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Blitz sucht seinen Vater

Blitz sucht seinen Vater

Titel: Blitz sucht seinen Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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plauderten. Sie bemerkten ihn nicht. Er entschloß sich, Abd al Rahman in dem kleinen Zimmer hinter der Bibliothek zu suchen, das Abu Ben Isaaks Arbeitszimmer gewesen war. Die anderen Räume des großen Hauses kannte er nicht. Als er dort anklopfte, kam keine Antwort. Er trat ein, erstaunt, die Tür nicht verschlossen und das Zimmer leer zu finden, obwohl die Lampe auf dem Schreibtisch brannte. Alec vermutete daraufhin, daß der Scheich hier gewesen war und bald zurückkommen würde. Deshalb setzte er sich und wartete.
    Das Zimmer war feucht und kalt. Im Kamin brannte kein Feuer. Es lag auch keine Asche darin, und der gewohnte Korb mit Holz war nirgendwo zu sehen. Offenbar wurde der Raum nie geheizt. Ein Schauder überlief Alec; er stand auf und wanderte umher, um sich zu erwärmen. Er erinnerte sich, wie ihm die Enge und die ärmliche Ausstattung dieses kleinen Raumes schon bei seinem ersten Besuch auf die Nerven gegangen waren. Jetzt war es hier noch ungemütlicher. Daran war wohl die Nacht schuld.
    Er nahm ein Buch vom Schreibtisch und schlug es auf. Es war in englischer Sprache gedruckt und handelte von Beduinen und ihren Pferden. Unwillkürlich begann er darin zu lesen. Der Verfasser schien ein guter Kenner der Wüstenstämme zu sein. Die ersten Kapitel überflog er nur; sie brachten Dinge, die er schon kannte. Aber dann stieß er plötzlich auf einen Satz, der ihn überraschte. Er rückte die Lampe näher, um besseres Licht zu haben, und las ihn noch einmal:
    »Das reinblütige Araberpferd ist jahrhundertelang so starker Inzucht unterworfen worden, daß es heute nicht mehr sehr fruchtbar ist.«
    Er sah hoch von dem Buch und starrte lange überlegend in das Lampenlicht. Traf das vielleicht auch auf Ziyadah zu? War es möglich, daß Abd al Rahman Blitz haben wollte, weil er ein erprobter Deckhengst war, während Ziyadah bei den Jährlingen versagt hatte?
    Auf den nächsten Seiten des Buches wurden Beispiele angeführt, die diese Feststellung des Verfassers belegten. Dann kam er zu einem Abschnitt, der mit den Worten begann:
    »Schwarze Araberpferde waren von jeher sehr selten. Wenn die großen Scheichs gelegentlich das Glück hatten, einen guten Rappen zu züchten, wählten sie ihn stets — ohne jede Ausnahme — für ihren persönlichen Gebrauch.«
    Nach Tabaris Erzählung war Ziyadah ein Goldfuchs, mit einem so blanken Fell, daß es die Strahlen der Sonne spiegelte. So hatte sie ihn jedenfalls geschildert. Blitz aber war kohlschwarz, so schwarz wie Teer, so schwarz wie die Nacht. Hatte er hier wieder ein Teilchen des Rätselspiels in Händen? Wollte Abd al Rahman deshalb Blitz für sich selbst haben?
    Das Zimmer schien wärmer geworden zu sein, oder täuschte er sich, weil er so nahe bei der Lampe saß? Seine Lider wurden ihm schwer, er mußte sich gewaltsam zum Wachbleiben zwingen. Nur eine Seite wollte er noch lesen! Wenn der Scheich dann noch nicht gekommen war, wollte er gehen. Er schlug die nächste Seite auf:
    »Die Beduinen haben während ihrer langen Geschichte besonders auserwählte Fohlen wie ihre eigenen Kinder behandelt Solche Fohlen hielten sie stets dicht bei sich und nahmen sie mit in ihre Zelte zum Schlafen.«
    Ja, das hatte er schon von Abu Ben Isaak gehört.
    »Die arabischen Pferde sind dadurch die klügsten von allen geworden.« — Alecs Augen blinzelten schläfrig. — »Sie kommen heran, wenn sie gerufen werden; sie verteidigen ihren Herrn, wenn er angegriffen wird. Sie werden...«
    Alecs Kopf fiel vornüber, seine Augen schlossen sich. Einen Augenblick später war er fest eingeschlafen.

    Durch das Heulen des Windes erwachte er. Noch halb im Schlaf horchte er auf das klagende Geräusch; dann kam ihm zum Bewußtsein, wo er sich befand. Wie kam denn der Wind in diesen engen Raum? Er blickte zu den schmalen Buntglasfenstern, die den Kamin flankierten. Sie waren fest geschlossen. Aber der Kamin — natürlich! Durch den großen Schornstein rauschte der Nachtwind.
    Das Buch lag geöffnet vor ihm; er wollte es eben zuklappen und das Zimmer verlassen, als ihm einfiel, was er zuletzt gelesen hatte. Ob Scheich Abu Ben Isaak Ziyadah als Fohlen wohl auch stets bei sich behalten hatte? Nicht im Zelt natürlich, aber hier in diesem Haus? Nein, doch wohl nicht. Er hatte ja den prächtigen Hengststall auf dem Hügel jenseits der Stutenställe gebaut. Alec mußte lächeln. Jetzt ging seine Phantasie wirklich mit ihm durch. Er schlug das Buch zu, legte es an seinen Platz und stand auf.
    Dann fuhr er

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