Blitz und Pam
du mußt einfach einsehen, daß Mädchen nun mal nicht in dieses Geschäft gehören. Wenn du ihnen auch nur die geringste Chance gibst, so gibt’s auch schon Schwierigkeiten mit ihnen. Ich bin jetzt wirklich lange genug im Geschäft, um das zu wissen.«
»Sie arbeitet ja auf der Farm, nicht hier«, gab Alec zu bedenken. Er sah, daß Henry ihn genau betrachtete, wie um ihn ein letztes Mal einzuschätzen, ehe er einen Entschluß faßte. Alec hoffte, seine Entschlossenheit sei ihm am Gesicht abzulesen. Er würde sich jedenfalls von Henrys Drohung, zu gehen, nicht einschüchtern lassen. Der alte Trainer hatte soviel zu verlieren wie er.
»Du mußt ja deine Gründe haben, daß du sie so unbedingt behalten willst«, bemerkte Henry, um etwas Zeit zu gewinnen.
»Ich habe dir schon gesagt, daß sie sehr fähig ist. Geh, sieh sie dir doch an, damit du dir dein eigenes Urteil bilden kannst. Du kannst nicht über jemanden reden, den du nicht einmal kennst.«
»Nein, ich bleibe hier«, sagte Henry trotzig. »Aber abgesehen davon, daß sie fähig sein soll .. du... du mußt ganz schön versessen auf sie sein, was?«
»Ja, das auch — wenn du dem so sagen willst«, gab Alec zu.
»Hab’ ich mir doch gedacht«, machte Henry. Er lehnte seinen schweren Körper gegen die Fensterbank, und über sein Gesicht breitete sich ein triumphierendes Lächeln, wie wenn ihm jetzt alles sonnenklar wäre. »Ich glaube, ich werde langsam alt, daß ich nicht schon längst darauf gekommen bin«, fuhr er fort. «Du hast natürlich alles Recht, dich von einem hübschen Mädchen angezogen zu fühlen. Vielleicht tut es dir sogar gut, und du wirst umgänglicher und bist nicht mehr so angespannt. Wir haben in letzter Zeit viele unangenehme Auseinandersetzungen gehabt...« Er schaute wieder zum Fenster hinaus. »Na gut, Alec«, schloß er schnell, da er sich nun entschieden hatte. »Ich bin einverstanden, daß sie bleibt. Du sollst dein Vergnügen haben dort oben — soviel du willst. Aber bringe sie bloß nicht hierher!«
Alecs Züge verhärteten sich, und unter seinem sonnengebräunten Gesicht stieg eine Welle der Röte hoch. Die anzüglichen Bemerkungen des Trainers machten ihn wütend. Das war wieder einmal ein Fall, der zeigte, daß Henry von seiner eigenen Jugend aus urteilte. Er wollte und konnte nicht verstehen, daß sich die Beziehungen zwischen jungen Leuten der beiden Geschlechter seit damals geändert hatten — genausowenig wie er ermessen konnte, was es Alec bedeutete, mit Pam als Menschen und nicht nur als jungem Mädchen zusammen zu sein.
Alec beschloß jedoch, auf Henrys Bemerkungen nicht einzugehen. Die Hauptsache war, daß Pam auf der Hopeful-Farm bleiben würde. Er kehrte sich zum Fenster, um die Pferde für das erste Rennen des Tages zum Start gehen zu sehen.
Das Rennen ging über eine Distanz von 1600 Meter und begann auf der hinteren Seite der Bahn. Bis zum hinteren Bogen waren es 800 Meter, im Bogen 400 und bis zum Ziel nochmals 400. Es war ein Debütantenrennen, das heißt, ein Rennen für Pferde, die noch keinen Preis gewonnen hatten; es war mit 5000 Dollar für den Sieger dotiert.
Die Presseleute drängten sich plötzlich zu der Stelle, wo Alec und Henry standen. »Becky Moore wurde gleich von der Menge belagert, als sie aus ihrer Garderobe kam und zum Sattelplatz gehen wollte«, wußte einer von ihnen zu berichten, »aber Mike Costello hat sie beschützt. Sieht so aus, als hätte er sich zu ihrem Leibwächter gemacht.«
»Freund bestimmt nicht!« meinte ein anderer Berichterstatter darauf »Becky will keinen Freund. Abgesehen davon — Mike ist zu alt für sie. Er könnte ja ihr Vater sein.«
Alec beobachtete Mike Costello, der einer der erfahrensten Jockeys in der Rennwelt war, wie er neben Becky zum Start ritt, rührend um sie bemüht. Er stand in seinen Bügeln und sprach zu ihr, als sie die Startmaschine erreichten. Becky sah wie immer ruhig und ausgeglichen aus; nichts an ihrer zierlichen Gestalt deutete darauf hin, daß sie ein Mädchen war oder daß sie etwa Mike Costellos Hilfe nötig hatte.
Beckys Pferd, eine vierjährige Stute, wurde in das fünfte Abteil der Startmaschine geführt. Becky war auf demselben Pferd vor einer Woche vierte geworden, und nun, da die Stute in einem Rennen stand, das ihr zusagte, würde sie doppelt so schwer zu schlagen sein. Sie war einer der beiden Favoriten. Becky zog ihre Schutzbrille über die Augen — sie war bereit.
»Diesmal gewinnt sie«, verkündete ein
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