Blitz und Vulkan
klapperte beziehungsvoll mit dem Schloß.
In diesem Augenblick wieherte Blitz...
„Es ist Blitz, nicht wahr, Alec?“ fragte Jim Neville leise.
Alec nickte.
„Wir alle haben es uns gedacht, denn der Polizist hat ihn genau beschrieben. Ich weiß nicht, warum du ihn versteckst. Aber es hat keinen Zweck mehr. Komm, schließ auf.“
Alec ging resigniert zur Tür, den Schlüssel in der Hand. Was jetzt noch geschah, war gleichgültig, denn in einigen Stunden würde die Welt es ja doch erfahren, daß der berühmte Hengst wieder in Flushing war.
Die Presseleute traten wohlweislich einige Schritte zurück, als er die Tür öffnete. Da stand Blitz und blickte mit großen, klugen Augen auf die Menschen. Alec hielt ihn am Halfter, während die Reporter zahlreiche Fragen stellten. Er erklärte ihnen, daß Blitz nunmehr ihm gehöre, daß Scheich Abu gestorben sei und ihm den Hengst testamentarisch vermacht habe. Nein, er habe nicht die Absicht, ihn auf die Rennbahn zu bringen; er werde ihn als Beschäler verwenden. Er habe mit Henry zusammen eine Farm gekauft, um ein Gestüt zu gründen. Dorthin würden sie in vierzehn Tagen mit Blitz übersiedeln.
Die Reporter bedankten sich und verließen dann eilends den Stall, um ihre Berichte zu schreiben. Für die Rennwelt würde die Meldung eine Sensation bedeuten.
Nur Jim Neville blieb zurück, als Alec Blitz aus der Geschirrkammer führte. Tony ging stumm nebenher. „Ich will ihn auf die Weide lassen, Tony“, sagte Alec bedrückt.
Draußen rannte der Straßenhändler voraus, um das Lattentor zu öffnen. Napoleon blickte hoch und wieherte Blitz freundlich entgegen.
Alec ließ den Hengst frei. Er brauste sofort in vollem Galopp davon, an Napoleon vorbei, der sich umdrehte und schwerfällig hinterher trottete.
„Es tut mir so leid, Alec“, murmelte Tony.
„Es war dumm von mir, zu glauben, ich könnte Blitz vor ihnen verstecken, nachdem sie die Spur aufgenommen hatten“, murmelte Alec verbittert. „Es ist ganz allein meine Schuld.“
„Und was wird nun?“ fragte Tony.
„Das weiß ich nicht!“
Scheich Abus Vermächtnis
Tony trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen, denn er wußte nicht, ob Alec wollte, daß er noch länger blieb.
Der Junge starrte unentwegt auf den Hengst. Jeder Bewegung des herrlichen Tieres folgte er mit den Augen. Tony entdeckte, daß ihm Tränen die Wangen hinunterliefen. Verlegen sah er zu Jim Neville hinüber, der sich auf die Bank vor dem Stall gesetzt hatte.
„Warum verschwindet der denn nicht wie die anderen?“ fragte Tony ärgerlich. „Was will er nun noch?“ Ohne sich umzuwenden, sagte Alec niedergeschlagen: „Er ist nun mal Berichterstatter, Tony. Er ist auf das menschlich interessante Moment der Story aus... Die anderen wollten nur die Neugierde, aber Jim will mehr als das wissen, er will wissen, warum ich Blitz verborgen habe... Er spürt, daß etwas dahintersteckt.“
„Dann werde ich ihm Bescheid geben“, sagte Tony erbost. „Er soll dich in Ruhe lassen.“
Er wollte zu Neville gehen, aber Alec hielt ihn zurück. „Nein, warte. Ich will selbst mit ihm sprechen. Im Grunde ist er ja mein Freund. Ausweichen kann ich jetzt nicht mehr. Morgen, wenn die Berichte erschienen sind, werden wir Besucher in Massen hier haben.“
Alec ging zum Stall, Tony folgte ihm. „Soll ich hierbleiben, Alec?“
„Ist nicht nötig, Tony. Mit Jim komme ich schon zurecht. Wenn du heimgehen willst, werde ich mich um Napoleon kümmern.“
Vor dem Stall angekommen, verabschiedete sich Tony, und Alec setzte sich neben Jim Neville.
„Er sieht wundervoll aus, Alec“, begann Jim, der Blitz nicht aus den Augen ließ, „er hat sich kein bißchen verändert! Wie läuft er?“
„Genau wie früher“, antwortete Alec, die Augen ebenfalls auf dem Hengst, „genau wie früher.“
„Es kommt mir vor, als wäre er ein wenig schwerer.“
„Das mag sein“, erwiderte Alec, „aber es tut seiner Schnelligkeit keinen Abbruch.“
„Das scheint mir auch so“, gab Jim Neville zurück. „Sein Galopp wirkt leicht und schön. Er wird dir gute Nachkommen bringen, Alec. Vulkan ist der beste Beweis dafür.“
Alec nickte. „Ich hoffe es, Jim! Wir wollen die besten Stuten kaufen, die wir bekommen können.“
„Famos! Wo liegt die Farm?“
„Etwas hundertfünfzig Kilometer nach Norden.“
„Zyklon und Donnerkeil sind ebenfalls von der Rennbahn genommen und in den Gestüten ihrer Besitzer als Deckhengste aufgestellt worden. Ich nehme an, du
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