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Blitz und der Feuerteufel

Blitz und der Feuerteufel

Titel: Blitz und der Feuerteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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vorherigen wütenden Zusammenstoß.

    Eine Stunde später trat Henry leise in die Geschirrkammer.
    »Du kannst das Licht ruhig anknipsen«, sagte Alec.
    »Ich kann mich im Dunkeln ausziehen. Die Lichterfülle von heute abend hat mir genügt.«
    Alec war nicht sicher, ob er das Flutlicht auf der Rennbahn meinte, aber er fragte nur: »Geht es Jimmy etwas besser?«
    »Ich hoffe es. Ich habe ihn in sein Abteil gebracht und abgewartet, bis der Zug abfuhr. Falls er ein wenig schlafen kann, sollte er sich bis Pittsburgh erholt haben.«
    Alec wartete, bis Henry im Bett war, bevor er wieder sprach. »Wenn Jimmy auf dich gehört hätte! Dann würde er einen Sieg mit nach Hause nehmen, statt sich noch kränker zu fühlen.« Mehrere Sekunden vergingen, ehe Henry antwortete: »Ich möchte heute nacht nicht mehr über das Rennen sprechen, Alec, denn ich bin selber genausosehr zu tadeln wie er. Ich habe den Kopf verloren und brauste auf. Dadurch wurde er wild und ließ es an dir und Feuerteufel aus. Sonst würde er niemals bei den Auflockerungsrunden ein so unsinnig schnelles Tempo befohlen haben.«
    »Aber du mußtest ihm doch sagen, was das richtige für den Hengst wäre.«
    »Es hätte andere Möglichkeiten gegeben, mit seinem Widerstand fertig zu werden«, gab Henry zurück. »Ich kenne Jimmy lange genug, um zu wissen, wie er zu nehmen ist.«
    Eine Weile sagte Henry nichts, und Alec ließ ihn in Ruhe. Endlich sagte der alte Trainer mehr zu sich selbst als zu seinem jungen Freund: »Ich denke an unsere Jugendzeit. Ich war achtzehn und Jimmy zwanzig. Er besuchte mit seinen Pferden die ländlichen Trabrennen und verdiente viel Geld dabei. Ich besaß nichts, kein Geld, nur ein recht gutes Pferd. Ich ritt es immerfort. Ich wollte Jockey werden, nicht Fahrer. Eines Tages hatte ich mein Pferd so weit trainiert, daß es in Rennen laufen konnte. Aber zu diesem Zweck mußte ich es nach New York auf eine Rennbahn bringen. Jimmy borgte mir das Geld, damit ich hinfahren und mit meinem Pferd einige Wochen dort leben konnte. Ich wußte, daß mein Pferd gute Aussichten hatte, Rennen zu gewinnen und dadurch nach kurzer Zeit für unseren Unterhalt zu sorgen. Alles traf dann auch ein, wie ich es erhofft hatte, und ich konnte Jimmy das geliehene Geld zurückzahlen; aber ich ging nie mehr nach Hause zurück.«
    »Dann wärst du also nie geworden, was du heute bist, wenn Jimmy dir nicht die ersten Schritte ermöglicht hätte?«
    »So ist es, Alec! Und das hätte ich heute abend nicht vergessen dürfen, als wir aneinandergerieten.«
    Mehr sprachen sie nicht; allmählich fielen sie in einen unruhigen Schlaf.
    Am anderen Morgen nahm Alec Feuerteufel für einen langen Spaziergang hinaus, um alle Steifheit aus seinen Beinen zu vertreiben. Danach ließ er ihn weiden. Er beobachtete ihn scharf, ob er das leiseste Zeichen von Lahmheit zeigte. Es war nicht der Fall, er war kerngesund und bereit zu laufen. Demnach gab es keinen Grund, noch länger auf der Roosevelt-Rennbahn zu bleiben, denn jetzt war nur Goshen und sein Hambletonian wichtig für sie, das morgen in einer Woche gelaufen werden würde.
    Als Alec Feuerteufel in seine Box zurückbrachte, sagte Henry zu ihm: »Eins muß ich im Hinblick auf gestern abend noch erwähnen, Alec. Nachdem die vielen Pferde an ihm vorbeiliefen, sollte er gelernt haben, daß ihm keine Gefahr droht, wenn er überholt wird. Hat er das wirklich begriffen, so ist das für ihn nützlicher, als wenn er gewonnen hätte.«
    »Du hast recht. Jedenfalls hatte ich viel Gelegenheit, die Klappe zu benützen, so daß ihm diese Übung jetzt sicher nichts mehr ausmacht.«
    Henry sah Alec lange an. Er hätte gern gewußt, ob auch Alec seine Sicherheit durch den gestrigen Abend wiedergewonnen habe. Aber dann sagte er nur: »Wir könnten jetzt eigentlich aufbrechen.«
    »Heute nachmittag?«
    »Nein, jetzt gleich, sobald wir gepackt und den Hengst eingeladen haben. Er ist lange umhergeführt worden und hat grasen können; ich will langsam bei ihm vorgehen.«
    »Was wirst du mit deinem Wagen tun?«
    »Ich hole ihn später gelegentlich ab. Er wird hier nicht gestohlen werden.«
    »Gut«, sagte Alec und fügte heiter hinzu: »Goshen, jetzt kommen wir!«
    Eine knappe Stunde später waren sie bereits auf dem Weg. Sie fuhren Jimmys leichten Transporter, der mit seinen weiß-roten Rennfarben gestrichen war. Alec saß auf dem Beifahrersitz neben Henry, von wo aus er den Hengst durch das offene kleine Fenster hinter dem Fahrersitz beobachten konnte.

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