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Blitz sucht seinen Vater

Blitz sucht seinen Vater

Titel: Blitz sucht seinen Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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sie, daß er gut zehn Meter breit und sehr tief war. Ein kleiner Fluß rauschte hindurch, und es gab keinen Zweifel, daß der Graben ehemals die Bestimmung gehabt hatte, feindliche Eindringlinge von der Mauer dahinter fernzuhalten.
    Sie wollten die Brücke gerade überschreiten, als das große Tor in der Mauer sich plötzlich öffnete. Gleich darauf kam eine von Pferden gezogene Kutsche daraus hervor!
    Blitz wieherte erfreut, denn die Pferde waren Stuten, vier schneeweiße Araber. Sie kamen mit raumgreifenden Schritten daher, Schweife und Mähnen gekräuselt und flatternd. Ihre Schenkel bewegten sich mit müheloser Leichtigkeit, und ihre Köpfe wippten anmutig auf und ab.
    Henry und Alec sahen sogleich, daß sie hier Araber reinsten Blutes vor sich hatten. Es waren kleine Pferde, obwohl ihre vollendeten Proportionen sie größer erscheinen ließen. Ihre Ohren waren klein und fein gespitzt und standen weit auseinander, desgleichen ihre Augen. Selbst im Schritt schienen sie zu schweben, schienen die Hufe die Erde kaum zu berühren. Henry murmelte: »Wir sind am Ziel, Alec.«
    Alec antwortete nicht, denn die Pferde waren jetzt beinahe bei ihnen, und er war versunken in den Anblick ihrer makellosen Bewegungen. Erst als ihm zum Bewußtsein kam, daß Henry recht hatte, nahm er seine Augen von den Pferden und richtete sie auf das Gefährt.
    Der Kutscher saß auf einem erhöhten Sitz und hielt Zügel und Peitsche sachkundig und geschickt. Er trug eine schwarz-goldene Livree. Der Wagen war gleichfalls schwarz; nur die Türen waren mit Gold abgesetzt. Er war offen; auf dem Rücksitz saßen zwei Männer und eine Frau.
    Als er kurz vor ihnen anhielt, sagte eine sanfte Stimme: »Sei willkommen in deiner Heimat, Scheitan! Wir haben dich erwartet!«

    ZEHNTES KAPITEL

Ein Wiedersehen

    Scheitan war der arabische Name, den Blitz vor vielen Jahren in seiner Heimat geführt hatte. Nur wenige Menschen wußten das.
    Es war die Frau, die gesprochen hatte. Alec erkannte sie sogleich, obwohl sie sich stark verändert hatte. Das war ja auch nicht verwunderlich, denn er hatte sie damals als heranwachsendes Mädchen gesehen, jetzt aber war sie eine junge Frau.
    Es war Tabari, die Tochter Scheich Abu Ben Isaaks, der Blitz gezüchtet hatte!
    Damals war sie eine blutjunge, mutige Reiterin gewesen, der Stolz ihres Stammes. Jetzt saß sie in fast gezierter, förmlicher Haltung in ihrer luxuriösen Kutsche. Immerhin schien sie sich der alten Zeiten zu erinnern, als sie freundlich hinzufügte: »Und auch ihr, Henry und Alec, seid willkommen!«
    Alec sagte verwirrt: »Oh, Tabari, ich kann es nicht fassen!«
    Sie lächelte wortlos, und jetzt aus der Nähe erkannte Alec noch deutlicher, daß ihr reizendes mädchenhaftes Wesen von einst völlig verschwunden war. Jede ihrer Bewegungen schien ihm berechnet, und ihre ganze Art, obwohl nicht unfreundlich, so doch sehr kühl zu sein. Deshalb wartete er darauf, daß sie weitersprach, denn er hatte das Empfinden, daß es besser wäre, ihr die Führung des Gesprächs zu überlassen.
    Der Mann neben ihr sagte: »Ich heiße euch ebenfalls willkommen.« Seine Stimme klang laut und herablassend. Es war Tabaris Gatte, Scheich Abd al Rahman, und er hatte sich viel weniger verändert als sie. Doch das war ebenfalls begreiflich, denn er war ja bereits ein erwachsener Mann gewesen, als Alec damals Scheich Abu Ben Isaak besucht hatte, nachdem er ihm Blitz zurückgegeben hatte, der dem Scheich gestohlen worden war.
    Abd al Rahmans kurzer schwarzer Bart berührte seine Brust, als er sich jetzt vorbeugte und die Hand aus dem Wagen streckte, um die Ankömmlinge zu begrüßen. Henry und Alec schüttelten sie. Dann sahen beide Tabari an, die ihrerseits Blitz betrachtete und lächelte.
    »Ist er nicht noch genau so schön wie einst?« fragte sie ihren Mann.
    Abd al Rahmans Augen leuchteten auf. »Gewiß!« gab er zurück und fuhr dem Hengst mit seiner schlanken braunen Hand über den Rücken. »Er ist noch ganz so, wie ich ihn gekannt habe, Tabari.«
    Jetzt machte Henry zum ersten Mal den Mund auf. »Das klingt ja alles, als ob Sie uns erwartet hätten?« Die Frage klang scharf.
    »Das haben wir auch, obwohl nicht so schnell«, sagte der Scheich. »Wir haben aber leider weder das Flugzeug noch Don Angels Signale bemerkt. Schuld daran trägt wohl das häßliche Wetter der letzten Nacht.«
    Tabari lachte in sonderbarer Fröhlichkeit auf; sie warf den Kopf zurück.
    »Ihr seht beide so verstört aus!« sagte sie mit blitzenden

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