Blitz und Pam
vorlegte.
Alec warf einen letzten Blick auf Brush Fire, der sich anscheinend durch die wilden Kapriolen seines Stallgefährten nicht stören ließ. Er war ruhig, doch hart an der Kandare, frisch und voller Energie. Er hatte rote Scheuklappen an. Sein Kopf saß gut auf einem kurzen, muskulösen Hals.
Alec war überzeugt, daß Becky versuchen würde, mit Brush Fire zu gewinnen, auch wenn er als »Opferkaninchen« für Sun Dancer herhalten mußte. Dies war ihre große Chance — genauso, wie es die Marios war. Sun Dancer stand nun wieder gerade in seinem Abteil. Endlich waren sie alle startbereit. Der Starter hatte den Finger bereits auf dem Knopf, über den die Gattertore elektrisch geöffnet wurden. Gleich hinter ihm hielt ein Startgehilfe eine rote Flagge in die Höhe, die er im nächsten Augenblick — beim Ertönen der Startglocke — durch die Luft nach unten sausen lassen würde.
Blitz war voller Feuer, und Alec konnte ihn kaum mehr zurückhalten. Da sprangen die Gittertüren auf. Startglocke — rote Flagge — das Manhattan-Handicap war im Gang!
SIEBZEHNTES KAPITEL
Das Manhattan-Handicap
Blitz und Grey Mist kamen gleichzeitig vom Start ab, wobei Mike Co-stello in Führung zu gehen versuchte, indem er die Peitsche einsetzte. Die vorstürzenden Körper der beiden Pferde streiften sich leicht, aber ohne Folgen. Alec feuerte Blitz an, um ihn freizubekommen.
Sun Dancer war überraschenderweise als erster aus der Startmaschine geprescht und war nun eine Länge vor dem Feld; dicht dahinter folgte Brush Fire, den Kopf mit der roten Kappe vorgestreckt, dieweil Becky Moore im Sattel vor- und zurückschaukelte, als sei sie fest entschlossen, sich den ihr zugedachten Platz als Schrittmacher zu erobern. Die Zuschauermenge brach angesichts dieses unvorhergesehenen frühen Sprinterduells zwischen den beiden Stallgefährten in Begeisterung aus.
Alec beschloß rasch, Blitz nicht vorzutreiben, bis sie aus dem Bogen gekommen waren und das erste Mal die Zielgerade entlangrannten. Es lag ja noch viel Zeit und Distanz vor ihnen. Er ließ Mike Costello mit Grey Mist an ihm vorbeilaufen. Aus den Augenwinkeln sah er Sailor ganz außen und zurückliegend; erwartungsgemäß war er gut zwei Längen hinter den andern vom Start abgekommen.
Sun Dancer behielt seinen Vorsprung gegenüber Brush Fire. Mario Santos schien es sich in den Kopf gesetzt zu haben, vorne zu bleiben — ungeachtet der geplanten Rennstrategie. Becky ritt Brush Fire weiterhin mit voller Wucht, im Bestreben, Mario die Führung abzunehmen.
Alec fragte sich, ob das Rennen zu einem Duell zwischen den beiden Reitern geworden war, die sich damit den Anweisungen ihres Trainers entzogen. Manchmal waren junge Rennreiter eigensinnig und bestritten die Rennen nicht nach Plan, sondern nach ihrem Gutdünken. Auch Alec hatte das oft getan und so gehandelt, wie Henry es ihm ausdrücklich verboten hatte. Aber in einem Rennen geschahen eben immer wieder ein Haufen unvorhersehbarer Dinge, und oft gingen Theorie und Praxis auseinander.
Als das Feld an den Tribünen vorbeiflitzte, verfolgten aller Augen das schwindelerregende Geschwindigkeitsduell zwischen Sun Dancer und Brush Fire. Grey Mist lag eine Länge zurück, dahinter kamen Blitz und Sailor.
Blitz lief nun ausgeglichen, und Alec war es zufrieden zu warten, bis der richtige Augenblick für einen Vorstoß gekommen war. Mittlerweile hielt er sich gleich neben dem Zaun und unmittelbar hinter Sun Dancer Raum frei. Grey Mist lief ihm zur Rechten, eine halbe Länge voraus und etwas zu nah; seine Hinterhand war kaum mehr als zehn bis zwölf Zentimeter entfernt. Blitz wurde dadurch nicht behindert, doch wenn etwas schiefging, konnte es schlimm ausgehen.
Die Stimmen der riesigen Menschenmenge steigerten sich in ein gewaltig anschwellendes Crescendo, dann, gänzlich unvermittelt, riß es mit tausendfachen Schreien des Entsetzens ab. Sun Dancer war gestrauchelt.
Der Fuchs fing sich auf, doch Mario Santos, der sich im Sattel wie wild vor- und zurückgeschaukelt hatte, verlor das Gleichgewicht und wurde über den Kopf seines Pferdes geschleudert. Hart schlug er am Boden auf und blieb direkt vor der heranrasenden Reiterlawine liegen.
Alec hatte die Zügel sogleich kürzer genommen, als Sun Dancer gestrauchelt war. Er sah Mario genau in der Bahn des schwarzen Hengstes zu Boden gehen. Als nächstes hörte er die Hufe seines Pferdes dumpf gegen Marios Helm schlagen, als Blitz über den unglücklichen Reiter hinwegsetzte. Alec
Weitere Kostenlose Bücher