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Blitz sucht seinen Vater

Blitz sucht seinen Vater

Titel: Blitz sucht seinen Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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befand, wo er sie nach dem Gebrauch wieder hingestellt hatte. Auch konnte er dann gleich feststellen, ob mit Blitz alles in Ordnung war. Er kehrte über die Treppe in den oberen Gang zurück. Draußen donnerte es. Durch ein Fenster sah er daß sich dunkle Wolken am Himmel zusammengeballt hatten und zeitweise vor den vollen Mond schoben. Die Stalluhr zeigte ihm, daß es beinahe vier Uhr war. Lange würde es nicht mehr dauern, bis der Morgen dämmerte. Wenn er seine Suche fortsetzen wollte, mußte er es jetzt tun, solange ihm die Dunkelheit noch Schutz gewährte. Durch das Portal konnte er das Haus nicht verlassen. Das Portal wurde jeden Abend verschlossen und verriegelt. Er schob das Fenster hoch und lehnte sich hinaus. Ein ziemlich breiter Sims lief etwa einen Meter unter den Fenstern am Haus entlang. Wenn er hinausstieg und sich an diesem Sims festhielt, konnte er leicht hinunterspringen, denn der Abstand vom Boden betrug dann nur noch etwa zwei Meter.
    Er schob das Fenster höher, stieg hinaus, ließ sich am Sims hinunter, sprang — und landete in dem Wassergraben, an den er nicht gedacht hatte. Hundegebell antwortete auf das Geräusch des aufspritzenden Wassers, das glücklicherweise nicht allzu tief war. Alec kletterte aus dem Graben. Er blieb stehen und lauschte. Alles war wieder still. Die Wachen auf den Koppeln würden wohl schlafen, aber sie konnten ihn hier ohnedies nicht hören, denn es regnete jetzt heftig.
    Er stand da und überlegte. Wenn Ziyadah hier draußen in einem versteckten Stall gehalten wurde und keineswegs frei in den Bergen herumlief, fiel wieder eine Figur in diesem unheimlichen Puzzlespiel an ihre Stelle. Aber wo war sein Stall? Wer öffnete das große Tor für den Hengst, wenn er die Festung verließ? Und welche Rolle spielte Gonzáles mit seiner Maria in der ganzen Geschichte? Waren sie wirklich nur zurückgekommen, um sich zu vergewissern, daß es ihm und Henry gut ging? Oder hing ihr Erscheinen in irgendeiner Weise mit dem Auftauchen Ziyadahs in der letzten Nacht zusammen? Alles Fragen, die er nicht beantworten konnte. Es war dumm gewesen, das Haus zu verlassen, denn wie sollte er wieder hineinkommen? Und hier draußen aufs Geratewohl herumzulaufen, hatte auch keinen Zweck. Aber er wollte auf jeden Fall noch nach Blitz sehen und die Flasche mit dem Liniment suchen. Hernach mußte er sich irgendwo zum Schlafen niederlegen und warten, bis das Haus geöffnet würde. Vielleicht kam er dann ungesehen in sein Zimmer.
    Er überquerte den Innenhof der Stutenställe und erklomm den Hügel zum Hengststall. Blitz hörte ihn sogleich und schnaubte freudig.
    »Schlaf weiter, mein Junge«, flüsterte Alec durch die geschlossene Tür, »ich bin der einzige Narr, der hier nachts im Regen herumläuft. Aber ich bin froh, daß du in Sicherheit bist; ich habe mich um dich gesorgt.«
    Völlig durchnäßt und mit klappernden Zähnen ging Alec in die Geschirrkammer, wo er das Liniment gelassen hatte. Die Flasche stand noch an derselben Stelle, und sie wies auch noch denselben Inhalt auf. Aber schließlich gab es ja noch mehr Flaschen mit Liniment in den Geschirrkammern der Stutenställe!
    Wo sollte er sich nun verkriechen, um zu schlafen? Ob wohl der mittlere Hengststall offen war, der Ziyadah früher beherbergt hatte?
    Er ging hinein. Die Tür war tatsächlich nicht verschlossen. Eine dicke Strohschicht bedeckte den Boden. Er legte sich darauf nieder, zog Schuhe und Strümpfe aus und wühlte sich tief in das Stroh. Dabei stieß sein rechter Fuß gegen etwas Metallenes, das sich ein wenig verschob. Er dachte, es müsse sich um einen Gegenstand handeln, der jemandem aus der Hand gefallen war, und versuchte, das Ding aufzunehmen. Aber das gelang ihm nicht, denn es saß fest. Er schob das Stroh beiseite und sah, daß es sich um einen großen Messingring handelte, der am Boden befestigt war. Er zog nochmals daran, in der Idee, daß der Ring vielleicht zu einer Falltür gehörte.
    Plötzlich erfüllte ein leises Summen den Stall, als ob ein Motor in Gang gesetzt worden wäre, und ein großer Teil des Bodens fuhr wie ein Fahrstuhl langsam mit Alec in die Tiefe.

    NEUNZEHNTES KAPITEL

Ziyadah

    Das unaufhaltsame Hinunterschweben in der Dunkelheit gab Alec das Gefühl, die Abfahrt währe eine Ewigkeit. Das leise Summen schien ihm zu einem lauten Dröhnen knirschender, kreischender Zahnräder anzuwachsen. Langsam und schwerfällig sank der Fahrstuhl tiefer und tiefer... Wenn Alec die Wahl gehabt hätte, den

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