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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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den
Tod einer Katze wie einen Mordfall behandle, schwöre ich
Ihnen, daß kein Polizist jemals wieder mit Ihnen über irgend
etwas spricht. Alles klar?«
Anne zögerte erst, nickte dann aber: »Alles klar.« Sie
schaute sich um und vergewisserte sich, daß sie mit den beiden
Polizisten allein war. »Was sollen wir tun?« Sie sah wieder auf
die Katze. »Soll das eine Warnung sein? Soll das heißen, daß
jemand es auf mich oder meine Kinder abgesehen hat?« Ihr
Gesicht sah gequält aus: ein Spiegelbild ihrer aufgewühlten
Gefühle. »Ich habe Angst. Große Angst.«
Wieder mußte Blakemoor seinen Wunsch unterdrücken, sie
einfach in die Arme zu nehmen und ihr zärtlich über das Haar
zu streichen. Und er war auch wieder darauf bedacht,
möglichst ruhig zu sprechen – so wie eben ein Polizist mit
irgendeinem verängstigten Bürger redet. »Machen Sie sich
keine zu großen Sorgen, bis wir wissen, was los ist. Vielleicht
wollte Ihnen jemand einfach nur einen üblen Streich spielen.
Oder jemand wollte Ihnen einen Schrecken einjagen und hat
darauf spekuliert, daß so eine Tat dazu bestens geeignet ist.
Fürs erste werden wir jedenfalls dafür sorgen, daß in dieser
Straße ab sofort jede Nacht mehrere Streifenwagen patrouillieren. Und wenn Sie Angst haben, oder Ihnen etwas verdächtig vorkommt, dann rufen Sie mich an. Ich garantiere
Ihnen persönlich, daß in weniger als einer Minute jemand bei
Ihnen auftaucht.«
»Aber meine Kinder…« fügte sie hinzu. Sie hatte nun nichts
mehr von der harten Reporterin, die sie sonst war. »Was ist mit
ihnen? Was soll ich ihnen sagen?«
»Wenn es meine wären, würde ich ihnen zunächst einmal
sagen, daß es ein Waschbär gewesen ist«, half ihr Lois. Als
Anne etwas einwenden wollte, fuhr Lois fort: »Warum sollten
sich denn auch noch Ihre Kinder zu Tode ängstigen? Sie selbst
haben schon Sorgen genug, da müssen Ihre Kinder nicht auch
noch Alpträume bekommen. Morgen können wir Ihnen
vielleicht schon mehr erzählen.«
Bevor Anne noch etwas dazu sagen konnte, ging die Hintertür auf, und Glen kam mit einem Plastikbeutel zurück.
Obwohl sie sich selbst dafür haßte und sich treulos vorkam,
tat sie nichts, um das Schweigen zu brechen, in das die beiden
Polizisten verfielen, als ihr Mann näherkam. Statt dessen
wandte sie sich von den schauerlichen Überresten der Katze ab
und ging ins Haus.
    Als Glen Mark Blakemoor den Plastikbeutel reichte, den er in
einer Küchenschublade gefunden hatte, spürte er den bohrenden Blick des Kommissars. Es fiel kein Wort zwischen
ihnen, aber das war auch nicht nötig. Verzweifelt versuchte
Glen herauszufinden, was eigentlich geschehen war. War es
tatsächlich möglich, daß er der Katze den Bauch aufgeschlitzt
hatte?
    Aber er hatte keine Erinnerung daran.
Er hatte nur eine vage Erinnerung an einen Traum.
Er war in einem dunklen Raum gewesen, in dessen Mitte ein
strahlendes Licht brannte. Und unter diesem Licht war etwas
passiert.
    Er war näher hingegangen, um genauer nachsehen zu können, doch etwas war im Weg gewesen, hatte ihm den Blick
versperrt. Er hatte die bruchstückhafte Erinnerung, daß er sich
im Traum bewegen wollte. Um vor dem Geschehen zu fliehen?
Um etwas zu erkennen?
    Es fiel ihm nicht mehr ein.
Dann ging ihm eine weitere Erinnerung durch den Kopf.
Rot. Blutrot. Und mit der Erinnerung an die Farbe kam noch
ein anderer Eindruck. Er spürte ein seltsames Gefühl in den
Fingern. Wärme. Nein, mehr als Wärme. Hitze. Seine Finger
waren heiß und mit Schleim bedeckt.
Ihn schauderte bei dieser Erinnerung und dem damit verbundenen Gefühl in den Fingern. Glen steckte die Hände in die
Taschen, als ob er sie dort verstecken wollte, zog sie dann aber
rasch wieder heraus. Was sollte das? Er hatte nichts zu
verbergen – er konnte sich nicht einmal daran erinnern, worum
es in dem Traum gegangen war.
Außer, daß Mark Blakemoor ihm einen Blick zugeworfen
hatte, der Schuldgefühle in ihm erweckte, war nichts passiert.
Dennoch erfaßte ihn eine Kälte, deren Ursache nicht in dem
frostigen Nachmittag lag.
Wer war der Fremde in seinem Traum gewesen?
Konnte jemand ins Haus eingedrungen sein, während er
geschlafen hatte? Er erinnerte sich an gestern, an das unerklärliche Auftauchen des Rasierapparates und der Angelrute.
Er mußte sie gekauft haben, wußte aber nichts mehr davon!
War es auch möglich, daß er Kumquat getötet hatte und sich
ebenfalls nicht mehr daran erinnerte?
Es war nicht möglich.

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