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Blitz und Vulkan

Blitz und Vulkan

Titel: Blitz und Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Morgengrauen in einem öffentlichen Park ein anderes Pferd galoppieren?“
    Alec lief weiter, ohne Antwort zu geben. Als er endlich die Tür erreicht hatte, blieb sein hartnäckiger Verfolger stehen, rief aber hinter ihm her: „Wir sehen uns wieder, Alec!“
    Ohne nur ein einziges Mal zu verschnaufen, rannte Alec die Hauptstraße Flushings hinunter. Er wußte, was der Reporter tun würde: stehenden Fußes seine Redaktion anrufen und seinem Chefredakteur erzählen, was sich im Rathaus von Flushing begeben hatte. Daraufhin würde dieser unverzüglich seinen Sportberichterstatter auf die in Aussicht stehende Story hetzen. Irgendwie würden dann die Rennberichterstatter anderer Zeitungen und Pressedienste von der Angelegenheit Wind bekommen, und — alle würden in Windeseile in Flushing vor dem Stall erscheinen, aus dem vor Jahren das Wunderpferd Blitz und später das Wunderpferd Vulkan hervorgegangen war. Sie würden ihn festnageln, und er würde ihnen Rede und Antwort stehen müssen. Er würde nicht wieder davonlaufen können wie eben...
    Er würde ihnen erzählen, daß er sich von der Rennbahn zurückgezogen hatte, daß er Vulkan nicht mehr reiten würde — punktum. Das war der Bericht, den sie seinetwegen veröffentlichen konnten. Aber er war nicht willens, ihnen auf die Nase zu binden, daß es Blitz gewesen war, den er im Park geritten hatte. Sie konnten ja nicht ahnen, welches Pferd es gewesen war, und er wollte ihnen nicht die geringste Handhabe bieten, das herauszufinden.
    Zwanzig Minuten später erreichte Alec das Stallgebäude. Als er das Eisentor öffnete, war er sich darüber klargeworden, was er unternehmen wollte. Er durfte keine Zeit verlieren, die Reporter würden spätestens in einer Stunde anlangen, vielleicht sogar noch früher.
    Blitz wieherte hell, als Alec im Stall erschien. Diesmal rannte Alec jedoch an seiner Box vorüber bis zum anderen Ende des Stalles, wo er vor den Strohballen stehenblieb, die dort aufgestapelt waren. Einen Ballen ergreifend, trug er ihn zur Tür der Geschirrkammer und setzte ihn dort zu Boden. Dann ging er in die Kammer, trug die alte Kommode und die Stühle hinaus und, nachdem der Raum leer war, das Stroh hinein. Er breitete es mit der Heugabel auf dem Boden aus, holte dann einen zweiten und noch einen dritten Ballen, aus denen er ein gleichmäßig dichtes Polster bereitete. Zuletzt holte er noch einen Ballen Heu, den er in die entfernteste Ecke schleppte.
    Jetzt erst ging er zu Blitz in die Box. Der Hengst kam ihm sofort entgegen. „Du mußt umziehen, mein Guter! Nur für kurze Zeit! Komm schnell mit“, sagte Alec, packte das Halfter und führte ihn zur Geschirrkammer hinüber. Des Pferdes Augen wanderten neugierig umher, dann blieb er vor dem ihm unbekannten Raum stehen. Alec sprach beruhigend auf ihn ein: „Ich weiß schon, du würdest lieber grasen gehen“, sagte er beschwörend, „aber es hilft jetzt nichts, du mußt warten, es läßt sich nicht machen..., vielleicht abends noch ein Stündchen.“
    Der Hengst schnaubte und machte große Augen. Alec ging in die Kammer hinein und forderte ihn von innen noch einmal auf: „Komm herein, Bursche! Du wirst es hier nicht schlecht finden, du hast mehr Platz als in deiner Box.“
    Blitz gab sein Zögern auf und folgte seinem Herrn in die Kammer. Alec ließ das Halfter los und stand im Türrahmen, während Blitz neugierig umherstapfte und alles betrachtete. Der dicke Strohbelag machte seine Schritte unhörbar. Alec wartete, bis er das Heu in der hinteren Ecke gefunden hatte und zu fressen begann. Dann verließ er den Raum und schloß die Tür hinter sich. Ihm blieb noch viel zu tun! Er rannte durch den Stall nach draußen und kam kurz darauf mit einem Schubkarren zurück. In eiliger Arbeit belud er ihn hoch mit dem von Blitz benutzten Stroh und fuhr es zu dem Düngerhaufen hinter dem Stall. Dann trug er den Wassereimer hinaus und fegte die Box. Jetzt war nichts mehr davon zu sehen, daß noch vor wenigen Minuten ein Pferd in der Box gestanden hatte. Der Augenschein bewies, daß nur eine Box im ganzen Gebäude benutzt wurde, und die gehörte Napoleon. Das würde er den Reportern sagen und nötigenfalls zeigen.
    Er sah nach seiner Armbanduhr, es war vier — sie konnten jede Minute ein treffen! Aber er war ja bereit, sie zu empfangen, nur ein paar Kleinigkeiten mußten noch erledigt werden. Er füllte den Wassereimer, brachte ihn in die Geschirrkammer und hängte ihn in der Nähe des Heuballens an einen Haken. Dann holte er

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