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Blitz sucht seinen Vater

Blitz sucht seinen Vater

Titel: Blitz sucht seinen Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Zimmer. Tabari war die erste, die das Schweigen im Raum unterbrach, indem sie leichthin sagte: »Manchmal benimmt sich mein Mann wie ein kleiner Junge. Die Suche nach Ziyadah ist sein Lieblingsspiel, das er mit Blitz als Trumpf zu gewinnen hoffte — mir zum Trotz, weil ich ihm immer wieder sage, daß Ziyadah tot ist. Jetzt haben Sie ihm das Spiel verdorben, weil er annimmt, daß Sie der gleichen Meinung sind.«
    Alec sah sie an. »Ich kann Ihnen nicht zustimmen, Tabari. Ich glaube nicht, daß Ihr Gatte der kleine Junge ist, als den Sie ihn hinstellen wollen. Er ist rauh, zäh und hart geblieben unter all der zivilisierten Tünche, die Sie ihm wohl anerzogen haben. Und er wird bekommen, was er wünscht, sogar Ziyadah. Denn ich weiß, daß Ziyadah lebt.«
    Sie antwortete nicht, aber in ihren Augen stand Furcht, als sie sich erhob und hinausging.

    SIEBZEHNTES KAPITEL

Ein altes Buch

    Den ganzen Tag über blieben Alec und Henry allein. Der Scheich hatte sich entschuldigen lassen: seine Besprechung mit Gonzáles dauere länger, als er angenommen hätte. Tabari ließ sich nicht sehen. Sie verbrachten den Tag teils bei Blitz, teils in den Stutenställen und in den Gärten, die Alec nicht genug bewundern konnte. Henry kam immer wieder auf die Frage zurück, ob der Scheich sie morgen wirklich mit Blitz fliegen lassen würde.
    Nach dem Abendessen gingen sie in ihre Zimmer. Der Scheich hatte ihnen durch den beim Essen aufwartenden Diener eine gute Nacht wünschen lassen und den Schlüssel zum großen Tor zurückerbeten. Alec trat sogleich ans Fenster, das er weit öffnete, um hinauszuspähen. Die Luft roch nach Regen.
    »Du solltest zu Bett gehen, um morgen frisch zu sein«, sagte Henry, der es sich in einem Sessel bequem gemacht hatte.
    Alec wandte sich um. »Warum legst du dich denn nicht hin?«
    »Ich warte auf morgen. Ich mache kein Auge zu, bevor du schläfst.«
    Alec zuckte die Achseln. Henry brauchte nicht argwöhnisch zu sein. Er konnte ja gar nicht hinaus, da er den Schlüssel zum großen Tor nicht mehr hatte. Aber er dachte auch nicht daran, denn wenn Henrys Meinung zutraf, daß man ihn oder seinem Pferd hier nach dem Leben trachtete, war es unbedingt geraten, diese Nacht im Hause zu verbringen, denn damit entfiel jede Möglichkeit für einen neuen Versuch dieser Art.
    Er trat wieder ans Fenster. Die kühle Nachtluft tat ihm wohl. Ihm ging es wie Henry, er war verwirrt und verängstigt. Sie hatten zwar nicht gefunden, was sie gesucht hatten; trotzdem war er froh, aus dieser unheimlichen Umgebung wegzukommen. Er starrte hinaus, ohne etwas wahrzunehmen.
    Waren sie Gefangene in dieser Festung, oder würde Abd al Rahman sie gehen lassen? Erst morgen früh würde diese Frage ihre Antwort finden, falls Gonzáles wirklich bereit war, sie mitzunehmen.
    Er überlegte, was der Scheich ihm in seinem Wutausbruch vorgeworfen hatte. Aber sie waren ja nicht freiwillig hierhergekommen. Sie waren übertölpelt worden. Nein, er war dem Scheich nichts schuldig. Und ebensowenig Tabari, die nicht mehr seine Freundin war. Wußte sie von der Falle? Hatte sie die Falle aufgestellt? Der Scheich konnte es kaum gewesen sein, wenn er wirklich auf Alecs Hilfe rechnete. Und das schienen die vorangegangenen vier Tage zu beweisen.
    Nach langer Zeit ging er vom Fenster weg. Henry war in seinem Sessel neben dem Kamin eingeschlafen. »Ich gehe zu Abd al Rahman«, sagte er laut, als machte es ihm diese Erklärung leichter, das Zimmer zu verlassen. »Ich kann es nicht auf mir sitzen lassen, daß der Scheich mich für einen Feigling hält. Ich werde ihm erzählen, was ich letzte Nacht erlebt habe. Dann wird er unseren Entschluß, heimzufliegen, verstehen. Er weiß dann, wohin Ziyadah gelaufen ist und kann der Spur folgen. Mir liegt an Ziyadah nichts. Ich habe Blitz, und alles, was ich mir wünsche, ist ihn zu behalten.«
    Von Henry kam als Antwort nur ein tiefes Schnarchen.
    Alec verließ das Zimmer und ging durch den langen Gang bis zu Abd al Rahmans Schlafzimmer. Er klopfte an die Tür, erhielt aber keine Antwort. Einen Augenblick stand er unentschlossen, dann drückte er die Klinke herunter. Die Tür ging auf, das Zimmer war leer. Die Tür zu Tabaris Zimmer war angelehnt; aber er sah weder Licht, noch vernahm er ein Geräusch. Wahrscheinlich war Abd al Rahman mit seiner Frau und Gonzáles noch unten in den Wohnräumen. Er ging hinunter. Die Wohnzimmertür stand halb offen. Er sah Tabari mit Gonzáles vor dem Kaminfeuer sitzen. Sie waren allein und

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