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Blitz und Vulkan

Blitz und Vulkan

Titel: Blitz und Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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stieß einen wilden Schrei aus, während sich seine Ohren flach zurücklegten wie immer, wenn er in äußersten Zorn geriet.
    „So hat er sich noch nie betragen, seit ich ihn kenne“, sagte Lenny. „Daran muß Blitz schuld sein!“
    Blitz schlug mit voller Wucht gegen seine Tür; man hörte das Holz splittern.
    „Noch so ein Schlag, und sie geht in Stücke“, warnte Lenny.
    Ohne sich zu überlegen, was er tat, stieß Alec Blitz’ Kopf zurück, riß schnell die Tür auf und schlüpfte hinein. „Mach den Riegel wieder vor, Lenny!“ schrie er.
    Der Hengst kam mit flammenden Augen zur Tür zurück, während Alec neben ihm stand. „Ruhig! Beruhige dich doch, Blitz!“ beschwor er ihn. Jedoch der riesige Hengst bebte vor Wut, als Alec ihn streichelte und vergeblich versuchte, ihn davon abzuhalten, die Tür weiter mit seinen Hufen zu bearbeiten.
    Henry führte Vulkan die Rampe hinunter. Als er entdeckte, daß Alec sich bei Blitz im Stall befand, schrie er voll Angst und Ärger: „Komm sofort da heraus, Junge!“ Aber Alec hörte ihn gar nicht, denn er war krampfhaft bemüht, sich neben dem Hengst zu halten, der wie ein Rasender im Stall hin- und herlief. Er nahm nicht an, daß Blitz nach ihm schlagen würde, doch ganz sicher war er dessen nicht; deshalb hielt er sich dicht am Kopf, die Hand an dem Halfter. Unentwegt sprach er dabei auf ihn ein, schmeichelnd, nachdrücklich, beschwichtigend. Allein es hatte den Anschein, als ob Blitz gar nicht bemerkte, daß er bei ihm war; er bestand nur noch aus blindem Zorn. Blitzschnell ging er wieder zur Tür, Alec mit sich zerrend. Er riß einen Vorderhuf soweit in die Höhe, daß er über die Tür hinausschlug. Draußen bäumte sich Vulkan, ebenfalls mit allen Anzeichen der Wut.
    Lenny Sansone hielt die obere Hälfte der Stalltür. „Komm heraus, Alec!“ rief er. „Ich will die Tür zumachen.“
    Aber Alec griff nur fester in das Halfter, denn er machte sich nichts vor: er fürchtete sich... Wenn er jetzt vor seinem Pferd floh, würde er diese Furcht für immer behalten, und alles andere glaubte er eher ertragen zu können als das. Mit klopfendem Herzen trat er vor den Hengst und versuchte, ihn von der Tür wegzuzwingen. Sein Gewicht brachte Blitz aus der Balance, und er mußte sein Vorderbein von der Tür wegnehmen. „Schließ die Tür!“ schrie er Lenny zu.
    „Nicht, bevor du draußen bist!“
    „Mach zu!“ brüllte Alec. Als das Oberteil trotzdem offen blieb, so daß Blitz die Vorgänge draußen weiter sehen konnte, zog er es von innen selber zu. Jetzt kam nur durch ein kleines hohes Fenster an der Hinterwand etwas Licht in den Stall. Alec hielt sich im Halbdunkel immer neben dem Hengst, sprach unablässig auf ihn ein und streichelte ihn. Immerfort wiederholte Blitz sein wildes Wiehern. Noch eine Weile erhielt er von draußen Vulkans nicht minder heftige Antwort. Dann endlich verstummte diese, und Alec wußte, daß es Henry und seinen beiden Helfern gelungen war, Vulkan in seinen Stall zu bringen.
    Allmählich ließ Blitz nach in seinem wütenden Gebahren. Schließlich wurden seine Augen ruhiger; er wandte sich Alec zu, rieb sein Maul an ihm und suchte in seinen Taschen nach einer Mohrrübe. Alec zog eine heraus und reichte sie ihm. „Vorhin wolltest du ja keine“, sagte er, „du wolltest überhaupt nichts, bloß kämpfen. So geht es nicht, Blitz, weder für dich, noch für mich... Keiner von uns beiden kann hier bleiben, wenn du so weitermachst. Es scheint, als hätte ich mich gründlich geirrt... Wir sollten gar nicht hergekommen sein.“
    In dem stillen, halbdunklen Stall neben seinem Pferd stehend, überlegte er, wie gespannt er auf den Tag gewesen war, an dem Blitz zum erstenmal seinen Sohn wiedertraf. Er hatte sich sogar vorgestellt, daß sie sich wiedererkennen würden als Vater und Sohn. Aber es war ganz anders gekommen. Von Liebe war zwischen ihnen keine Rede; beide waren nur zwei unerhört starke Hengste, die ihre Kräfte messen wollten. Nein, er hatte sich vollständig geirrt. Henry hatte recht gehabt. Was war jetzt zu tun? Oder vielmehr, was würde Henry tun? Denn bei ihm lag die Entscheidung, ob Blitz im Internationalen starten würde oder nicht.
    Nach langer Zeit verließ Alec den Stall. Mit großer Sorgfalt verschloß er die Tür hinter sich, auch den oberen Teil. Stall 8 war leer. Er sah Henry vor der Tür des letzten Stalles in der Reihe. Augenscheinlich hatte er es für besser gehalten, Vulkan weit weg von Blitz unterzubringen. Er ging zu ihm

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