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Blitz und Pam

Blitz und Pam

Titel: Blitz und Pam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Sportredakteur.
    »Nach dem, was ich bis jetzt von ihr gesehen habe, brauchen die Jungs keine Angst zu haben«, widersprach Henry. »Einige Geschäftemacher — darunter auch ein paar Trainer, die ich kenne — nützen sie zu Werbezwecken aus.«
    »Kann schon sein«, räumte der Kolumnist ein. »Sie hat ja noch nie ein Rennen über mehr als 1200 Meter bestritten, und diese 1600 Meter hier werden ihr schon zu schaffen machen.«
    Alecs Augen wanderten von Becky zu den andern Jockeys. Ein großes Feld von zehn war angetreten, wobei die meisten wie Becky Lehrlinge waren. Es gab gewiß ein Gedränge, und Alec nahm es wunder, ob einer von ihnen Becky durchlassen würde.
    Im äußersten Abteil sah Alec ein Pferd auf und ab tanzen, während ein Bahnhelfer versuchte, es unter Kontrolle zu bringen. Sein Jockey war Mario Santos, der mit sechsundzwanzig Siegen gegenwärtig an der Spitze der Lehrlinge stand. Er war 47 Kilo schwer, 1,63 Meter groß und voller lateinamerikanischen Temperamentes. Der neunzehnjährige Mario hatte Alec erzählt, er habe mit fünfzehn, als er noch in Puerto Rico, seiner Heimat, wohnte, aufgehört zu wachsen. Er hatte nie Sorgen mit seinem Gewicht, und in Anbetracht der Kuchen und Süßigkeiten, die Mario in der Rennbahnkantine verzehrte, war Alec durchaus bereit, ihm das zu glauben. Mario würde sich niemals um ein Mädchen kümmern, wie dies Mike Costello tat — und auch die anderen Rennreiter nicht. Sie alle waren auf Geld und Erfolg versessen und daher äußerst aggressiv. Die vorderen Türen der Startboxen sprangen auf, und über die Lautsprecheranlage der Rennbahn ertönte die Stimme des Ansagers: »Es geht los!«

    ZWÖLFTES KAPITEL

Das Debütantenrennen

    Zuerst sah Alec nichts als ein buntes Durcheinander in Jockeyblusen, dann löste sich das Pferd auf der Außenseite aus dem Knäuel. Mario Santos’ Pferd mochte in der Startmaschine zwar auf und ab getanzt sein, aber es war auf jeden Fall schnell vom Start abgekommen. Becky war irgendwo in der Mitte des Rudels. Alec konnte ihre rote Bluse ausmachen und behielt sie im Feldstecher.
    Becky saß ganz ruhig und in völligem Gleichgewicht in ihrem Sattel, ohne die Stute zu fordern; sie wollte ihr Zeit lassen, ihr Tempo zu finden. Schneller und immer schneller, Kopf an Kopf und Schulter an Schulter bewegte sich das zusammengeballte Feld vorwärts, als könnte keine Kraft der Erde es mehr aufhalten.
    Alec kannte die Angst, die in diesem Zeitpunkt jeweils kam, die Schwierigkeit, in dem verzweifelten Stoßen und Drängen das Gleichgewicht zu behalten, die harten Lektionen, die einem andere Jockeys erteilten, wenn sie einen in die Enge trieben, einen gegen den Zaun drückten oder zwischen Pferden einkeilten.
    Jetzt, wo der erste wilde Kampf gewonnen oder verloren war, hatten es die Reiter leichter. Sie waren nun schon ein gutes Stück vom Start entfernt und gingen in die hintere Gerade. Es blieben ihnen noch etwas mehr als 400 Meter bis zum hinteren Bogen, dem einzigen in diesem Rennen.
    Alec fand Becky wieder. Sie schaukelte nun in ihrem Sattel vor und zurück und trieb ihr Pferd mit Händen und Beinen vorwärts. Mike Co-stello ritt ihr zur Seite, und die Köpfe der beiden bewegten sich eng nebeneinander auf und ab. Sie waren auf genau gleicher Höhe, keiner ließ nach. Doch Alec vermutete, daß Mike das so wollte. Was immer der Grund sein mochte, Mike wachte über jeden Schritt Beckys. Zusammen stießen sie durch das Rudel und näherten sich der Spitze.
    Mit rasender Geschwindigkeit stürmten sie in den Bogen, und Becky begann von ihrer Peitsche Gebrauch zu machen, während sie ihr Pferd von Mike Costello weg und gegen den Zaun hin lenkte. Alec sah, daß Mike ihr folgen wollte, doch sein Pferd begann plötzlich auszuscheren, und für ein paar Sekunden mußte er scharf aufpassen, was er tat. Als er sein Pferd wieder geradegerichtet hatte, war Becky bereits irgendwo im Rudel drin.
    Alec konnte sich nur zu gut vorstellen, was für Gedanken Mike nun durch den Kopf flitzen mußten. Wo ist sie? Macht sie wohl irgend etwas Verrücktes, das sie selbst oder jemand anders gefährden kann?
    Alec wechselte mit dem Feldstecher von Mike auf Becky über und fand sie nahe am Zaun in einer Gruppe von vier weiteren Pferden mit hohem Speed.
    »Sie hat sich selbständig gemacht, und jetzt geht’s erst richtig los!« rief Henry aus. »Nun werden wir ja sehen, was sie kann, wenn Mike ihr nicht um die ganze Bahn das Geleit gibt.« Aus seiner Stimme klang Schadenfreude —

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