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Blitz sucht seinen Vater

Blitz sucht seinen Vater

Titel: Blitz sucht seinen Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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oder eines Dorfes erkennen könnten, aber sie sahen nur das wildzerklüftete Gebirge auf allen Seiten. Das Flugzeug ging plötzlich in Sinkflug über, und seine Motoren heulten lauter als zuvor.
    Henry sagte: »Wahrscheinlich geben Sie irgendwem dort unten Zeichen.« Er starrte ins Dunkel. »Wo können wir sein?«
    Alec antwortete nicht, denn das Flugzeug setzte zur Landung an. Alec sprang auf und griff nach Blitz’ Halfter.
    Das Gebirge war jetzt sehr nahe. Das Flugzeug glitt an einem Wasserfall vorüber und ging immer tiefer. Dabei flog es auf einen engen Einschnitt zwischen zwei hohen Bergen zu.
    »Das ist wohl der Paß, von dem Gonzáles sprach«, sagte Alec, als das Flugzeug hineinglitt.
    »Ja, das scheint unser Ziel zu sein«, murmelte Henry. Man hörte das Fahrwerk auf hartem Boden kratzen, und das Flugzeug rollte aus. Es glitt noch einige hundert Meter langsam dahin. Dann verstummten die Motoren, und das Flugzeug stand. Henry und Alec sahen zum Fenster hinaus, konnten aber nur unbestimmte Schatten wahrnehmen. Gonzáles kam aus dem Cockpit in die Kabine. Seine massige Gestalt war gebückt; er wirkte plötzlich wie ein alter Mann.
    Henry sah ihn befremdet an und sagte: »Sollen wir hier aussteigen?«
    Gonzáles nickte, ging zur Tür, öffnete sie, sagte: »Bitte, helfen Sie mir!« und schob dann mit Henrys Hilfe die Aussteigerampe hinaus.
    Blitz war des langen Eingesperrtseins müde; er verließ das Flugzeug begierig mit hochgehaltenem Kopf und witternden Nüstern. In der Ferne heulte plötzlich ein Tier. Der Himmel war bewölkt; die Wolken verbargen den Mond; es gab nichts als die Schatten von Berggipfeln, Felsen und Klippen. Die grünen und roten Positionslichter des Flugzeugs erloschen und flammten dann wieder auf, mehrmals in noch kürzeren Pausen. Augenscheinlich gab das Flugzeug Lichtsignale für jemand in der Ferne.
    »Was soll das bedeuten, Gonzáles?« fragte Henry ärgerlich. »Hier ist doch weit und breit niemand?«
    »Wir müssen jetzt warten.«
    »Auf wen denn?« fragte Henry.
    »Das werden Sie bald sehen«, kam die nervöse Antwort. »Sie werden hier abgeholt.«
    Alec ließ Blitz an der Leine grasen und lauschte auf das schnelle harte Rupfen des Hengstes, das ihm die absolute Stille dieser beängstigenden Nacht erträglicher zu machen schien. Als Blitz weiterging, weil dort besseres Gras wuchs, gesellte sich Henry zu ihnen.
    Plötzlich warf Blitz den Kopf hoch und wieherte laut. Weit hinten über den schwarzen Gipfeln sah Alec ein rötlich flackerndes Licht am Horizont. War es ein Signal oder das erste Zeichen der Morgenröte? Alec fror sehr und faßte nach seinem Pferd. Er fühlte, daß Blitz zitterte, entweder vor Kampfeslust oder vor Furcht.
    »Henry, siehst du das Licht dort hinten?« fragte er.
    »Ja, die Sonne geht auf. Gott sei Dank!« erwiderte der alte Mann.
    Hinter ihnen sprangen die Motoren des Flugzeugs plötzlich an. Beide wandten sich um. Das Flugzeug startete und rollte mit blinkenden Lichtern, immer schneller werdend, an ihnen vorüber.
    »Gonzáles!« schrie Henry mit aller Kraft seiner Lungen, »Gonzáles! Was soll das heißen? Sie können uns doch hier nicht unserm Schicksal überlassen!«
    Nur das anschwellende Dröhnen der Motoren antwortete auf sein Geschrei. Gleich darauf hob das Flugzeug ab, und schon war es im Steigflug hoch in der Luft, kurvte und flog in die Richtung davon, aus der sie gekommen waren.
    Henry und Alec blieben wie betäubt stehen und sahen den in den Wolken verschwindenden Positionslichtern nach. Ein starker Wind kam auf und bewegte das Gras zu ihren Füßen. Dämmerlicht ließ die Schatten der Nacht schwinden.
    Alec starrte Henry an. Dann fragte er: »Henry, was soll das bedeuten? Ist das ein abgekartetes Spiel? Er sagte, wir würden abgeholt! Wir müßten warten!«
    »Das habe ich auch gehört.«
    »Meinst du, daß er gelogen hat?«
    »Das weiß ich nicht, aber das werden wir ja bald herausfinden!«
    Der Wind hatte den Aufgang der Sonne angekündigt. Schon erhellte sich der Horizont, und die Berge ringsum änderten ihre Farbe von schwarz zu grau und braun. Henry und Alec starrten gespannt nach Osten. Jetzt mußte gleich die Sonne erscheinen. Noch bevor sie am Horizont aufstieg, begannen die Gipfel der Berge zu leuchten. Dann trat die majestätische rotglühende Kugel ihren Lauf für diesen Tag an.
    Sie warteten stumm und beobachteten, wie ihre Umgebung nach und nach Gestalt annahm. Sie befanden sich in einem langen, schmalen Tal, nahe der Mündung,

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