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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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umgefallen war. Danny war
damals gerade erst zweiundvierzig und seit je eine
Sportskanone gewesen. Schon während seiner Zeit auf der
High School war er immer Wettrennen gelaufen. Ist das Leben
also doch nichts weiter als eine große Lotterie? Selbst wenn
man noch so gesund lebte, war man gegen solche Schläge nicht
gefeit…
    Das Erschrecken und die Hilflosigkeit, die sie beim Telefonat mit Rita Alvarez überkommen hatten, wichen allmählich
der festen Überzeugung: Was mit Danny Branson geschehen
war, würde Glen nicht passieren. Er würde es überleben, sich
erholen, und anschließend würden sie sich gemeinsam darüber
informieren, was man tun konnte, um einen weiteren
Herzinfarkt zu verhindern.
    Nachdem der letzte Schatten ihrer Furcht verflogen war,
nahm sie die Hand vom Hörer, drehte sich um und bemerkte,
daß Mark Blakemoor sie ansah. Er warf ihr einen so besorgten
Blick zu, wie er das noch nie getan hatte. »Ist etwas passiert?«
fragte er.
    »Ja, mit meinem Mann«, antwortete Anne. »Er hatte einen
Herzinfarkt. Ich muß sofort nach Hause. Aber mein Flug geht
erst morgen!« Sie spürte, wie Panik in ihr hochstieg.
    Mark Blakemoor griff in die Innentasche seines zerknitterten
Jackets und reichte ihr einen Umschlag. »Mein Flug geht in ein
paar Stunden«, sagte er. »Wenn es keine Plätze mehr für uns
beide gibt, fliegen Sie, und ich nehme Ihr Ticket für den Flug
morgen.«
    Anne hob die Augenbrauen. »Und als Gegenleistung?« Die
Sache mußte einen Haken haben. Seit ihrer Zusammenarbeit
mit Mark Blakemoor hatte er niemals jemandem einen Gefallen getan, ohne dafür später eine Gegenleistung zu erwarten.
Jetzt aber schüttelte er zu ihrer Überraschung den Kopf. »Hier
geht’s nicht um die Arbeit, sondern um Persönliches, – und das
ist gratis.«
    »Gut, gehen wir.« Anne wußte instinktiv, daß er für sein
Angebot keinen Dank wollte.
Fünf Minuten später hatten sie das Gefängnis verlassen und
fuhren in einem Wagen, den der Direktor zur Verfügung
gestellt hatte, durch die Meute der Demonstranten und
Reporter. Wenigstens, dachte Anne, mußte sie sich mit den
Presseleuten nicht über die Hinrichtung unterhalten. Noch ein
Artikel für den Herald – dann würde sie Urlaub nehmen und
sich um Glens Genesung kümmern.
Auf der Fahrt dachte sie über diese Idee nach, und je mehr
sie sich damit befaßte, um so besser gefiel sie ihr. Bald wäre
wieder Sommer, die Schulferien kämen und die ganze Familie
wäre wieder zusammen.
Aber mit einem Mal verdüsterte sich ihre Stimmung. Wieviele Familienmitglieder wären dann noch übrig?
Was wäre, wenn Glen nicht überlebte? Wie sollte sie damit
fertigwerden? Wie sollte sie ohne Glen leben?
7. Kapitel
    In der 10. Klasse des Journalismus-Kurses der Maple-School
herrschte absolute Stille. Heather Jeffers und ihre Klassenkameraden fixierten das Fernsehgerät, das extra aufgestellt worden war, damit sie die Berichterstattung über Richard Kravens
Hinrichtung verfolgen und anschließend darüber diskutieren
konnten. Das Gerät lief seit halb neun, und bis genau um neun
Uhr – da war es zwölf Uhr in Connecticut, wo die Hinrichtung
stattfand – hatten einige Schüler noch spekuliert, wie lange es
wohl dauern könnte, bis die Aufhebung der Hinrichtung
bekanntgegeben würde. Maude Brink, die seit letzter Woche
die Diskussionsrunde über Todesstrafe leitete, hatte sie zuvor
gewarnt, sich Illusionen zu machen, denn sie hielt in diesem
Fall einen Aufschub der Vollstreckung für unwahrscheinlich.
Aber einige der Kinder hatten sich bis zuletzt an ihre
Hoffnungen geklammert. Was Mrs. Brink auffiel, war, daß die
Schüler, die am heftigsten gegen die Todesstrafe plädierten,
auch diejenigen waren, die am ehesten glaubten, daß die
Hinrichtung aufgeschoben würde. Diejenigen hingegen, die für
die Todesstrafe eintraten, waren überzeugt, daß die
Vollstreckung wie vorgesehen stattfinden würde.
    Erst nachdem die Hinrichtung stattgefunden hatte und die
Meldung aus dem Gefängnis kam, daß Richard Kraven tot sei,
hatte die Klasse endlich die volle Wahrheit begriffen. Hier
handelte es sich nicht um eine Fernsehshow, einen Film oder
ein Buch, in dem es um die Hinrichtung eines Mannes ging,
der allein der Phantasie des Autors entsprungen war. Diesmal
war es Realität. Ein Mensch, der noch vor einigen Sekunden so
lebendig wie sie selbst gewesen war, lebte nun nicht mehr.
Während sie wie betäubt auf den Bildschirm starrten,

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