Blitze des Bösen
hatte sich
erkundigt, wie es ihm ginge. Sie hatten kurz miteinander
gesprochen, dann war er unterbrochen worden.
Die Türklingel. Jemand hatte an der Tür gestanden, er hatte
mit dieser Person gesprochen.
Und von da an war alles schwarz um ihn herum geworden.
Der Ton wurde lauter, das Licht heller.
Du bist aufgewacht. Die Stimme war nicht laut, und obwohl
das Bohrgeräusch ständig lauter wurde, die Dunkelheit aber
verschwand, hatte Glen die Worte genau verstanden. Es war
fast so, als wären sie aus seinem Kopf gekommen. Ich habe
dich aufgeweckt, fuhr die Stimme fort. Ich war es auch, der
dich schlafen geschickt hat.
Warum? Die Worte formten sich lautlos in Glens Gehirn,
aber noch bevor er sie in hörbare Worte kleiden konnte, wurde
die Frage von der Stimme beantwortet.
Ich habe unseren Körper gebraucht.
Unseren Körper. Diese Worte zogen den letzten Rest des
Nebels weg, der Glens Verstand einhüllte. Unseren Körper. Was zum Teufel ging hier vor? Während er über diese Frage
nachdachte, fügten sich einzelne Teile des Puzzles in seinem
Kopf zusammen.
Die Stunden, die er verloren hatte.
Der kaputte Rasierapparat, zu dem er sich eine Geschichte
hatte ausdenken müssen – eine Geschichte, die sich dann
wenigstens teilweise als wahr herausgestellt hatte.
Die Dinge, die im Haus aufgetaucht waren – die er vorgab,
eingekauft zu haben, obwohl er nicht die geringste Erinnerung
daran besaß. Die Angelrute, die Kevin, der neue Rasierer, den
er selbst gefunden hatte. Die künstliche Fliege, die aus einer
Feder von Hector und Haaren von Kumquat gemacht sein
konnte.
Kumquat!
Nun fiel ihm wieder der Traum ein. Aber es war ja nur ein
Traum gewesen! Es konnte nicht wirklich passiert sein, das war
völlig unmöglich!
Wieder schössen ihm die Worte durch den Kopf, die die
Stimme gesprochen hatte: unseren Körper.
Das ist nicht unser Körper, dachte Glen verzweifelt. Es ist mein Körper. Es gab niemanden sonst, konnte es gar nicht
geben. Was geschah, spielte sich allein in seinem Gehirn ab.
Das war es! Während er noch im Halbschlaf gewesen war,
hatte sein Unterbewußtsein mit ihm Schabernack getrieben!
Aber dann kamen ihm noch weitere Erinnerungen. Ihm fiel ein,
wie er mit Anne geschlafen hatte, als er aus dem Krankenhaus
zurückgekommen war. Irgend etwas war an diesem Nachmittag
passiert. Er hatte gespürt… Was? Etwas Seltsames, als ob ein
Anderer in ihm gewesen wäre.
Und im Krankenhaus war er aufgewacht und hatte plötzlich
einen Stapel von Annes sämtlichen Akten über Richard Kraven
auf seinem Nachttisch gefunden.
Die Blackouts…
Er erinnerte sich auf einmal daran, was er im Fernsehen
gesehen hatte – den Bericht über eine Frau, die behauptet hatte,
achtzehn verschiedene Persönlichkeiten würden in ihr wohnen.
Multiple Schizophrenie. Zuerst hatte sich die Frau nur Sorgen
über ihre ständigen Blackouts gemacht. Aber dann hatte sie
gehört, daß sie angeblich etwas getan haben sollte, an das sie
sich aber beim besten Willen nicht mehr erinnern konnte.
Handlungen, von denen sie ganz sicher war, daß sie sie niemals
ausgeführt hatte…
Das Bohrgeräusch wurde lauter als vorher, und jetzt konnte
er ganz deutlich hören, was es war. Glen wußte plötzlich, daß
es nicht das Geräusch eines Bohrers war.
Es war eine Säge. Er sah das Sägeblatt genau vor sich. Er
konnte erkennen, wie seine Hände den blaugrünen Plastikgriff
der Säge hielten. Und darunter sah er noch etwas anderes.
Den oberen Teil eines Frauenkörpers. Eine dicke Frau, deren
beide großen Brüste an den Seiten herabhingen, von ihrem
eigenen Gewicht nach unten gezogen wurden.
Zwischen den Brüsten, einige Zentimeter oberhalb des
Nabels beginnend, führte ein Schnitt bis zur Kehle.
Ein sauber ausgeführter, völlig gerader Einschnitt.
Der Brustkorb der Frau dehnte sich, als sie tief Luft holte.
Der heulende Ton verstummte, als die Säge zu arbeiten
aufhörte. Glen schaute ungläubig zu, wie seine Hände die Säge
weglegten und nach einem Messer griffen. Es war ein scharfes
Messer, so eins wie Kevin es benutzt hatte, als sie zusammen
an dem Schiffsmodell gearbeitet hatten.
Das Messer, das er verwendet hatte, um die Teile für die künstliche Fliege zuzuschneiden.
Glen sah betäubt zu, wie sich seine Hände wie von selbst
bewegten. Das Messer folgte einer Linie quer über den Körper
der Frau und durchkreuzte den vorhandenen Einschnitt an
seiner Basis. Während die Schneide leicht durch die Haut der
Frau
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