Blitze des Bösen
geschlagen hätte.
Die ganze Szenerie erschien Alan so, als wäre er auf einem
anderen Stern gelandet, und einen Moment lang war er völlig
durcheinander. Dann fiel ihm Glen wieder ein, den sie
offensichtlich in den entgegengesetzten Flügel des Gebäudes
gebracht hatten.
»Wo ist der Mann, der gerade eben eingeliefert wurde?«
unterbrach er das Gespräch zwischen einer Angestellten und
einer vor Wut schnaubenden Frau.
»Können Sie nicht warten, bis Sie an der Reihe sind?« Die
Frau sah ihn an, ihre Pupillen waren von Drogen erweitert,
»hier gibt es nämlich noch andere Leute außer Ihnen.«
»Sagen Sie mir nur, wo man ihn hingebracht hat«, bat Alan
die Frau hinter dem Pult, die sich ihm auch sofort zuwandte.
»Der Mann mit dem Infarkt?« erkundigte sie sich.
Alan nickte, und die Schwester reichte ihm ein Formular.
»Füllen Sie das bitte aus. Ich bekomme schon heraus, wo
Ihr…« Sie hielt erwartungsvoll inne und wartete darauf, daß
Alan sich entweder als Verwandter, Freund oder vielleicht
sogar als Lebensgefährte des Patienten vorstellte.
»Ich bin sein Partner«, erklärte Alan, ergänzte dann aber
gleich, um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen:
»Sein Geschäftspartner.«
»Egal«, antwortete die Schwester. »Ich brauche sowieso nur
seinen Namen. Den Rest entnehme ich dem Computer.«
»Warum können Sie dann nicht auch mein Rezept aus dem
verdammten Computer holen?« beschwerte sich die Frau neben
Alan. Als die Schwester sie einfach überging, fing die Süchtige
an zu fluchen, schlurfte davon und murmelte, daß sie sie
anzeigen werde.
»Dann tun Sie es doch«, seufzte die Schwester und sah dabei
nicht einmal vom Monitor auf. »Bis morgen.« Als die Frau auf
der Straße verschwunden war, schüttelte sie traurig den Kopf.
»Sie glaubt, wir geben hier Methadon ab«, erklärte sie,
»kommt fast jeden Tag und – ah! Hier haben wir ihn!
Mr.Jeffers ist soeben in die Intensivstation eingeliefert worden.«
In diesem Moment stürzte Jim Dover durch die Tür, entdeckte Alan und rannte zu ihm. »Wo ist Glen?« fragte er. »Wie
geht’s ihm?«
Alan zuckte die Schultern. »Er ist auf der Intensivstation.
Finden Sie heraus, wo die ist. Ich ruf’ inzwischen im Büro an.«
Er ging zu einer Reihe von Münztelefonen im Flur, fand
eines, das nicht kaputt war und wählte die Nummer von Rita
Alvarez, Glens Sekretärin. So knapp wie möglich schilderte
er ihr, was vorgefallen war.
Rita Alvarez’ Blick wanderte beim Telefonieren auf den
kleinen Fernseher, der vor ihr stand. Ihr Chef hatte sie gebeten,
ihn im Büro aufzustellen, für den Fall, daß seine Frau heute
morgen im Fernsehen zu sehen wäre. Gerade während sie
Alans wirrem Gerede über Glens Herzinfarkt zuhörte, erschien
Anne auf dem Schirm. Zusammen mit dem Gefängnisdirektor
und anderen Zeugen der Hinrichtung betrat sie einen Raum, der
voller Reporter und Kameraleute war. »Bleiben Sie am besten
bei Glen, und halten Sie mich auf dem laufenden«, sagte sie.
»Ich kümmere mich um alles andere.«
Rita Alvarez machte sich sofort an die Arbeit. Sie erstellte
eine Liste von den Leuten, die dringend angerufen werden
mußten, allen voran Anne, danach einige Kunden, die Termine
mit Glen hatten, und einige seiner engsten Freunde. Keine
Minute später hatte sie das Gefängnis am Apparat. »Es handelt
sich um einen Notfall«, erklärte sie. »Ich muß sofort mit Anne
Jeffers sprechen. Sie ist eine der Zeugen, die…«
»Jeder will heute mit jemandem sprechen, der bei der Hinrichtung dabei war«, warf die Telefonistin ein. »Und alle
sagen, es sei ein Notfall. Wenn Sie mir Ihren Namen geben,
setze ich ihn auf die Liste…«
»Ich bin die Sekretärin von Mrs. Jeffers Mann«, unterbrach
sie. »Er hatte gerade einen schweren Herzinfarkt. Es geht um
Leben und Tod.«
Anne legte auf. Unbewußt ließ sie ihre Hand auf dem Hörer
ruhen, als ob sie dadurch körperlichen Kontakt zu Seattle und
allem, was dort vorging, aufnehmen könnte. Ein Herzinfarkt?
Glen? Das war doch unmöglich! Er war noch nicht ganz fünfundvierzig, joggte jeden Morgen, achtete auf sein Gewicht! Sie
waren doch beide typische Seattler und verbrachten soviel Zeit
wie möglich im Freien. Im Winter fuhren sie in den Bergen
Ski, im Sommer gingen sie zum Rudern und fuhren Kajak auf
den Flüssen. Jemand wie Glen konnte einfach keinen
Herzinfarkt bekommen!
Dann erinnerte sie sich aber daran, daß vor fast zehn Jahren
Danny Branson beim Joggen tot
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