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Blitz sucht seinen Vater

Blitz sucht seinen Vater

Titel: Blitz sucht seinen Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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»es ist nur ein kurzer Weg.« Er ging voran, schlank, groß und straff aufgerichtet. Sein Gang verriet den wendigen, elastischen Reiter.
    Sie gingen durch das große Tor, das ein Diener öffnete und wieder schloß, sahen aber kein Haus, wie sie erwartet hatten, denn vor ihnen lag eine ausgedehnte Ebene, die einer riesigen Parklandschaft glich. Das Gras schien hier noch üppiger zu sein als außerhalb der Mauer. Hohe, majestätische Bäume mit dichtem Laub spendeten überall Schatten. Das ganze Gelände wirkte sommerlich schläfrig.
    Abd al Rahman sah zu dem Tor zurück, als lausche er dem verklungenen Räderrollen der Kutsche. Er sagte lächelnd: »Tabari ist wie alle Frauen, sie versucht gleichzeitig zu lieben und zu herrschen. Ich glaube, ich habe sie verwöhnt. Es gibt hier so wenig, was sie zerstreuen kann.«
    »Ist sie denn nicht gern hier?« fragte Alec.
    »Sie ist lieber dort, wo Sie sie kennengelernt haben, Alec, in unserem Heim in Arabien. Sie fliegt aber auch oft nach England, wo wir beide Freunde haben. Hier ist es für eine Frau viel zu einsam, und für die meisten Männer auch. Aus diesem Grund habe ich Tabari vor einigen Jahren das Fliegen gelehrt. Jetzt entflieht sie oft wie ein Vogel und kommt zurück, wenn sie gerade Lust hat.«
    Der Weg war vom Tor ab zu einem gut gepflegten Fahrweg geworden, mit weißen Mauern zu beiden Seiten, die die ganze Ebene in viele kleine und große Koppeln aufteilten. Eine Herde von Stuten graste auf der einen Weide, und Alec packte wohlweislich Blitz’ Führleine fester, als sie sich ihnen näherten. »Das sind Rennstuten, Alec«, sagte Henry.
    Alec begriff, was er sagen wollte. Aus dieser Herde stammten die Jährlinge, die nach Amerika zur Auktion geschickt worden waren. Die Stuten waren im Gegensatz zu den Wagenpferden, die sie eben gesehen hatten, groß und kräftig. Sie besaßen Substanz und Adel. Jeder Pferdekenner sah das sogleich. Johar, die Stute, die Blitz geboren hatte, war vom gleichen Typ gewesen. Wo war sein Vater?

    ELFTES KAPITEL

Ziyadahs Geschichte

    An einer Biegung des Weges hörten die Koppeln auf, und ein riesiges, burgähnliches Gebäude aus goldgetöntem Stein tauchte vor ihnen auf. Es hatte mehrere Stockwerke und ein von hohen Säulen flankiertes Portal. Trotz seiner Größe wirkte es freundlich, weil es von herrlichen Gartenanlagen umgeben war. Kleine Springbrunnen plätscherten überall, deren Wasser sich teils in Teiche, teils in muntere kleine Bäche ergoß. Bunt blühende Blumen und Sträucher waren in Terrassen angepflanzt; zwischen ihnen sah man Statuen, die Menschen und Tiere darstellten. Es war ein Labyrinth von hängenden Gärten, Wasserspielen und Bildhauerkunst.
    Mehrere Männer arbeiteten in diesen Anlagen. Sie hielten inne, um Henry und Alec anzuschauen, als sie vorübergingen. Besucher waren hier augenscheinlich selten. Die Männer waren groß und muskulös, ihre Züge waren dunkel und scharf, aber Araber waren es nicht. Ihre Kleidung wies auf Gebirgsbewohner hin. Offensichtlich waren es Eingeborene des Landes, wie immer es heißen mochte.
    Alec und Henry gingen langsam neben dem jungen Scheich her, staunend über das, was sie erblickten und entzückt von diesen wundervollen Anlagen. Die Luft war gesättigt von den Düften der Blumen, und die Frage, wer diese Herrlichkeit ins Leben gerufen hatte, war überflüssig, weil es nur eine Frau sein konnte, deren Geschmack sich in allem verriet — nämlich Tabari.
    Als sich der Weg gabelte, führte Abd al Rahman sie von dem großen Haus weg.
    »Kommen Sie«, sagte er, »als Pferdekenner müssen Sie zuallererst meine Ställe sehen und Ihr Pferd versorgen.«
    Nach wenigen Minuten gelangten sie zu einer Brücke, die sich über einen kleinen Fluß spannte, wahrscheinlich den gleichen, der durch den Burggraben floß. Auf der anderen Seite der Brücke stand seitlich vom Weg ein großes Zelt, gut zehn Meter lang und etwa sechs Meter breit. Am einen Ende war es offen, und dort saß eine Gruppe von Arabern um ein großes Feuer. Alec konnte riechen, daß sie sich Kaffee aufgebrüht hatten.
    Es hätte eine Szene in Arabien sein können; Alec hielt unwillkürlich Ausschau, wo ihre Kamele lagerten. Er sah jedoch nur eine kleine Herde weidender Schafe und Ziegen.
    Als sie vorübergingen, erklärte Abd al Rahman: »Wir haben einige Auserwählte unseres Stammes mit hierhergebracht, hauptsächlich für die Arbeit auf den Koppeln und in den Ställen. Im Hause sind sie nicht zu gebrauchen... und sie

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