Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitz sucht seinen Vater

Blitz sucht seinen Vater

Titel: Blitz sucht seinen Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
wäre nur die Nacht, die Kälte und die fremden Berge, die ihm das merkwürdige Gefühl einer drohenden Gefahr vermittelten. Doch er brauchte nur Blitz anzusehen, um zu wissen, daß er sich belog, denn auch sein Pferd war verstört. Blitz hatte den Kopf gehoben und trat unruhig hin und her.
    Ein Windstoß fuhr über das Plateau, der merkwürdig warm war. Er ließ das Feuer aufflackern; vereinzelte Flammen züngelten hoch; das Gras raschelte. Dann war es vorbei, und das Feuer fiel wieder zusammen. Gleich darauf kam es Alec vor, als geistere ein rötliches Licht durch die tiefen Schluchten unter ihnen. Er war seiner Sache nicht sicher, aber eine Gänsehaut lief ihm über den Rücken und damit ein verzweifeltes Gefühl der Verlassenheit. Er lehnte sich an sein Pferd, das jedoch nicht darauf reagierte wie sonst. Es zitterte heftig, entweder vor Kälte oder vor Furcht. Eine einzelne schwarze Wolke schob sich jetzt vor den Mond und machte die Nacht pechfinster.
    Plötzlich wendete Blitz den Kopf, und seine Nüstern weiteten sich. Alec folgte der Bewegung mit gesteigerter Wachsamkeit, denn er wußte, daß sein Pferd jetzt eine Witterung aufgenommen hatte. Der seltsame Bann, der ihn gelähmt hatte, war verschwunden, und Blitz zitterte nicht mehr. Voller Eifer spähte er in die Nacht hinaus. Dann hob er den Kopf und stieß seinen lauten Kampfschrei voll Haß und Feindseligkeit aus, während sich seine Ohren spitzten. Gleich darauf schrie er noch einmal, stieg und bäumte sich. Bei Blitz konnte das nur eine einzige Bedeutung haben: er hatte einen anderen Hengst gewittert! Alec starrte in die gleiche Richtung wie der Hengst. Dort war wieder — weit weg — das rötliche Licht, das er vorhin drunten in den Schluchten gesehen hatte — jetzt aber war es hoch über ihm! Zuerst schien es nur ein glühender Punkt zu sein, dann kam es näher und wurde größer. Gleich darauf wanderte es auf den Abgrund zu, der die eine Seite des Plateaus begrenzte. Es bewegte sich langsam seitwärts, als ob es flöge, glitt dann nach unten und verschwand.
    Alec schloß die Augen und schüttelte ratlos den Kopf. Hatte der Mond ihn genarrt, der wieder hinter der Wolke hervorgekrochen war. Nein, das konnte es nicht sein, denn Blitz schrie wieder und bäumte sich hoch auf. Wenn Alec ihn nicht fest an der Führleine gehalten hätte, wäre er ausgebrochen.
    Das Wiehern des Hengstes und sein ganzes Benehmen bewiesen, daß dort drüben ein anderer Hengst war, obwohl das ganz unmöglich zu sein schien.
    Henry stand plötzlich an Alecs Seite. »Was ist los? Warum schreit er so? Was hat das zu bedeuten?«
    Alec hatte es nicht nötig, zu antworten, denn jetzt sah man im hellen Mondlicht auf dem Kamm des gegenüberliegenden Gebirgszugs die Silhouette eines galoppierenden Pferdes, das laut wieherte...
    Blitz stieg und wollte vorwärts stürzen, aber mit Henrys Hilfe konnte Alec ihn festhalten. Ihr Herzschlag setzte für einen Sekundenbruchteil aus, denn sie sahen den Schweif des Pferdes phosphoreszieren; er schien ihnen ein funkelnder Streifen von blauen, roten und orangefarbenen Lichtern zu sein... Das Pferd stürmte über den Bergkamm in die Tiefe; es war nicht mehr zu sehen. Aber seine Hufschläge näherten sich; sie waren nur schwach zu hören, aber doch deutlich. Dann wieder wurden sie immer leiser. Blitz bäumte sich immer wieder, wollte losstürzen und schnaubte; aber es gab ja nichts, gegen das er kämpfen konnte, denn das fremde Pferd war nicht mehr zu sehen. Endlich beruhigte er sich, als auch nichts mehr zu hören war — nur das Rauschen des wieder stärker werdenden eisigen Windes.

    NEUNTES KAPITEL

Das Wunderland

    Alec und Henry warteten, ob das Geisterpferd zurückkehren würde; ihre Augen tränten von dem angestrengten Starren in die Dunkelheit. Auch Blitz hob immer wieder den Kopf und witterte in die Ferne.
    »Sei schön ruhig jetzt«, flüsterte Alec ihm zu, »es ist wieder alles in Ordnung.«
    Wohin waren sie bloß geraten? Er überlegte. Was für ein Pferd war es, das in den Bergen lief, wo es keinen Weg geben konnte, und eine Spur leuchtender Funken hinter sich ließ? Wer benutzte den Weg, auf dem sie hierher gekommen waren, und wohin führte er? Ein Schauder lief ihm über den Körper, und er ging hinüber zum Feuer, um es wieder anzufachen.
    »Haben wir denn wirklich ein Pferd gesehen?« fragte er Henry.
    »Selbstverständlich war es ein Pferd«, murmelte Henry. »Ein Pferd erkenne ich, wenn ich eins sehe.«
    »Auch ein

Weitere Kostenlose Bücher