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Blitz sucht seinen Vater

Blitz sucht seinen Vater

Titel: Blitz sucht seinen Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Geisterpferd?«
    »Ein Pferd bleibt ein Pferd. Geisterpferde gibt es nicht.«
    »An solch einem Ort und in solch einer Nacht kann man leicht genarrt werden«, meinte Alec. »Der feurige Schweif kann doch kaum Wirklichkeit gewesen sein!«
    »Es hat einmal ein Pferd gegeben, das >Feuerschweif< hieß«, sagte Henry versonnen. »Er erhielt diesen Namen, weil es so schnell rannte, als stünde sein Schwanz in Flammen. Es lief fünfzehnhundert Meter in einer Minute und vier Sekunden.«
    »Das ist Schwindel«, antwortete Alec, »so schnell kann kein Pferd laufen! Der Weltrekord steht bei einer Minute und dreiunddreißig Sekunden.«
    »Weiß ich!« erklärte Henry gelassen. »Aber bisher ist auch kein anderes Pferd mehr mit einem flammenden Schweif gelaufen.«
    »Und wann hat dieser >Feuerschweif< diese unwahrscheinliche Leistung vollbracht?« fragte Alec.
    »Vor ungefähr 200 Jahren.«
    »Dann ist die ganze Geschichte also nur eine Legende?«
    »Mag sein, daß die Zeitangabe eine Legende ist, aber das Pferd selbst hat tatsächlich gelebt.«
    Alec lachte. »Und stellst du dir nun vor, daß wir heute nacht >Feuerschweifs< Geist gesehen haben?«
    »Nein! Ich sagte schon, es war ein wirkliches Pferd. Aber wir haben jedenfalls beide einen funkensprühenden Schweif gesehen! Wir haben leise Hufschläge und ein Wiehern gehört. Genarrt hat uns nichts, weder die Nacht noch der Ort. Dessen bin ich sicher.«
    Das erste Morgengrauen erreichte jetzt die Gipfel der Berge. Langsam kroch es tiefer, bis es auch die Schwärze der Täler und Schluchten erhellte und bleigrau färbte. Schließlich konnten sie den Weg erkennen und weiterwandern.
    Alec, der Blitz führte, ging hinter Henry her durch das bereifte Gras. Er war froh, gehen zu können, denn seine Beine waren steif und seine Finger taub. Er rieb sie gewaltsam, nicht so sehr, um sie zu erwärmen, als um sich zu vergewissern, daß er wirklich wach war und auf einen neuen Tag zulief. Die hinter ihm liegende Nacht schien ihm ein Alptraum gewesen zu sein. Als das Blut in seinen Gliedmaßen wieder normal zirkulierte, fühlte er sich wohler. Immerhin hatten sie diese schreckliche Nacht überlebt und heil überstanden.
    Der Weg kletterte weiter nach oben, und schließlich erblickten sie von weitem eine ausgedehnte Hochebene, auf die er zuzuführen schien. Sie war am andern Ende von einem gewaltigen Gebirgsmassiv umschlossen, das Hunderte von Metern steil anstieg, bis es in wild zerklüftete, von Schnee bedeckte Gipfel auslief.
    Die Wegstrecke, die zu der Hochebene hinüberführte, war fast eben. Deshalb kamen sie rascher vorwärts, und ihr Mut stieg. Auch Blitz schnaubte erfreut. Ein leichter Wind wehte ihnen entgegen, der einen frischen Duft von Fichten und Zedern mit sich trug. Unwillkürlich beschleunigten sie ihr Tempo, gespannt zu sehen, was sie dort drüben erwartete.
    »Wenn der heftige, kalte Wind nicht gewesen wäre, der uns so früh zum Rasten zwang, hätten wir noch gestern abend bis hierher kommen können«, stellte Henry fest.
    Als sie die Hochebene erreichten, blieben sie überrascht stehen — auf so viel Schönheit waren sie nicht gefaßt gewesen. Vor allem aber überraschte sie eins: Dicht neben dem Weg befand sich ein großes, in Stein gefaßtes Wasserbecken, das ein Bergbach speiste. In der Mitte des Beckens erhob sich ein Marmormonument, das einen Knaben zeigte, der ein sich bäumendes Pferd führte. Sie waren sprachlos. Ihre Augen gingen von dem Monument zu dem sich vor ihnen ausbreitenden Land. Die Ebene war nicht so groß, wie sie angenommen hatten. Der sie umrahmende Gebirgszug war hufeisenförmig, so daß er die Ebene gut gegen die eisigen Bergwinde schützte, ohne die Segnungen der Sonne auszuschließen. Muntere Gebirgsbäche stürzten von den Bergen herab und bewässerten das üppige Gras. An zwei Seiten waren dichte Fichten- und Zedernwälder zu sehen. Die Luft war angenehm warm und mild, ohne heiß zu sein.
    »Was sagst du dazu?« fragte Henry, atemlos vor Staunen. »Mir kommt es vor wie ein Märchen am Ende eines Alptraums!« Beide betrachteten das Monument. Der Knabe hätte Alec, das Pferd Blitz darstellen können. Sie starrten minutenlang hin und blickten dann unwillkürlich suchend umher nach den Menschen, die hier leben mußten.
    Ja, hier lebten Menschen, denn weiter hinten sahen sie eine hohe Mauer, in deren Mitte sich ein großes Tor befand. Und zwischen ihnen und der Mauer überspannte eine hölzerne Brücke eine Art Burggraben. Als sie dort ankamen, sahen

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