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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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glitt, zog sie eine rote Spur, eine Spur, die immer dicker
wurde, dann ihre Form verlor, als das Blut aus dem Schnitt
hervorquoll und über den ganzen Körper der Frau floß.
Versteinert und hilflos schaute Glen seinem Treiben zu.
Die Hände rührten sich wieder und führten einen dritten
Schnitt aus. Diesmal führte er von einer Schulter zur anderen.
Nein! dachte Glen. Das darf nicht passieren! Aber schon
während sich der Gedanke formte, erklang dunkles, spöttisches
Gelächter in seinem Kopf. Glen versuchte, den höhnischen Ton
zu ersticken und wollte seine Hände zwingen, sich nicht mehr
zu bewegen, ihrem schrecklichen Tun ein Ende bereiten. Doch
dann bemerkte er an sich eine vollständige Lähmung. Sie
raubte ihm den Willen und saugte ihm die Kraft aus dem
Körper. Hilflos mußte er mit ansehen, wie seine Finger einfach
weiterarbeiteten, geschickt die Haut wegklappten, so leicht, als
hätten sie eine Buchseite umgeblättert.
Unter der Haut war nun ganz deutlich das Brustbein der Frau
zu erkennen. Erst als seine Hände danach griffen, verstand
Glen, wozu sie die Säge brauchten. Seine Finger drückten auf
den Schalter, und sofort hörte er das schrille Geräusch des sich
drehenden Sägeblattes.
Als sich die Säge dem Brustbein näherte, kämpfte Glen mit
aller Gewalt darum, die Kontrolle über seinen Körper zu
gewinnen, er stemmte sich gegen die Kraft, die ihn zu
bestimmen schien. Doch er mußte machtlos mit ansehen, wie
die Säge immer tiefer glitt. Ihre Zähne tauchten in die Knochen
und die Knorpel der Bauchdecke ein.
Glen versuchte, laut zu schreien, gegen das Gemetzel aufzubegehren, das er hier anzurichten drohte, aber seine Stimme
gehorchte ihm genausowenig wie seine Hände. Nein, wimmerte er in sich hinein. O Gott, nein! Laß das nicht zu!
Aber noch während er so inständig flehte, fraß sich das
Sägeblatt immer tiefer, und seine Hände legten unerbittlich den
Körper der Frau offen. Er teilte ihren Brustkorb und
durchschnitt das Rippenfell.
Als Glen die Lungen der Frau sah, wurde ihm wieder
schwarz vor Augen.
Diesmal war es ihm sogar willkommen.
55. Kapitel
»Tut mir leid, Mr. Jeffers, aber Dr. Farber ist gerade bei einem
Patienten.«
    Die Stimme der Schwester am Telefon klang so, als wolle
sie Glen dafür bestrafen, daß er bei dem Telefonat mit dem
Arzt einfach aufgelegt hatte. »Könnten Sie ihm wenigstens
ausrichten, wer ihn sprechen möchte?«
    »Er wünscht, nicht gestört zu werden«, antwortete sie. Jetzt
war ihm endgültig klar, daß sie böse mit ihm war. »Und Sie
brauchen auch nicht zu schreien, Mr. Jeffers. Ich bin nicht
taub.«
    »Tut mir leid«, sagte Glen nur. Wieder versuchte er, sich
daran zu erinnern, was bei seinem Gespräch mit Gordy Farber
heute morgen passiert war. Sie wollten gerade ein Treffen
ausmachen, als er plötzlich wieder einen seiner Blackouts
hatte. So schnell hatte ihn bis jetzt noch keiner übermannt. Als
er wieder aufgewacht war, hatte er auf dem Sofa im
Wohnzimmer gelegen. Er hatte sich zwar nicht krank gefühlt,
aber auch nicht erholt. Jedenfalls nicht so erholt, wie er sich
hätte fühlen müssen, wenn er wirklich die ganze Zeit, die ihm
jetzt fehlte, durchgeschlafen hätte.
    Er erinnerte sich zwar wieder an Träume, doch im Gegensatz
zu gestern bestanden sie nicht nur aus bloßen Fragmenten.
Diesmal handelte es sich um zusammenhängende Stücke, die
ihm ebenso lebhaft im Gedächtnis haften geblieben waren wie
Erinnerungen von Erlebtem.
    »Handelt es sich um einen Notfall?« erkundigte sich die
Schwester und klang nun etwas nachsichtiger.
Glen zögerte. Er war beunruhigt, viel mehr beunruhigt als er
sich und schon gar nicht der Krankenschwester gegenüber
zugeben wollte. Aber war es wirklich ein Notfall? Er war nicht
sicher.
Die Erinnerung an seinen Traum kam wieder in sein
Bewußtsein zurück – sie war jetzt so klar wie einige Minuten
nach seinem Aufwachen. Auch in dem Traum selbst war er
‚aufgewacht’. Er hatte seine Augen geöffnet und bemerkt, daß
er nicht mehr in seinem Haus oder in einer anderen ihm
vertrauten Umgebung war. Statt dessen hatte er splitternackt,
mit einer Angelrute in der Hand, in einem Fluß gestanden und
wußte beim besten Willen nicht, wie er dorthin gekommen sein
könnte.
Zuvor aber hatte er etwas erlebt, das ihm wie ein Traum in
einem anderen Traum vorgekommen war.
Die einzige Erinnerung, die er daran hatte, war, daß er den
Brustkasten einer Frau aufgeschnitten hatte. Und

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