Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitz und Pam

Blitz und Pam

Titel: Blitz und Pam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
weibliche Jockeys gegen Männer antraten. Nicht etwa, daß sie ihre Pferde weniger gut in den Händen hatten als ihre männlichen Kollegen, aber sie konnten Stil und Taktik der Männer stören. Die meisten männlichen Jockeys würden es sich — wie er auch — zweimal überlegen, bevor sie etwas taten, das das Leben eines Mädchens gefährden mochte. In der Rennreiterei konnte man es sich jedoch nicht leisten, sich etwas zweimal zu überlegen; sonst setzte man sein eigenes Leben aufs Spiel. Stahlbeschlagene Hufe tönen wohl schön auf der Rennbahn, doch wehe, wenn ein Reiter daruntergerät!
    Was die Jockeys nicht erwähnt hatten — obwohl Alec wußte, daß es sie sehr beschäftigte-, war die Tatsache, daß die Reiterinnen ihren Verdienst bedrohten. Sie fürchteten, ihr Einkommen werde drastisch geschmälert, wenn sich die weiblichen Jockeys erfolgreich in ihre Reihen schöben. Viele der Männer waren verheiratet, und es war nicht leicht für sie, ihre Familien von dem zu ernähren, was sie verdienten. Sie mußten ihren Agenten 20 Prozent Kommission bezahlen; hinzu kamen die Beiträge an ihre Vereinigung sowie die Auslagen für Helfer, Ausrüstung und Reisen. Es war wahrhaftig kein lauteres Vergnügen, Berufsjockey zu sein.
    Lehrlinge — und dazu gehörten alle Mädchen, die zur Zeit ritten — durften zehn Pfund unter das Gewicht gehen, das ihren Pferden zugeteilt wurde, bis sie fünf Sieger geritten hatten. Danach durften sie das Gewicht für weitere dreißig Sieger um fünf Pfund unterschreiten. Da nun das Gewicht das Ausschlaggebende war, waren gute Lehrlinge stets gefragt, und ein Trainer war jederzeit bereit, einen weiblichen Jockey einzusetzen, wenn dieser seine Pferde handhaben konnte. Das nahm vielen kleinen Männern die Reitmöglichkeit.
    Beim Lift grüßte Alec die Presseleute, die sich dort eingefunden hatten Als der Fahrstuhl kam, drückte er sich in den Hintergrund, froh, daß ihn das emsige Treiben und viele Reden bis jetzt abgelenkt hatte und er so gar nicht an die bevorstehende Begegnung mit Henry hatte denken müssen. Er hatte nicht die Absicht, seinen Entschluß, Pam auf der Hopeful-Farm zu behalten, zu ändern - wie sehr das Henry auch erzürnen mochte.
    Rasch fuhr der Aufzug zum obersten Stockwerk der großen Tribüne hinauf, auf die Höhe eines zehnstöckigen Hauses. Alec stieg hinter den andern aus, ging den Korridor entlang zur vorderen Seite der Tribüne und trat in den Presseraum.
    Es gab nichts in diesem großen Raum, das die Sicht auf die Rennbahn und das Innenfeld behindert hätte, doch Alecs Augen beachteten die offene Weite vor den Fenstern nicht; statt dessen schweifte sein Blick über die Männer, die im Raume umherirrten und auf den Ruf zum Start des ersten Rennens dieses Tages warteten. Ganz hinten sah er Henry allein in einer Ecke stehen.
    Alec schob sich an den klickenden Schreibmaschinen und Fernschreibern vorbei und fragte sich, was wohl das Ergebnis dieser Unterredung sein mochte. Ging es wirklich darum, zwischen Henry und Pam zu wählen? Er konnte und wollte es nicht glauben.

    ELFTES KAPITEL

Von Mann zu Mann

    Henry wandte sich ab, als er Alec kommen sah, und schaute zum Fenster hinaus. Seine kühn gebogene Nase zeichnete sich markant gegen den Himmel ab.
    »Tag, Henry!« sagte Alec.
    Henry drehte sich um und musterte Alec lange und mit reservierter Miene, »Wie ist es auf der Farm gegangen?« erkundigte er sich. »Bestens«, entgegnete Alec. »Die Zweijährigen sehen großartig aus, ganz besonders Black Sand.«
    Henry wartete darauf, zu erfahren, was mit dem Mädchen geschehen sei Als nichts kam, fragte er: »Hast du sie weggeschickt?«
    »Nein.«
    Henrys Nasenflügel weiteten sich, und er holte tief Luft. Er sah Alec an, ohne mit der Wimper zu zucken, doch aus seinen Augen sprach die Verwunderung übet diesen Bruch zwischen ihm und Alec.
    »Warum nicht?« wollte er wissen. »Ich hab’ dir gesagt, ich werde sie nicht dulden.«
    »Sie weiß noch besser mit Pferden umzugehen, als ich dachte«, sagte Alec. »Ich kann sie nicht wegschicken.«
    Henry wandte sich brüsk ab und schaute den Pferden zu, die zum Start aufzogen. Einen Moment lang beobachtete er sie, dann heftete er seinen Blick wieder auf Alec.
    »Ich mag diese Auseinandersetzungen mit dir nicht«, erklärte er. »Wir sind schon zu lange Freunde und haben zuviel auf dem Spiel stehen, als daß wir uns eines Mädchens wegen entzweien könnten. Ich weiß, daß dir gewisse Dinge, die ich gesagt habe, nicht passen, aber

Weitere Kostenlose Bücher