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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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dann plötzlich so für diesen
Kraven?
Doch dann erinnerte sich Kevin, was ihm seine Mutter vorgestern gesagt hatte, als sie nach ihrem Gespräch mit Dr. Farber heimgekommen war: »Für eine Weile kommt eine harte
Zeit auf euch zu, Kinder. Euer Vater muß seine ganze Lebensweise ändern. Er darf nicht mehr soviel arbeiten, sondern
braucht eine Menge Ruhe. Und das bedeutet, daß sich auch für
uns alle etwas ändern wird. Also, wie denkt ihr darüber? Bringt
ihr es fertig, euch ein wenig darauf einzustellen?«
Als er, Heather und seine Mutter vorgestern darüber
gesprochen hatten, war ihnen das als Kleinigkeit erschienen.
Doch als er nun allein mit seinem Vater im Krankenhauszimmer war, kamen Kevin Bedenken. Mit einem Mal erschien
ihm sein Vater fremd. Seine Mutter hatte zwar gesagt, daß er
sich verändern würde. Sollte das aber bedeuten, daß sich sein
Vater in Zukunft nur noch so seltsam benehmen würde und
sonderbares Zeugs redete? In dem Fall bezweifelte Kevin, daß
alles so einfach sein würde, wenn er wieder nach Hause käme.
»Also, wie steht’s?« fragte Glen, als sein Sohn schwieg.
»Klingt mein neues Hobby interessant oder nicht?«
Kevin erhob sich und wollte zur Tür hinaus. »Doch, Daddy«, sagte er und vermied, seinen Vater dabei anzuschauen.
»Klingt ganz gut. Und ich hol dir auch die Akte, okay? Ich bin
bald wieder zurück.«
Beim Verlassen des Krankenhauses fragte sich der Junge,
was wohl passieren würde, wenn er die Akte seinem Vater
einfach nicht bringen würde. Vor einigen Wochen hätte er noch
genau gewußt, was passieren würde: Sein Vater – jedenfalls
der, den er sein ganzes Leben lang gekannt hatte – wäre kurz
fuchsteufelswild geworden, und danach wäre die Sache erledigt
gewesen. Aber von jetzt an war alles anders. Seit dem
Herzinfarkt war mit allem zu rechnen.
Er nahm sich vor, lieber das zu tun, was man ihm aufgetragen hatte.
19. Kapitel
    »Na ja, es war ja nicht so, daß sie ein Verbrechen begangen
hat, wenn Sie verstehen, was ich meine. Gut, sie hat natürlich
Leute ‚reingelegt’, aber daraus kann man ihr keinen Strick
drehen. Wir sind hier schließlich in Capitol Hill, wenn Sie
wissen, was ich meine. Wenn man sie dafür bezahlt hat, war
das gut für sie, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Anne Jeffers stand auf dem Bürgersteig gegenüber dem
Gebäude, in dem Shawnelle Davis nicht nur gewohnt hatte,
sondern auch ihrem Gewerbe nachgegangen war. Obwohl
Anne sich schon seit zwanzig Minuten mit dem Mann unterhielt, der seine Theorien über den lockeren Lebenswandel
Shawnelles zum Besten gab, war sie sich nicht sicher, ob er sie
überhaupt gekannt hatte, auch wenn er von sich behauptete,
dick mit ihr befreundet gewesen zu sein. Sie bat aber den
Fotografen, einige Bilder von ihm zu schießen. Die könnte man
dann zumindest ans schwarze Brett beim Herald pinnen, wenn
sie sonst zu nichts taugten. Ganz bestimmt gehörte er zu den
auffälligsten Erscheinungen in der Menschenmenge, die sich
auf der Boylston Street versammelt hatte. Schon als sie
bemerkt hatte, wie er sich ohne Rücksicht auf Verluste durch
die Masse hindurchdrängte, war Anne zusammengezuckt.
Unwillkürlich mußte sie an die blauen Flecken denken, die er
sich dabei einhandeln würde.
    Während ihres Gesprächs mit dem jungen Mann fragte sie
sich zum ersten Mal, ob sie nicht vielleicht doch ein wenig
weiter vom Broadway wegziehen sollten – zumindest bis
Heather und Kevin aus den Teenagerjahren herausgewachsen
waren.
    Als ein Flüstern durch die Menge ging, brach Anne das
unbefriedigende Interview ab. Sie bahnte sich ihren Weg zur
Spitze der Masse und sah, daß die Tür zu Shawnelle Davis’
Wohnung offenstand und eine Bahre herausgerollt wurde.
    Die Begleiter gingen dabei so vorsichtig vor, als würden sie
eine Schwerkranke befördern und nicht jemanden, der schon
seit zwei Tagen tot war. Anne war dankbar für die gute Entschuldigung, das Interview beenden zu können und überquerte
die Straße. Sie tat dies auf eine selbstverständliche Art und
Weise, mit der sie sich schon oft Zutritt zu einem Tatort
verschafft hatte, lange bevor dieser offiziell für die Presse freigegeben worden war. Heute morgen hatte sie damit jedoch
wenig Erfolg. Einerseits wirkte ihr Jogginganzug nicht gerade
seriös, und außerdem begleitete Lois Ackerly die Bahre, die
von den Trägern behutsam zu einem Lieferwagen gerollt
wurde, der sie ins Leichenschauhaus bringen sollte.
    Als sich die

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