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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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sei erkältet, genau wie er das
heute morgen getan hatte, als er sich zum dritten Mal krank
gemeldet hatte.
Es ging lediglich darum, sich ganz normal zu benehmen.
Normal und ungezwungen. Vielleicht sollte er sich einige
Zeitschriften und eine Suppe kaufen, genau wie er es immer
tat, wenn er wirklich erkältet war.
Er mußte nur klug sein. Und er wußte, daß er klug war, egal,
was seine Mutter darüber dachte. Er mußte vorsichtig sein,
alles gut durchdenken – dann wäre er schon bald berühmt.
Mindestens so berühmt wie Richard Kraven, vielleicht sogar
so wie Ted Bundy.
Solange man ihn nicht erwischte.
Deshalb konnte er auch nicht einfach vom 7-EIeven aus
weitergehen. Er mußte so aussehen, als ob er aus einem
bestimmten Grund hierhergekommen war. Er betrat den Laden,
ging zum Zeitschriftenhändler und tat so, als würde er sich die
Titel anschauen, während er gleichzeitig überprüfte, ob ihn
jemand bespitzelte.
Von dem Angestellten hinter der Ladentheke abgesehen, war
kein Mensch zu sehen. Trotzdem konnte ihn jemand von
draußen beobachten, möglicherweise von einem Wagen aus.
Er ging vom Zeitschriftenständer zur Ladentheke. Dort nahm
er sich eine Rolle Minzdrops und bezahlte sie. Als er wieder
hinausging, war er eifrig mit dem Ausrollen der Drops
beschäftigt, und niemand, der ihm nachspionierte, hätte
gemerkt, daß er in Wirklichkeit sämtliche Autos der Gegend
genauestens anschaute.
Alle waren leer, bis auf einen schwarzen Cadillac, von dem
er ziemlich sicher wußte, daß er einem Drogenhändler gehörte.
Er hatte ihn schon oft hier gesehen und nach dem Aussehen der
Leute zu folgern, die um ihn herumstanden, konnte es weiß
Gott kein Polizeiauto sein. Er steckte sich einen Drops in den
Mund, überquerte die Straße und machte sich auf den Weg ins
Einkaufszentrum. Dort holte er sich einen Korb, ging in die
Lebensmittelabteilung, wo er drei Dosen Hühnersuppe aus dem
Regal nahm. Dann ging er zur Kasse, ganz sicher, dort einen
Stapel des Herald zu finden. Als er sich eine Zeitung griff,
zitterten seine Hände kaum. Er packte noch einige Zeitschriften
ein und griff nach seiner Brieftasche, als der Kassierer ihn
ansprach:
»Haben Sie auch schon von dem Mord gehört?«
Sein Herz raste; seine Hände wurden kalt und klamm.
»Mord?« wiederholte er. Was sollte er sagen? Durfte er
schon davon wissen? Aber im Rundfunk und Fernsehen war
die Meldung ja schon gesendet worden. »Ach, Sie meinen die
Leiche, die man gestern im Volunteer Park gefunden hat?«
fragte er. Das war gut gewesen. Seine Stimme hatte genau
richtig geklungen: interessiert, aber nicht zu interessiert.
»Am Abend vorher war sie noch hier«, erklärte der Kassierer.
Der Mann spürte, daß er weiche Knie bekam. Als er seine
Brieftasche herauszog, entglitt sie seinen zitternden Händen
und sie fiel zu Boden. »So ein Mist«, stöhnte er, als er sich
hinunterbeugte, um sie aufzuheben. Aber das war auch nicht
schlimm. Zumindest gewann er dadurch einige Sekunden, um
sich eine Antwort einfallen zu lassen. Und sie fiel ihm ein. Er
richtete sich auf und machte große Augen. »Sie meinen, hier?«
fragte er. »Sie war wirklich hier?«
Der Kassierer nickte eifrig. Als er wieder zu sprechen
begann, hatte sich der Mann gefangen. Es klang so, als hätte
der Bursche die Geschichte schon mehr als ein dutzendmal
erzählt: »Mrs. Cottrell kam hier praktisch jede Nacht auf ihrem
Heimweg herein, um sich Milch zu kaufen.«
»Sie haben sie also tatsächlich gekannt?« fragte der
Schlächter und betonte das Wort ‚gekannt’ so, daß der Kassierer merkte, wie beeindruckt er war.
»Nein, nicht richtig«, sagte er rasch und ließ gleich den Blick
im Laden herumschweifen, ob ihm vielleicht jemand zugehört
hatte, der die Frau tatsächlich gekannt hatte und dessen
Verdacht er damit erregen könnte. »Ich meine, nicht besser als
irgend jemand sonst hier.«
Die Nerven des Schlächters beruhigten sich. Er bezahlte,
wartete auf sein Wechselgeld und nahm die Tasche, in die der
Kassierer Zeitschriften und Suppendosen gesteckt hatte. Auf
dem Heimweg konnte er sich kaum zurückhalten, die Zeitung
aus der Tasche zu holen. Er mußte sich regelrecht zwingen, sie
so lange darin zu lassen, bis er sein Appartement erreicht hatte.
Aber soviel Mühe er sich auch gab, er schaffte es einfach nicht,
so gemächlich zu gehen, wie er sich das vorgenommen hatte.
Schließlich gab er es auf und lief mit zielsicheren Schritten die
Straße hinunter,

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