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Blitz sucht seinen Vater

Blitz sucht seinen Vater

Titel: Blitz sucht seinen Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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durch die das Flugzeug hereingeflogen war. Das andere Ende war kaum zu erkennen. Auf beiden Seiten erhoben sich steile Bergwände, unregelmäßig zerklüftet. Hoch über ihnen ragten Gipfel in den Himmel, einige von ihnen mit ewigem Schnee bedeckt.
    Blitz schnaubte, als plötzlich ein kleiner Vogel vom Boden aufflog; dann senkte er den Kopf, um ruhig weiterzugrasen. Gefahr war demnach nicht in der Nähe.
    Henry sagte: »Es kann sein, daß wir längere Zeit warten müssen, als wir denken. Gonzáles hat uns Proviant zurückgelassen.« Er wies auf eine Satteltasche, die am Boden lag. Sie enthielt geräuchertes Fleisch, Brot und zwei sorgsam verpackte Thermosflaschen mit Milchkaffee. »Willst du etwas essen?«
    Alec schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Glaubst du denn wirklich, Henry, daß jemand kommen wird, um uns zu holen?«
    »Selbstverständlich. Du nicht? Der Flug hierher muß doch einen Sinn haben. Aber ich habe keine Lust, hier herumzusitzen. Ich denke, wir machen uns auf und laufen ein Stück. Vielleicht stoßen wir dann auf Menschen oder finden wenigstens Spuren von ihnen.«
    »Und in welcher Richtung sollen wir gehen?« fragte Alec. »Dort hinaus!« Henry wies auf die ferne Talmündung. »Hernach werden wir Blitz folgen, wohin er uns führt. Dies ist ein wildes Land, aber wir haben zum Glück ein Pferd bei uns, das die Wildnis kennt. So soll es uns den Weg zeigen. Falls irgendwo in der Nähe andere Pferde sind, wird es uns zu ihnen bringen.«

    ACHTES KAPITEL

Das Geisterpferd

    Blitz hob den Kopf. Er war plötzlich unruhig und wachsam. Der Wind kam in böigen Stößen, und obwohl die Sonne schon ziemlich hoch stand, war der Morgen eisig kalt. Alec ging zu seinem Pferd und umschloß sein weiches Maul mit beiden Händen; er suchte ein wenig Wärme und Trost. Dann richtete er den Kopf des Rappen in den Gebirgswind. »Komm, wir wollen gehen, Lieber!« sagte er. Blitz wieherte leise und spitzte die Ohren.
    Als er neben Blitz herging, kehrte seine Zuversicht zurück. Es mochte eine Weile dauern, sagte er zu sich selbst, aber sie würden schon einen Weg zu einem sicheren Ort finden. Wenn er allerdings seine Blicke hinauf zu den schroffen Berggipfeln über ihnen schweifen ließ, kehrten seine Zweifel zurück. Er runzelte die Brauen, als seine Augen in dem strahlenden Licht der Morgensonne blinzeln mußten; dann fühlte er sich plötzlich entsetzlich verlassen in der Unermeßlichkeit der Berge und des Himmels. Unwillkürlich schloß sich seine Hand fester um Blitz’ lederne Führleine.
    Das Tal führte nach Norden, wie der Stand der Sonne erkennen ließ. Sie hatten erst wenige hundert Meter zurückgelegt, als der Hengst zu schnauben und zu wiehern begann. Es war, als redete er in der Sprache der Wildnis. Bald darauf stießen sie auf einen Weg, der aus dem Tal hinausführte.
    »Was habe ich dir gesagt?« rief Henry und rannte vorwärts. Die lose, staubige Erde wies viele Hufspuren auf. Henry studierte die Ränder der Eindrücke genau, dann erklärte er: »Sie sind ziemlich alt.«
    »Vielleicht stammen sie von den Jährlingen, die ja von hier gekommen sein müssen, wenn ihr Vater hier lebt.«
    »Das könnte sein«, antwortete Henry, »von schweren Pferden stammen die Spuren nämlich nicht.«
    Alec spähte über den Weg: »Sieh mal, Henry, dort drüben sind auch Radspuren!«
    Henry lief hin und betrachtete die tiefen Spuren in der weichen Erde. »Eine Kutsche oder ein anderer ziemlich schwerer Wagen«, stellte er fest. »Die Hufspuren der Pferde, die das Gefährt gezogen haben, sind verschieden von den anderen; es waren schwerere Tiere. Außerdem sind die Spuren frischer.«
    Sie folgten dem sich an der Flanke eines Berges hochwindenden Weg und blieben häufig stehen, um den Boden zu untersuchen. Alles war still ringsum. Die Sonne stieg höher und rötete ihr Gesicht. Schließlich erreichten sie ein Plateau, wo ein rauschender Gebirgsbach die Stille unterbrach. Die Spuren führten auf der andern Seite weiter. Blitz blieb stehen, um ausgiebig zu trinken. Henry und Alec stärkten sich ebenfalls aus ihrem Proviant. Alec aß grübelnd. Viel Fleisch und Brot hatte Gonzáles nicht hinterlassen. Wie lange sollten sie sich davon ernähren? Oder war das ein Zeichen, daß er nur mit einer kurzen Wartezeit gerechnet hatte?
    »Besser, wir wandern weiter«, sagte Henry, nachdem sie gegessen hatten.
    Auch Blitz war offensichtlich froh, daß er wieder laufen durfte. Der schmale Weg wand sich bergaufwärts, oft ohne jeden Schutz an

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