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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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hatte, war, daß sie es nicht mehr aushalten könne, die Frau
eines Polizisten zu sein. Aber was hätte er sonst machen sollen? Er konnte doch nicht einfach den Beruf wechseln, das
wollte er auch gar nicht. Außerdem hatte sich Patsy über sein
starkes Trinken beklagt – und wie er ehrlich zugeben mußte,
hatte sie damit auch recht gehabt. Er hatte zuviel getrunken!
Also entschied sich Mark, daß er jetzt besser keinen Drink
nehmen, sondern herausfinden sollte, worüber Richard Kraven
mit Anne Jeffers vor seinem Tod gesprochen hatte.
    »Würden Sie gern über etwas reden?« fragte er und verlagerte seinen massigen Körper, er war l,88 Meter groß und 95
Kilo schwer, um ein paar Zentimeter. Es war der vergebliche
Versuch, es sich auf dem engen Sitz etwas bequemer zu
machen.
    Anne hatte in Gedanken aus dem Fenster geschaut, auf die
endlose Weite der Wolken, die einige tausend Meter unter dem
Flugzeug eine geschlossene Decke bildeten, und daher die
Worte des Polizisten zunächst nicht zur Kenntnis genommen.
Dann seufzte sie, rieb ihren steifen Hals und sah über ihn
hinweg. »Über Glen?« Sie tat so, als habe sie keine Ahnung,
was Blakemoor wirklich von ihr wissen wollte. Was sie seit
seiner Scheidung über ihn erfahren hatte, war, daß er sich
während seiner Ehe so gut wie gar nicht um seine Frau gekümmert hatte. Weshalb sollte er sich jetzt für ihren Mann
interessieren, den er zudem nicht einmal kannte? Aber warum
sollte sie nicht mit ihm reden, schließlich hatte Blakemoor für
sie auf seinen Platz verzichten wollen, auch wenn es letzten
Endes nicht dazu gekommen war. »Oder wollen Sie über
Richard Kraven mit mir sprechen?«
    »Egal«, gab Blakemoor zurück. »Aber Mitleid zu empfinden, fällt mir schwer. Patsy meinte immer…« Er brach ab und
errötete leicht. »Ach, was schert’s mich, was Patsy gemeint
hat. Also, was hat Kraven gesagt? Zu Hause warten noch
einige ungelöste Fälle auf mich. Wenn Sie mir wenigstens bei
der Aufklärung eines einzigen helfen könnten, wäre das toll.«
    Anne schüttelte den Kopf. »Glauben Sie mir, Mark, wenn er
auch nur irgend etwas von Bedeutung gesagt hätte, würden Sie
es sofort erfahren. Schließlich haben Sie sich viele Jahre mit
dem Fall auseinandergesetzt. Aber Kraven hat auch jetzt nichts
anderes gesagt wie immer: Er habe mit keinem der Morde
etwas zu tun, es sei alles ein abgekartetes Spiel, man habe sich
gegen ihn verschworen und so weiter und so fort.«
    Die Augen des Polizisten verengten sich und er sagte: »Sie
haben wohl auch geglaubt, daß jeder Mensch mit reinem
Gewissen ins Grab gehen will. Aber nicht Kraven. Die übelste
Bestie, die mir je begegnet ist.«
    Beide schwiegen wieder und hingen ihren eigenen Gedanken
nach. Doch als Blakemoor seine nächste Frage stellte, merkte
sie, daß sich seine Grübeleien nicht sehr von den ihren
unterschieden. »Was glauben Sie? Halten Sie es für möglich,
daß wir uns alle geirrt haben?«
    »Wen fragen Sie?« entgegnete Anne. »Die Starjournalistin
oder die Privatperson Anne Jeffers?«
»Fangen wir mit der Privatperson an.«
»Er ist schuldig«, stellte sie ohne Zögern fest. »Schuldig und
noch mal schuldig aller Verbrechen, für die man ihn verurteilt
hat und aller übrigen auch.«
»Okay. Und wie denkt die Starjournalistin darüber?«
Anne spreizte die Finger und tat, als würde sie auf einer
imaginären Tastatur tippen. »Zeigen Sie mir einen Reporter,
der nicht gern eine Verschwörung aufdecken wollte, die einen
Unschuldigen auf den elektrischen Stuhl gebracht hat.
Niemand würde sich doch einen Pulitzer-Preis entgehen lassen.«
Der Polizist musterte sie nachdenklich und versuchte auszuloten, wie ernst sie das meinte. »Heißt das, daß Sie weiterhin
der Sache auf der Spur bleiben?«
Anne wollte schon antworten, als ihr klar wurde, daß sie gar
nicht wußte, was sie eigentlich vorhatte. Vor drei Stunden,
bevor sie den Anruf von Rita Alvarez bekommen hatte, wäre
das ein einfaches Gespräch gewesen: Sie hätte erzählt, was
Kraven bei ihrer letzten Unterhaltung gesagt hatte. Falls
Kraven tatsächlich nicht gelogen hatte und sie das beweisen
konnte, wäre sie zweifellos für einen Pulitzerpreis in Frage
gekommen. Ganz zu schweigen von einem tollen Buchvertrag,
vielleicht einem Film zum Thema und einem neuen Job mit
einem Gehalt, neben dem ihr jetziges ein besseres Taschengeld
gewesen wäre. Jetzt aber sah alles anders aus. Nach dem
kurzen Gespräch mit Rita

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