Blitze des Bösen
sind.«
»Willst du damit sagen, du hast nicht auf sie aufgepaßt?«
fragte Anne. »Mein Gott, Glen! Du weißt doch, wie vorsichtig
Heather immer ist. Du hättest wenigstens…«
»Ist ja schon gut!« Glen wurde plötzlich ärgerlich. »Ich hab’
ja schon gesagt, daß ich einen Fehler gemacht habe. Aber
schließlich hab’ ich sie ja nicht umgebracht!«
»Natürlich«, seufzte Anne. »Tut mir leid. Aber ich bin so
aufgeregt und…« Sie sprach den Satz nicht zu Ende, sondern
wandte sich an Blakemoor. »Ich weiß, ich hätte Sie damit nicht
belästigen dürfen, aber als die Kinder mir erzählt haben, was
passiert ist, erschien mir das kein Zufall zu sein.«
»Das ist völlig in Ordnung«, versicherte Mark. Er warf seiner Partnerin einen fragenden Blick zu und sagte: »Wir nehmen die Katze lieber mit. Und wie steht’s mit Fotos?«
Lois zuckte die Schultern; auch sie war nicht sicher, wie in
einem solchen Fall zu verfahren war. Über eines war sie sich
allerdings im klaren: Sie würde wegen einer toten Katze nicht
das gesamte gerichtsmedizinische Personal herkommen lassen.
»Ich glaube, das ist nicht nötig«, sagte sie. »Wir beide wissen
ja schließlich, wo die Katze war.« Sie wandte sich an Anne.
»Haben Sie vielleicht einen Plastikbeutel?«
Anne hörte nichts, sie stierte immer noch auf die Katze. »Ich
hole einen«, übernahm Glen für sie die Antwort.
Als Glen ins Haus ging, schaute Anne auf und bemerkte, daß
Mark ihm einen mißtrauischen Blick hinterherwarf. »Sagen
Sie, Mark, Sie glauben doch nicht etwa, daß Glen das getan
hat?«
»Na ja«, antwortete Mark und versuchte, seiner Stimme
einen lässigen Ton zu geben, obwohl ihm ganz und gar nicht
danach zumute war: »Immerhin war er die letzte Person, die
das Opfer lebend gesehen hat.«
»Das finde ich nicht komisch«, sagte Anne mit fester Stimme.
Ihre Worte trafen, und Blakemoor bedauerte sofort seine
Bemerkung. »Hören Sie, wir nehmen die Katze mit und lassen
sie gründlich untersuchen. Mir ist natürlich klar, warum Sie so
aufgeregt sind, aber wir wissen nicht, ob es einen
Zusammenhang zwischen diesem und…«
»Wissen wir nicht?« unterbrach Anne. Ihr Schock beim
Anblick des zerstückelten Tieres schwand angesichts des
offensichtlichen Versuchs des Kommissars, über das, was
geschehen war, einfach hinwegzugehen. »Ich habe zwar
Shawnelle Davis nicht gesehen, aber dafür Joyce Cottrell. Ich habe sie ja gefunden. Und Sie können mir nicht einreden, die
arme Kumquat wäre nicht auf genau dieselbe Weise verstümmelt worden wie sie. Zuerst war es also Davis, die ich
zugegebenermaßen nicht kenne, aber die nächste war meine
Nachbarin. Und jetzt ist es die Katze meiner Tochter. Direkt in
meinem Hinterhof! Da möchte ich doch schließlich wissen,
was das eine mit dem anderen zu tun hat.« Sie wandte sich an
Lois. »Ich weiß, wie Sie über das, was ich geschrieben habe,
denken, aber…« begann sie, doch Ackerly brachte sie mit einer
Geste zum Schweigen.
»Was wir gestern gedacht haben, muß heute nichts mehr
bedeuten«, sagte sie. »Wir werden diesen Fall ernstnehmen. Ob
dieser Mörder etwas mit Richard Kraven zu tun hat oder nicht
– es sieht jedenfalls danach aus, als würde er seinen Stil
kopieren. Wenn uns jemand anders in der Stadt von einem
solchen Vorfall berichtet hätte, wäre jemand gekommen und
hätte nur eine Anzeige wegen Tierquälerei aufgenommen. Aber
nach dem, was letzte Nacht passiert ist, sind wir ebenso daran
interessiert, was mit der Katze passiert ist wie Sie, das dürfen
Sie mir glauben.«
Anne kniff die Augen zusammen. Sie war nicht sicher, ob
Lois sie nur beruhigen wollte und drehte sich wieder zu Mark
um.
»Wir geben Ihnen Bescheid«, versprach er. »Die Katze
kommt nicht einfach zum Abdecker. Wir schalten denselben
medizinischen Gutachter ein, der die Davis und die Cottrell
untersucht hat…«
»Davis und Cottrell?« unterbrach ihn Anne. »Soll das
heißen, daß Sie doch einen Zusammenhang sehen?«
Mark Blakemoor und Lois Ackerly tauschten einen Blick
aus, dann seufzte Mark: »Inoffiziell natürlich schon. Die beiden Morde weisen immerhin so viele Gemeinsamkeiten auf,
daß wir einen Serienmörder nicht ausschließen können. Aber,
wie gesagt, ganz inoffiziell.« Sein Blick blieb auf Kumquats
blutbespritzter Leiche hängen. »Was mit Ihrer Katze passiert
ist, werden wir ganz genau unter die Lupe nehmen. Aber wenn
Sie bis dahin auch nur ein einziges Wort schreiben, daß ich
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