Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitz und der Feuerteufel

Blitz und der Feuerteufel

Titel: Blitz und der Feuerteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
zur Seite, um die Bahn zu übersehen, und fuhr weiter. Um das Halbmeilenoval rasten sie an den Tribünen vorbei, damit in die zweite Runde gehend. Alec sah auf seine Uhr und hielt Feuerteufel im selben Tempo. Nachdem sie drei Viertel der Meile bewältigt hatten, sah er wieder auf die Uhr und gab abermals mehr Zügel.
    Feuerteufel reagierte sofort, er flog um den hinteren Bogen in die Zielgerade hinein. Auf dem ganzen Weg bis zur Ziellinie wollte er noch mehr Zügel haben, aber Alec hielt ihn zurück und beendete die Meile in der Zeit, die Jimmy befohlen hatte.
    Etwas später lenkte er Feuerteufel durch das Tor des Anspann-platzes. Jimmy nahm den Zügel und sagte: »Er ist sehr gut gelaufen, Alec. Jetzt ist er richtig vorbereitet für das Rennen.«
    Alec war gespannt, ob das stimmte. In etwa vierzig Minuten, wenn sie an den Start gingen, würde er Bescheid wissen; denn sobald das Rennen begann, würde er vermittels der Zügel merken, in welcher Verfassung sich der Hengst befand.

Nach altgewohnten Regeln

    Die Glocke auf dem Anspannplatz erklang, und das Tor zur Bahn wurde geöffnet. Durch den Lautsprecher kam das Hornsignal, das die Pferde an den Start rief. Der Ansager verkündete: »Meine Damen und Herren, die Pferde für das erste Rennen dieses Abends betreten jetzt die Bahn.«
    Jimmy Creech nahm die abgenutzte weiße Decke mit den verblaßten roten Streifen von Feuerteufels Rücken und trat zurück. »Also viel Glück, Alec!« Er sah Feuerteufel nach, wie er durchs Tor schritt als fünftes Pferd in einem Feld von acht Konkurrenten. Jimmy faltete die Decke sorgfältig zusammen und preßte sie gegen seine magere Brust. Alles andere, was Feuerteufel trug, war neu, fein und blank — das schwarze Geschirr, die rote Kappe und der Sulky mit den blitzenden Rädern. Aber diese alte Decke barg mancherlei kostbare Erinnerungen und würde heute abend, wie bei vielen Gelegenheiten in der Vergangenheit, seinem Pferd Glück bringen, obgleich er nicht selbst hinter seinem Hengst im Sulky sitzen konnte.
    Er wandte sich dem »Marschall« genannten Anführer der paradierenden Pferde zu. Mit spöttischem Blick vermerkte er des Mannes weißen, auf Taille gearbeiteten Rock, seine auf Hochglanz polierten schwarzen Reitstiefel und die hohe Jagdkappe. Alles wirkte unter der Lichtflut so schneidig, für Jimmy aber nur niederdrückend und Abscheu erregend im Vergleich zu den bescheidenen ländlichen Trabrennen, die er kannte und liebte. Jimmys Augen suchten Feuerteufel, als der Ansager anfing, die Pferde vorzustellen. Das Blut stieg ihm zu Kopf, sein Herz hämmerte. »Reg dich doch nicht auf, es ist ja noch viel Zeit!« redete er sich selbst beruhigend zu.
    Er verließ den Anspannplatz und drängte sich durch die Menge, um an die Stelle der Geraden zu gelangen, von der aus er Start und Finish seines Pferdes beobachten konnte. Die alte Decke trug er über dem Arm.
    Sein Herz schlug schneller, als er sich der Stelle näherte, zu der er strebte, und trotz der lauten Schreie und des Gemurmels der um ihn herumquirlenden Menge hörte er nur die Stimme des Ansagers. Mit Begierde lauschte er, ob endlich kam, worauf er wartete: »Nummer fünf ist Feuerteufel, ein Rappfuchs von Blitz aus Volo Queen. Der Hengst gehört Herrn Jimmy Creech aus Coronet in Pennsylvanien und wird von Alec Ramsay gefahren.« Jimmy sog die Worte in sich ein und versuchte das Hämmern seines Herzens zu beruhigen. »Gehört Jimmy Creech, wurde von ihm aufgezogen, eingefahren, trainiert — nach vierzig Jahren des Wartens auf ein so großartiges Pferd«, sagte er zu sich selbst. Am Ende der Geraden verließ der Marschall die Pferde, und sie absolvierten den ersten Auflockerungstrab. Jimmy verfolgte jeden Schritt Feuerteufels und bewunderte die harmonische Bewegung seiner langen Beine. Er war völlig sicher, daß sein Hengst siegen würde. Dieser Ansicht würden wohl auch alle Zuschauer sein! Doch als er die Umstehenden musterte, stellte er fest, daß ihnen durchaus nicht Feuerteufel ins Auge stach, als er vorübertrabte, vielmehr galt die Bewunderung der meisten einem Kastanienbraunen, der dicht am Innenzaun lief. »Das ist Streamliner«, rief eine Frau. »Auf den habe ich gewettet.«
    Jimmy blickte sie erstaunt an. War sie von dem Umstand, daß dieses Pferd vor sechs Jahren den dritten Platz im Hambletonian belegt hatte, so beeindruckt? Es war ja so alt, daß es eigentlich längst nicht mehr auf den Rennplatz gehörte. Erkannte sie nicht, daß sie in Feuerteufel ein Pferd

Weitere Kostenlose Bücher