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Blitz und der Brandfuchs

Blitz und der Brandfuchs

Titel: Blitz und der Brandfuchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Steuerbord ist etwas! Ist er es?“ schrie der Funker.
    „Nein! Backbord sehe ich etwas! Doch nicht, es war nur ein Schatten.“ Mehrere Stimmen riefen durcheinander.
    „Still!“ befahl der Kapitän scharf.
    Dann sahen sie ziemlich weit an der einen Seite die gefährliche, verräterische Flosse. Es schien, als schwämme ihr Feind davon. Die Spannung wurde fast unerträglich.
    „Er wird wegschwimmen“, sagte Alec, „ich weiß es.“
    „Hoffentlich!“ flüsterte der Copilot inbrünstig.
    „Wenn nicht
    „Ruhe jetzt!“ unterbrach der Kapitän.
    Der Hai tauchte wieder; aller Augen starrten auf die Stelle, wo er verschwunden war. Der Schweiß brach ihnen aus bei der Vorstellung, ihr Boot könnte sich plötzlich mit einem entsetzlichen Ruck heben...
    Aber nichts geschah, der Himmel hatte ihre Bitten erhört, der Hai schien sich endgültig entfernt zu haben.
    Obwohl der Kapitän zum Abbremsen einen behelfsmäßigen Schwimmanker gebastelt hatte, den das Boot hinter sich herzog, war es vom Wind und von der Strömung westwärts getrieben worden. Er nahm den Anker jetzt ins Boot und spannte am Bug ein kleines Segel auf. Ein Riemen diente als Mast, eine Persenning als behelfsmäßiges Segel. Einen anderen Riemen benutzte er als Steuer. „Wir müssen jetzt versuchen, irgendwo Land zu erreichen“, erklärte er, „denn es scheint in diesem Gebiet niemand nach uns zu suchen.“
    „Weil niemand unsere SOS-Rufe aufgefangen hat“, sagte der Funker, während er unentwegt weiter die Taste des kleinen Sendegeräts betätigte.
    Jetzt deutete der Copilot zum ersten Mal an, was er schon seit der Nacht erhoffte: „Ich kann mich irren, aber ich vermute, daß heute Land in Sicht kommt...“

    Am späten Nachmittag war der Himmel klar bis auf eine einzelne Wolke, die ziemlich tief über dem
    Meer hing. In ihrem Umkreis hatte die Luft einen grünlichen Schimmer, als spiegelte sich die Sonne dort in seichtem Wasser über Korallenbänken. Außerhalb davon war das Meer dunkelgrün oder dunkelblau die normale Farbe bei tiefem Wasser.
    Die Schiffbrüchigen beobachteten die seltsame Wolke mit Spannung. Konnte sie nicht bedeuten, daß Land in der Nähe war? Erwähnten die Regeln nicht, daß eine solche Wolke manchmal an einem sonst klaren Himmel über einer Insel hing oder vom nahen Land durch den Wind ein Stück aufs Meer hinausgetrieben wurde?
    Endlich sahen sie tatsächlich weit hinten eine Schar Vögel auf die Mitte der tiefhängenden Wolke zufliegen...
    Keiner sagte ein Wort, wie gebannt starrten alle auf die hoffnunggebende Erscheinung.
    Nach längerer Zeit riß der Kapitän die Augen von der Wolke los und beobachtete forschend das Meer. Zweifellos hatten sich Form und Bewegungen der Wellen verändert. Er wandte sich zu den anderen und sagte ruhig: „Ich halte es für sicher, daß wir uns irgendeiner Küste nähern.“
    „Wenn du richtig vermutest, dann handelt es sich nach meiner Rechnung um Antago, die östliche Insel der Kleinen Antillen!“ Der Copilot atmete tief auf.
    „Was es ist, das ist mir gleich, wenn ich bloß erst wieder festen Grund unter den Füßen habe!“ antwortete der Funker.
    „So gleichgültig sollte dir das nicht sein, mein Lieber!“ erwiderte der Copilot, „denn wenn wir an einem verlassenen Atoll ohne Vegetation stranden, sind wir nicht viel besser daran als jetzt. Aber auf Antago leben Menschen, und dort legen Schiffe an, die uns nach Hause mitnehmen können!“
    Je weiter westwärts sie segelten, desto stärker wurde der Wind. Als die Sonne sank, sahen sie tatsächlich Land. Es stieg aus dem Meer wie die Insel der Verheißung. Eine Reihe von Hügeln, auf denen grünes Buschwerk wuchs, zog sich landeinwärts, während sich zum Meer hin palmenbestandene Buchten öffneten. Doch mehr als für die Schönheit der Insel begeisterten sich die Schiffbrüchigen für die menschlichen Siedlungen, die sie in grünenden Feldern liegen sahen. Das Schicksal hatte es gnädig mit ihnen gemeint; sie gelangten an einen zivilisierten Ort, an dem man ihnen Hilfe geben konnte.
    Die Strahlen der sinkenden Sonne schienen dem Kapitän in die Augen, als er versuchte, den günstigsten Weg durch die Brandung zu finden. Er ordnete an, daß jeder wieder seine Schwimmweste überzog. Mit Hilfe des Notankers, den er jetzt an langer Leine über das Heck zu Wasser ließ, und unter geschickter Anwendung der Riemen gelang es ihm, das Boot heil über die Brandung an die Küste zu steuern. Er atmete erlöst auf und dachte an seine Frau

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