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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Erinnerung in ihr
auftauchte – eine schwache Erinnerung an das Gefühl, von
jemandem beobachtet worden zu sein. Aber wo…?
Vivian mißdeutete Annes Schweigen als Forderung nach
einer Entscheidung und rang sich dazu durch. Ihr Instinkt sagte
ihr zwar, sie sollte diese Story jemand anderem übertragen.
Aber sie konnte dem Reiz nicht widerstehen, den Köder zu
nutzen, den Anne ausgelegt hatte. Wie oft kam es denn schon
vor, daß eine Reporterin in eine Mordgeschichte verwickelt
wurde, in der sie selbst zum Opfer werden könnte? Sie würden
in der Tat eine Menge Zeitungen verkaufen… Also gut«, sagte
sie. »Bleib an der Sache dran. Aber sei vorsichtig, und vergiß
nie, daß ich jedes Wort von dir genau unter die Lupe nehmen
werde. Bleib fair, bleib objektiv, und du kannst die Geschichte
weiter bearbeiten. Einverstanden?«
Anne stand auf. »Einverstanden.« Sie stellte sich in Gedanken bereits eine Liste der Telefonate zusammen, die sie unbedingt erledigen mußte. Wandte sich dann aber noch einmal um
und sah ihrer Chefin in die Augen: »Danke«, sagte sie ruhig.
Vivian schaute sie fest an. »Ich hoffe, du bist dir darüber im
klaren, Anne, daß du in nächster Zeit vielleicht Todesängste
ausstehen wirst.«
»Ich weiß. Momentan habe ich sowieso mehr Angst als
jemals in meinem Leben. Und ich weiß nicht einmal, warum
dieser Bursche es auf mich abgesehen hat. Was könnte ich ihm
denn getan haben?«
»Wie kommst du auf die Idee, daß du ihm überhaupt etwas
getan hast?« fragte Vivian. »Vermutlich hat es gar nichts mit
dir zu tun, Anne. Es kann alles reiner Zufall sein. Aber wenn
nicht, dann glaub nur nicht, es hinge mit irgend etwas zusammen, was du getan oder nicht getan hast. Es liegt nämlich nur
an ihm. Der Kerl ist ganz einfach übergeschnappt.«
Anne verließ das Büro und ging zu ihrem Schreibtisch
zurück. Dort durchstöberte sie den kleinen Stapel Nachrichten,
die über Nacht eingetroffen waren, dann sah sie die
Nachrichten auf ihrem Computer durch und erwartete fast, ein
Duplikat der Nachricht zu finden, die auf ihrem Monitor zu
Hause aufgetaucht war. Sie wußte selbst nicht, ob sie
erleichtert oder enttäuscht sein sollte, als sie nichts dergleichen
fand.
Es war auch sonst nichts darunter, das sich auf die Morde an
Davis und Cottrell bezog – dafür jede Menge Informationen zu
dem Artikel über die Schnellbahn Verbindung, den sie Vivian
wieder zurückgegeben hatte.
Sie wollte schon zum Telefon greifen, um Mark Blakemoor
anzurufen, doch dann tat sie es doch nicht: Sie hatte nämlich
die Erfahrung gemacht, daß es Leuten viel leichter fiel, am
Telefon zu lügen, als wenn man ihnen direkt gegenübersaß.
Doch schrieb sie dies mehr ihrer eigenen Fähigkeit, Gesichtsausdrücke zu lesen und Körpersprache deuten zu können zu als
möglichen Gewissensbissen ihrer Gesprächspartner. Von
Angesicht zu Angesicht konnte sie praktisch viel mehr erreichen, als am Telefon. Anne streifte sich wieder ihren Mantel
über, hängte sich ihre Tasche um und machte sich auf den Weg
in die City.
Zwanzig Minuten später, nachdem sie ihren Wagen in der
Fußgängerzone geparkt hatte, betrat sie das Kommissariat und
ging zum Büro von Mark Blakemoor und Lois Ackerly.
»Sie sind nicht da«, erklärte ihr ein Beamter, dessen Namen
sie vergessen hatte, bevor sie noch anklopfen konnte. Er warf
ihr ein hämisches Grinsen zu. »Haben Sie etwa geglaubt, sie
untersuchen eine tote Katze?« Anne ging nicht darauf ein,
machte auf dem Absatz kehrt und verließ die Mordkommission. Sie nahm sich aber vor, den Namen des Polizisten herauszufinden, für den Fall, daß sie einmal Gelegenheit hätte,
sich in einem Artikel über ihn lustig zu machen.
Als sie das Büro des ärztlichen Leichenbeschauers betrat,
sagte man ihr dort nur, daß sie bei der Autopsie einer Katze
genauso wenig teilnehmen dürfe wie bei der eines Menschen.
»Aber es ist schließlich meine Katze!« protestierte Anne.
»Macht das denn keinen Unterschied?«
Der junge Mann hinter dem Pult schüttelte den Kopf: »Bei
uns nicht. Gesetz ist Gesetz. Nur unser Personal und andere
Bevollmächtigte dürfen einer Autopsie beiwohnen.«
»Ach, seien Sie doch nicht so«, Anne sprach mit schmeichelnder Stimme, »dieses eine Mal könnten Sie mich doch…«
»Keine Ausnahmen«, beschied sie der Angestellte.
Entmutigt, aber ganz sicher, daß die Ablehnung endgültig
war, nahm Anne auf einer harten Bank Platz und bereitete sich
darauf vor, den Rest

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