Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitz sucht seinen Vater

Blitz sucht seinen Vater

Titel: Blitz sucht seinen Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
sich unwillkürlich mit der Hand an die Nase: der Geruch des scharfen Liniments, mit dem er Blitz’ Bein eingerieben hatte, machte sich mit einemmal bemerkbar, nur schwach zwar, aber für Alecs gute Nase deutlich spürbar. Er roch an seinen Händen, doch sie rochen nur nach Seife. Vielleicht hatte er ein paar Tropfen auf seine Kleider vergossen? Er zog seinen Rock aus und beschnupperte ihn von oben bis unten, fand aber auch hier keine Spur. Er setzte sich wieder hin und überlegte. Wie kam der unverkennbare Geruch des Liniments in diesen Raum? Von Blitz im Hengststall und den Stutenställen konnte er nicht kommen, denn die Fenster waren ja geschlossen. Die einzige Öffnung im Raum war der Kamin. Wieder erinnerte er sich an das, was er soeben über die engen Beziehungen der Beduinen zu ihren Pferden gelesen hatte. Rasch ging er zum Kamin hinüber. Dort roch es nach Rost, kaltem Ruß und Feuchtigkeit — aber auch nach dem Liniment, viel stärker als zuvor. Der Geruch schien durch den Schornstein zu kommen. Er sah, daß der Schornstein nach unten weiterführte. Stieg der Geruch von unten herauf? Es war gut möglich, Pferde in den Kellerräumen eines so großen Gebäudes unterzubringen. Beinah schien es auf der Hand zu liegen, daß der alte Barjas Ben Isaak in den Kellern Ställe eingebaut hatte, um seine kostbarsten Pferde dort zu verstecken... Und konnte nicht Ziyadah nach der wilden Jagd in der letzten Nacht auch das Liniment nötig gehabt haben? Befand sich der Hengst dort unten?

    ACHTZEHNTES KAPITEL

Eine seltsame Entdeckung

    Alec verließ das Zimmer. Auf keinen Fall ein Geräusch machen! warnte er sich selbst. Der lange Korridor, den er durchschreiten mußte, war nur schwach erhellt. Als er ein Fenster erreichte, von dem aus er die beleuchtete Stalluhr sehen konnte, stellte er fest, daß es nach drei Uhr war. Somit hatte er länger geschlafen, als er glaubte. Doch das war ganz gut so, denn umso geringer war die Gefahr, jemand aufzuwecken.
    Leise ging er weiter. Vermutlich lag der Eingang zum Keller hinten im Haus, bei den Küchenräumen. Dort fand er schließlich, was er suchte, denn als er eine Tür in der Nähe der Küchentür öffnete, stand er vor einer steil in die Tiefe führenden Treppe. Einen Augenblick zögerte er, in die Finsternis hinabzusteigen, und wenn er den Lichtschalter nicht gefunden hätte, wäre er vielleicht umgekehrt. Aber der Schalter deutete darauf hin, daß die in der Küche beschäftigten Leute diese Treppe benutzten. Zu befürchten war also vermutlich nichts. Er schloß erst die Tür, bevor er Licht machte. Dann stieg er hinunter. Er schnupperte unentwegt nach dem vertrauten, scharfen Geruch des Liniments. Doch es roch lediglich nach feuchtem Mauerwerk, Staub, Moder und der dumpfen Luft alter, unbewohnter Räume.
    Als er ans Ende der Treppe gelangte, hielt er inne und ließ seine Augen langsam durch den großen Raum wandern, in dem er sich befand. Augenscheinlich war es ein Vorratskeller, denn an den Wänden standen überall Kisten mit Konserven und große, mit Flaschen gefüllte Gestelle. Als er weiterging, stieß er auf ein wahres Labyrinth von langen Gängen, großen und kleinen Räumen, und schließlich auf große tonnenförmige Gewölbe zu beiden Seiten eines breiten Ganges, die augenscheinlich früher Boxen enthalten und dazu gedient hatten, Pferde einzustellen, jetzt aber nur dick mit Staub und Spinnweben bedeckte aufgespeicherte alte Möbel enthielten. Der Gang endete vor einem großen eisernen Tor, das wohl direkt ins Freie führte. Auch daraus ließ sich schließen, daß diese Gewölbe tatsächlich alte Ställe waren, die Barjas Ben Isaak vor Jahrhunderten benützt hatte. Aber das Tor war völlig verrostet, auch das Schloß und die Riegel; es konnte seit vielen Jahren nicht mehr geöffnet worden sein. Jedenfalls waren hier drunten jetzt offenbar keine Pferde mehr, nur ausrangierter alter Kram.
    Auch von dem Geruch des Liniments war nirgendwo etwas zu spüren. Demnach mußte der Geruch von draußen gekommen sein, durch den oberen Teil des Schornsteins. Also mußte er draußen weitersuchen und vor allem nachsehen, ob die Flasche mit dem Liniment noch in der Geschirrkammer stand. Er ging leise durch die Kellerräume zurück. Nirgends war etwas zu hören. Er hatte auch nicht mehr das Gefühl, von irgend jemandem beobachtet zu werden, das ihn vorher ein paarmal befallen hatte. Er hegte nur noch den Wunsch herauszufinden, ob sich die Flasche mit dem Liniment in der Geschirrkammer

Weitere Kostenlose Bücher