er schließlich, »er machte es nach seinem eignen System. Ein Trainer muß manchmal bereit sein, alle Regeln über Bord zu werfen. Ich glaube, das war eben so ein Augenblick.«
    Napoleon wieherte, als Tony ihn auf die Rennbahn führte. Vulkan sah ihn kommen und schnaubte.
    »Was wird jetzt?« fragte Alec.
    »Ich möchte, daß du mit Vulkan langsam am Innenzaun entlangtrabst, während Napoleon außen nebenherzockelt. Halte den Hengst dicht am Zaun! Nachher werden wir es umgekehrt machen und versuchen, Napoleon am Zaun innen und Vulkan außen gehen zu lassen. Auf diese Weise soll Vulkan lernen, sich am Zaun zu halten, wenn es nötig ist, aber auch ohne ihn auszukommen, wenn die Situation das erfordert.«
    Alec und Vulkan warteten, während Henry Tony behilflich war, auf Napoleons Rücken zu gelangen. Tony hatte weder Sattel noch Zügel; er hockte tief in Napoleons Senkrücken und schlenkerte mit den Beinen — ein drolliges Bild! Alec konnte sich eines Lächelns nicht erwehren. Sicherlich war ein so groteskes Paar von Roß und Reiter noch niemals zuvor die berühmte Rennbahn von Belmont entlanggetrottet. Mit ernstem Gesicht hielt Tony den an Nappys Halfter befestigten Strick in den Händen. Der alte Graue stapfte mit schweren Schritten dahin; dann fiel er unaufgefordert in einen stoßenden Galopp, den Kopf hoch erhoben. Alec wendete Vulkan und wartete, bis Nappy heran war. Vulkan schnaubte und scharrte unwillig mit den Hufen. Nappy kümmerte sich nicht darum; er hielt seinen Kopf weiter hoch und auf die Tribünen gerichtet. Geschäftig wendete ihn |Tony und brachte ihn dichter an Vulkan heran, der am Innenzaun stand. Alec fühlte, daß der Hengst vor Kampflust zitterte. »Du bist ja dumm, du kannst dich doch nicht auf den friedlichen alten Burschen stürzen!« beschwichtigte Alec.
    Jetzt winkte Henry ihnen zu kommen. »Also, Tony, setzen wir uns in Trab!« rief Alec. Der kleine Italiener veranlaßte sein Pferd zu einem munteren Schritt und hielt sich die ganze Gerade hinunter wacker neben Vulkan. Alec konnte sich

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