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Blitz sucht seinen Vater

Blitz sucht seinen Vater

Titel: Blitz sucht seinen Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Augen. »Der lange Weg hierher war wohl schlimm?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte sie sich dem auf ihrer Seite sitzenden alten Mann zu. »Nazar«, sagte sie, »brennen deine alten Augen nicht vor Neid, wenn du ein solches Pferd siehst? Ist er nicht ganz so geworden, wie mein Vater es geträumt hat?« Ihre Augen hafteten auf dem Greis, der still dasaß und vor sich hin starrte.
    Gehorsam hob Nazar jetzt den Kopf und betrachtete Blitz; doch sein Blick war leer und uninteressiert. Er war der einzige von den drei Personen, der ein arabisches Gewand trug. Als er sein verrunzeltes Gesicht wieder von dem Pferd weg und Tabari zuwandte, hatte sich sein Gesichtsausdruck verändert; seine Augen waren jetzt wach und scharf. Aber er sagte nichts.
    »Er ist sehr alt und müde«, sagte sie sanft zu Alec und Henry. »Auch ist er stumm und fast taub. Aber er liest mir die Worte mit Leichtigkeit von den Lippen. Er war meines Vaters liebster Diener. Jetzt wünscht er sich, in seine Heimat zurückzukehren, um zu Allah zu kommen. Ich bringe ihn dorthin.«
    Sie sprach Allahs Namen ehrfürchtig aus, doch klang ihre Sprechweise sehr englisch; auch ihre Kleidung zeigte rein englischen Stil, während ihr Gatte augenscheinlich eine Mischung von östlichem und westlichem Geschmack bevorzugte. Sein dunkles Gesicht wurde von einem flatternden weißen Kopfschal umrahmt, gehalten von einer Kordel, die so kohlschwarz war wie sein Bart. Seine schlanke, hochgewachsene Gestalt war jedoch in Cordbreeches, englische Reitstiefel und einen dunkelblauen Sweater gekleidet.
    Tabari wandte sich ihm zu, und für den Bruchteil einer Sekunde war es Alec, als sähe er den Schatten eines tiefen Kummers über ihr Gesicht gleiten. Doch er war gleich wieder verschwunden, und ein leises Lächeln blieb zurück.
    »Du mußt mit unseren Gästen ins Haus zurückgehen«, sagte sie freundlich zu Abd al Rahman, »und dafür sorgen, daß sie gut untergebracht werden. Eine so große Ehre wird uns selten zuteil.«
    Abd el Rahman lächelte seine Frau an und streichelte ihre Hand. »Du weißt, daß der Weg nicht ungefährlich ist, wenn man im Wagen fährt«, sagte er, »ich würde lieber bei dir bleiben, aber unsere Gäste gehen vor.« Er erhob sich, küßte Tabari flüchtig und stieg aus. »Paß gut auf, Jason!« sagte er zu dem Kutscher.
    »Jawohl, Sir«, war die Antwort.
    Tabari sagte zu Alec und Henry: »Ich hoffe, daß mein Gatte es Ihnen behaglich macht, bis ich heimkehre.« Dann sah sie Blitz an. »Scheitans Stall ist schon seit langer Zeit für ihn bereit. Vorwärts, Jason!«
    Alec sah der sich jetzt rasch entfernenden Kutsche grübelnd nach. Was konnte Tabari mit ihren letzten Worten gemeint haben? Er wandte sich Abd al Rahman zu.
    »Sind wir hier in Arabien? Meinte Tabari das, als sie sagte, Scheitans Stall stünde schon lange für ihn bereit?«
    Die Augen des jungen Scheichs folgten der Kutsche ebenfalls, als er antwortete: »Nein, Alec, Arabien ist weit weg. Das hier ist eine Festung, die Tabaris Vorfahren erbaut haben, Jahrhunderte her, ehe Blitz auf die Welt kam. Hier ist er noch nie gewesen.«
    Henry wollte wissen: »Und wo sind wir hier? Wie heißt das Land?«
    »Das, lieber Freund, möchte ich für mich behalten«, antwortete der Scheich. »Ich habe viele Feinde, die mir meine Pferde rauben würden, wenn sie wüßten, wo ich sie verberge.«
    Henry knurrte: »Hierher zu finden, dürfte ihnen schwerfallen.«
    »Stimmt«, erwiderte Abd al Rahman freundlich, »aber nur, weil das Geheimnis stets gewahrt worden ist. Hier haben Tabaris Vorfahren ihre berühmte Pferdezucht aufgebaut. Das Weideland und das Wasser sind hier so gut, wie sonst wohl kaum irgendwo auf der Welt. Auch gegen rauhe Winde ist das Land gut geschützt« — er zögerte, lächelte und fuhr dann fort — »desgleichen gegen Überfälle! Hier haben wir von unseren Feinden nichts zu fürchten.«
    »Sie müssen vorzügliche Pferde besitzen, wenn all das lohnen soll«, sagte Henry.
    Das Lächeln des Scheichs erlosch. »Das wissen Sie doch selbst, Henry. Deshalb sind Sie ja schließlich hierhergekommen.«
    »Und woher wußten Sie, daß wir kommen würden?« fragte Alec. »Sie sagten ja, daß Sie uns erwartet hätten.«
    »Es gehört zu meinem Geschäft, alles zu wissen, was mit guten Pferden zusammenhängt«, erwiderte Abd al Rahman. Sein scharfer Blick wanderte zu Blitz, der ruhig und selbstbewußt dastand. »Wir haben natürlich seine Laufbahn verfolgt. Aber jetzt kommen sie bitte«, fuhr er fort,

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