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Blitz und Vulkan

Blitz und Vulkan

Titel: Blitz und Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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den Tisch; dann blickte er wieder die Zuhörer an, die ihm in bedrücktem Schweigen lauschten. „Leider besteht nach Lage der Dinge bei allen Ihren Pferden die Möglichkeit, daß sie sich auf die eine oder andere Weise infiziert haben“, fuhr er mit großem Ernst fort. „Sie können bereits das Virus in sich haben! Die Inkubationsperiode für Sumpffieber dauert etwa achtundzwanzig Tage. Während dieser Zeit müssen sich nicht notwendig bereits Symptome zeigen. Diese Symptome bestehen in sehr hohem Fieber und einem sehr deprimierten Zustand, der sich durch den tief zu Boden hängenden Kopf, beständiges Verlegen des Gewichts von einem Bein auf das andere und beschleunigte Atmung anzeigt. Ferner ist der Leib häufig aufgetrieben; es stellen sich Schwellungen an den Beinen ein, und die erkrankten Tiere verlieren an Gewicht.
    Um zu verhindern, daß eine Sumpffieber-Epidemie ausgelöst wird, müssen Ihre Pferde sechs Wochen in Quarantäne bleiben. Das ist annähernd die Zeit, die wir benötigen, um festzustellen, ob eine Ansteckung vorliegt oder nicht. Die Maßnahme ist bedauerlich, aber leider die einzige Möglichkeit, einer Ausbreitung dieser entsetzlichen Krankheit vorzubeugen. Deshalb hat das Direktorium des Rennverbandes das Rennen um den Internationalen Pokal abgesagt, und ich möchte Sie bitten, meine Herren, Ihre Pferde auf eine unweit von hier gelegene Staatsfarm zu überführen, wo wir sie isolieren und ihnen Blutproben entnehmen können, um so möglichst rasch festzustellen, wer sich angesteckt hat. Wir können Sie nicht zwingen, Ihre Pferde auf die genannte Farm zu bringen und die Blutproben entnehmen zu lassen; aber uns scheint, meine Herren, daß Sie es den Hunderten von Pferden, die in Kürze auf dieser Rennbahn erwartet werden, um Rennen zu laufen, schuldig sind. In ihrem Namen bitten wir Sie, unserem Vorschlag Folge zu leisten, damit der Verbreitung der furchtbaren Seuche vorgebeugt wird.“
    Der Staatsveterinär schwieg eine Weile, um seinen Zuhörern Zeit zum Überlegen zu lassen. Dann bat er alle, die mit seinem Vorschlag einverstanden waren, die Hand zu heben.
    Niemand schloß sich aus, niemand stellte eine Frage, kein Wort fiel. Die Streichung des großen Rennens, auf das sie sich seit so vielen Monaten gefreut, für das sie sich in Unkosten gestürzt und für das sie gearbeitet hatten, war jetzt für keinen mehr wichtig — viel zu sehr bedrückte sie die Sorge, daß ihr Pferd angesteckt sein könnte, und daß sie ebenfalls in kurzer Zeit seiner Tötung würden zustimmen müssen. Für jeden der hier Versammelten war der Gedanke entsetzlich, handelte es sich doch um die besten Pferde der Welt — um Pferde, die in den kommenden Jahren, nachdem sie weitere Beweise ihrer enormen Schnelligkeit erbracht haben würden, ihre Fähigkeit in Gestüten weitervererben sollten. Jetzt waren sie vielleicht zum Tode verurteilt!
    Der Tierarzt begann von neuem zu sprechen, sie blickten wieder zu ihm hin. „Wie ich Ihnen sagte, können Ihre Pferde von Sumpffieber befallen sein, ohne sofort die charakteristischen Symptome zu zeigen. Der einzige untrügliche Weg, es herauszufinden, ist, Ihren Pferden Blutproben zu entnehmen und diese einem völlig gesunden Pferd einzuspritzen. Wenn dieses Testpferd gesund bleibt, werden Ihre Pferde ein Gesundheitsattest erhalten und nach Ablauf der Quarantänezeit entlassen werden. Sollte das Testpferd hingegen an Sumpffieber erkranken, so muß jedes Pferd noch einmal einzeln getestet werden, damit wir herausfinden, welches das Virus in sich hat.“ Der Tierarzt hüstelte. „Es liegt eine schwere Zeit vor Ihnen, meine Herren! Wir wissen die Einstimmigkeit, mit der Sie unseren Vorschlag angenommen haben, zu würdigen. Wir hoffen von Herzen, daß sich keines Ihrer Pferde infiziert hat, und daß wir allen diese Gesundheitsatteste ausstellen können. Die Kosten aller weiteren Maßnahmen trägt der Staat. Wir bitten Sie nun, Ihre Pferde bis Mittag zum Abtransport bereit zu machen. Jedes Pferd wird einzeln befördert. Wir halten Transportautos bereit für diejenigen, die keine Transporter zur Verfügung haben.“
    So schweigend, wie sie ihn betreten hatten, verließen die Männer den Raum, während hinter ihnen die Reporter den Staatsveterinär umringten.
    Henry und Alec gingen draußen langsam nebeneinander her. Keiner sprach, bis Henry nach einer Weile seufzte: „Es wird besser sein, wenn wir deinem Vater die traurige Neuigkeit telefonisch mitteilen, statt daß er sie aus der Zeitung

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