Blitz und der Brandfuchs
Verbindung mit den Flughäfen und mit anderen Flugzeugen und Schiffen gewesen. Infolgedessen war das Gebiet, in dem man nach ihnen forschte, so groß, daß die Auffindung nicht so bald gelingen konnte. Er blickte nachdenklich auf den kleinen Wasserstoffballon, der die Antenne ihres Notsenders in der Luft hielt. Ihr SOS-Ruf würde die Schiffe und Flugzeuge wissen lassen, daß sie noch am Leben waren und auf Hilfe warteten; aber war überhaupt jemand nahe genug, um sie zu hören?
Der Copilot versuchte, anhand der Gestirne ihre Position zu errechnen. „Meiner Schätzung nach müßten wir uns 17-30 Grad nördlich, 57-30 Grad westlich befinden. Somit den Kleinen Antillen am nächsten. Wenn uns die Strömung weiter auf sie zuträgt, sollten wir dort landen können.“ Er teilte seine Ergebnisse dem Kapitän mit, der sie sofort ins Logbuch eintrug.
Die klare Nacht hatte den Copiloten endlich von dem Gefühl der Hilflosigkeit befreit. Hell und deutlich standen die Sterne am Himmel, und dank des automatischen Oktanten und des Kompasses mußte das Ergebnis seiner Messungen der Wirklichkeit sehr nahe kommen. In nicht zu langer Zeit mußte im Westen die Insel Antago auftauchen; er war seiner Sache so gut wie sicher, hütete sich aber, den anderen etwas davon zu sagen, denn eine freudige Überraschung war besser als eine Enttäuschung.
Es kam kein Regen. Die dunklen Wolken zerstreuten sich, die Sonne brannte Stunde um Stunde auf das kleine Rettungsboot mit seinen Insassen herab, und die Stunden schienen quälend langsam dahinzuschleichen.
Der Kapitän hielt Wache. Vorsichtig bewegte er sich im Schatten der aufgespannten Persenning, um seinen selbstgemachten Angelhaken zu holen. Er befestigte ihn an einer dünnen Schnur und warf ihn ins Wasser. Es dauerte nicht lange, und ein Fisch biß an. Nachdem er ihn mit einem Schlag hinter den Kopf getötet hatte, legte er ihn vorsichtig, damit nicht etwa die Rückenflosse die Gummihaut des Bootes beschädigte, auf den Boden. Er wollte seinen Fang mit den anderen teilen, aber sie schliefen gerade, und Schlaf war wichtig für sie. So entschloß er sich, den Fisch genießbar zu halten, und ließ ihn, an einer Schnur befestigt, im Wasser hinter dem Boot hertreiben.
Wenig später merkte er, daß er einen verhängnisvollen Fehler begangen hatte. Keine hundert Meter vom Boot entfernt teilte die riesige schwarze Rückenflosse eines Hais die Oberfläche der See... Kurz darauf tauchte er mit lautem Klatschen des Schwanzes wieder in die Tiefe. Schwamm er davon, oder holte er sich den Köder?
Der Kapitän weckte die anderen nicht. Er blieb regungslos sitzen und wartete. Die riesige Rückenflosse kam wieder an die Oberfläche, diesmal so nahe, daß er sie hätte berühren können. Er hielt den Atem an, die Schnur zuckte, und sein Fisch war fort.
Der Kapitän zog die Schnur ins Boot, lehnte sich zurück und betete, daß das das Letzte war, was er von dem Räuber gesehen hatte. Wie leicht hätte er das Boot zum Sinken bringen können!
Doch der Hai erschien erneut und umkreiste wieder das Boot. Drohend durchschnitt seine Rückenflosse die Wasseroberfläche. Manchmal kam er so nahe heran, daß der Kapitän nicht zu atmen wagte.
Er überlegte, ob er die anderen wecken sollte, aber er unterließ es. Unwillkürlich nahm er einen Riemen in die Hand, um etwas wie eine Waffe zu haben.
Der Hai peitschte das Wasser mit seinem Schwanz und verschwand dann wieder in der Tiefe. Wo würde er danach in die Höhe kommen — etwa unter dem winzigen Boot?
Jetzt war es an der Zeit, die anderen zu rufen; schnell mußte es geschehen! Doch ehe der Kapitän eine Bewegung machen konnte, sah er die drohende Flosse in einer Entfernung von zwanzig Metern auftauchen. „Mach, daß du wegkommst!“ hätte er beinahe gerufen. Seine Hände hielten krampfhaft den Riemen.
Plötzlich machte der Hai eine Wendung und kam direkt auf das Boot zu. Der Kapitän schlug in seiner Angst mit dem flachen Teil des Riemens auf die Wasseroberfläche, in der Hoffnung, daß das Geräusch den Hai vertreiben würde. Jetzt wachten die anderen auf, als hätte der Schlag ihr Gesicht getroffen.
„Paßt alle scharf auf!“ ordnete der Kapitän an. „Ein Hai verfolgt uns. Er ist ganz in unserer Nähe hier irgendwo im Wasser; es wird nicht lange dauern, bis er wieder auftaucht.“
Alle strengten die Augen an und starrten in Todesangst auf das Wasser. Alecs Herz krampfte sich zusammen. Er dachte an Blitz und die Stuten...
„Dort! Dort! Auf
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