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Blitz und Vulkan

Blitz und Vulkan

Titel: Blitz und Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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vorsorglich noch einen zweiten Ballen Heu, um ganz sicher zu sein, daß der Hengst eine Stunde lang fressen würde.
    Als er noch neben Blitz stand, hörte er das Quietschen des Eisentors. Eilends verließ er die Kammer, legte das Vorhängeschloß vor, schloß zu und steckte den Schlüssel in die Tasche. Dann rannte er zur Stalltür und hörte das Tappen von Hufen auf dem Kies... Hufe und das Knirschen von Wagenrädern — Tony kehrte von der Arbeit zurück!
    „Hallo, Alec!“ rief Tony, als er den Jungen vor dem Stall stehen sah. „Warum hast du denn heute Blitz noch nicht auf der Weide?“
    Alec wartete, bis Tony umständlich von seinem Kutschersitz heruntergeklettert war, ehe er zu ihm trat. „Ich brauche deine Hilfe, Tony“, sagte er hastig, „ich sitze in der Tinte.“
    Tonys glänzende Augen wandten sich ihm schnell zu. „Du brauchst meine Hilfe? Die sollst du haben. Aber worum handelt es sich denn?“
    „Ich habe Blitz gestern morgen im Park geritten“, erklärte Alec. „Da hat uns ein Polizist erwischt und mich wegen Galoppierens in einem öffentlichen Park angezeigt... Heute Mittag mußte ich deswegen zum Polizeigericht, und dort hat mich ein Reporter erkannt. Ich bin davongerannt, aber ich bin sicher, daß er mir sehr schnell seine Kollegen auf den Pelz hetzen wird! Und du weißt, niemand soll erfahren, daß wir Blitz hier haben.“ Tonys Augen wanderten von Alec zum Stall. „Ja, das weiß ich. Wenn aber die Männer kommen, wie willst du denn Blitz vor ihnen verstecken?!“
    „Ich habe ihn in die Geschirrkammer gebracht“, sagte Alec. „Ich glaube nicht, daß sie sich gründlich im Stall umsehen werden. Sie werden in erster Linie darauf aus sein, mich auszufragen.“
    „Gut. Und was soll ich dabei tun?“
    „Ich möchte Napoleon auf die Weide bringen und möchte, daß du draußen bei mir bleibst, bis sie kommen. Wenn sie mich dann fragen, welches Pferd ich im Park geritten habe, sage ich ihnen, es wäre Napoleon gewesen, und du kannst es mir bestätigen!“
    Tony schüttelte bedenklich den Kopf. „Und du denkst, das glauben sie dir?“
    „Warum denn nicht?“ fragte Alec. „Alles, was sie bis jetzt wissen, ist, daß ich für Galoppieren im Park eine Buße bekommen habe. Dabei kann ich doch geradesogut auf Napoleon gesessen sein wie auf jedem anderen Pferd.“
    Tony zuckte die Achseln, während beide gemeinsam Napoleon ausschirrten. „Kann sein, sie kaufen dir’s ab..., kann ja sein.“
    Sie hatten Napoleon gerade auf die Weide gebracht und waren eben dabei, das Lattentor wieder zu schließen, als sie sahen, daß draußen vor dem Eisentor ein Auto stoppte. „Da sind sie schon!“ Alec zwinkerte Tony zu. „Und was machen wir nun?“ fragte Tony.
    „Gar nichts! Wir bleiben hier stehen und unterhalten uns. Laß sie nur kommen. Hauptsache ist, daß es mir gelingt, sie vom Stall wegzuhalten!“
    Tony sah zur Straße hinüber. „Jetzt halten noch zwei weitere Autos hinter dem ersten“, berichtete er.
    Beide schauten Napoleon beim Grasen zu, bis sich auf der Auffahrt eilige Schritte näherten und eine Stimme rief: „He, Alec! Schönen guten Tag!“
    Sechs waren es, alle Sportberichterstatter. Alec kannte sie, weil er ihnen auf der Rennbahn schon Interviews gegeben hatte. Er schüttelte die Hände, die sich ihm entgegenstreckten, und begrüßte jeden, sagte aber sonst kein Wort. Die Reporter lehnten sich, als habe der Zufall sie gerade vorbeigeführt, an den Zaun und betrachteten Napoleon. Sie hatten dabei Gesichter aufgesetzt, als wäre es ihre Gewohnheit, jeden Tag mal eben bei Alec Ramsay hereinzuschauen.
    Endlich sagte einer von ihnen: „Was ist das dort für ein Pferd, Alec?“
    „Ein Wallach, Tonys Pferd“, gab Alec zur Antwort. Dabei wies er auf seinen Freund. Dann folgte sein Blick dem alten Grauen, der schwerfällig über das Feld stampfte zu einer besseren Weidestelle. Gerade fuhr wieder ein Auto vor. Gleich darauf hörte man rasche Schritte auf dem Kiesweg. Alle wandten sich gleichzeitig um.
    Ein großer, gebräunter Herr kam auf sie zu. Alec erkannte Jim Neville, den führenden Turfberichterstatter des Landes. Jim Neville war seit langer Zeit Alecs Freund; er hatte seinerzeit das große Rennen zustandegebracht, in dem Blitz gegen die beiden besten Pferde Amerikas gelaufen war, um sie zu besiegen. Es war sein erstes und einziges Rennen auf einer amerikanischen Bahn gewesen. Jim winkte seinen Kollegen zu; dann reichte er Alec die Hand: „Habe dich lange nicht gesehen, Alec. Wie

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