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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Jahren im Alter von
sechsundfünfzig und konnte deshalb Miss
Demmings Äußerungen nicht mehr bestätigen.
    Glen Jeffers las den Artikel zweimal. Dabei kamen ihm kleine Bruchstücke des Alptraums, der ihn aufgeweckt hatte,
immer wieder ins Bewußtsein. Er schloß den Ordner, legte ihn
auf den Tisch und lehnte sich in die Kissen zurück.
    Welche Ursachen sein Alptraum hatte, war nun zumindest
geklärt. Offenbar hatte er im Laufe des Tages einen Teil von
Annes Akten gelesen.
Aber warum konnte er sich nicht mehr daran erinnern?
Beim Grübeln über diese Frage schlief er tief ein.
22. Kapitel
    Während die Nacht Glen einen friedlichen Schlaf brachte,
wurde Anne von quälenden Gedanken heimgesucht. Glen hatte
gerade zu dem Zeitpunkt angerufen, als sie sich endlich zu der
Überzeugung durchgerungen hatte, sein seltsames Verhalten
bei ihrem nachmittäglichen Besuch im Krankenhaus sei völlig
bedeutungslos.
    Schließlich hatte Dr. Farber sie schon am Tag nach Glens
Herzinfarkt darauf hingewiesen, daß nichts mehr so sein würde
wie vorher. Bei manchen Menschen, hatte er erklärt, könne ein
schwerer Herzinfarkt zu einer völligen Persönlichkeitsveränderung führen. Aus einem seiner Patienten zum
Beispiel, der sein Leben lang eine sehr starke Persönlichkeit
besessen hatte, war praktisch über Nacht ein unsicherer und
ängstlicher Mensch geworden. Ungeduldige Menschen regten
sich nach einem Herzinfarkt oft nicht mehr über etwas auf, was
sie vorher zur Weißglut getrieben hatte. Umgekehrt konnten
aus bisher unbeschwerten Menschen mit einem Schlag ganz
verschrobene Typen werden.
    Das war Anne am späten Nachmittag während ihres Besuches bei Glen in den Sinn gekommen. Ihr Mann, der sich stets
durch eine fröhliche Wesensart ausgezeichnet hatte, hatte im
Bett gesessen und in Akten gelesen, die um ihn ausgebreitet
auf der Decke lagen. Wie sie später herausgefunden hatte,
stammten sie aus ihren Unterlagen. Als sie sich über ihn
gebeugt hatte, um ihm einen Kuß zu geben, hatte er kaum
darauf reagiert. Auf ihre Frage, warum er sich plötzlich für
Richard Kraven interessiere, hatte er geantwortet, daß er neugierig geworden sei, was sie selbst an diesem Fall so sehr fasziniert habe. »Und weißt du was?« hatte er gefragt und kurz
von der Akte aufgeblickt. »Er ist ein ganz interessanter Bursche gewesen. Du hast ihn immer als eine Art Monster dargestellt, aber…«
    Anne hatte Glen schockiert angesehen und ihren Ohren nicht
getraut. Erst letzte Woche hatte Glen noch behauptet, daß der
einzige legitime Grund, der Hinrichtung beizuwohnen für sie
der sei, »endgültig Sicherheit zu bekommen, daß der Bastard
auch wirklich tot ist.« Und jetzt war er plötzlich ein
»interessanter Bursche«?
    »Er war ein Monster!« hatte sie eingeworfen. »Gott allein
weiß, wie viele Menschen er getötet hat. Und er hat sie nicht
einfach nur getötet, Glen. Er hat sie seziert!« Daraufhin war
Glen fast ärgerlich geworden. Sie hatte das Thema gleich wieder fallen lassen, denn sie wußte, daß Aufregung ihm schadete.
Während der restlichen Zeit ihres Besuchs war es ihr dann so
vorgekommen, als würde Glen sie ignorieren. Als er zehn
Minuten lang keinerlei Notiz von ihr genommen hatte, war sie
schließlich einfach weggegangen.
    Draußen hatte sie eine Schwester getroffen und mit ihr ein
paar Worte gewechselt. Sie hatte Anne versichert, daß Patienten oft überhaupt keinen Besuch wünschten, denn sie
brauchten so viel Energie für ihre Gesundung, daß sie einfach
keine Kraft mehr hätten, um sich mit anderen zu unterhalten.
Anne wollte das gern glauben, hatte sich dann aber noch den
ganzen Abend lang Sorgen gemacht – vor allem, als ihr auch
noch Kevin von Glens Benehmen bei seinem Besuch erzählt
hatte. Zwar hatte Glen später angerufen und dabei so geklungen, als wäre er wieder er selbst, aber ihr war trotzdem klargeworden, daß irgend etwas nicht in Ordnung sein konnte.
Obwohl er sich bei ihr und Kevin entschuldigt hatte, war sie
den Verdacht nicht losgeworden, daß er gar nicht richtig
wußte, weshalb sie über ihn verstimmt war. Und nach diesem
Anruf fühlte sie erneut eine große Beunruhigung.
    Sie legte den Stapel Notizen beiseite, die sie aus dem Archiv
des Polizeireviers mitgebracht hatte und verließ ihren
Schreibtisch. Ihr war klar, daß sie heute abend nicht mehr
arbeiten konnte. Sie ging aus ihrem Arbeitszimmer in den
Wohnraum und schaute nach Kevin, der ausgestreckt auf dem
Sofa

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