Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Titel: Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
Vom Netzwerk:
Zylindern auf dem Kopf und Frauen in langen Kleidern und mit Hütchen auf kunstvollen Frisuren bevölkerten die Straßen.
    »So, fertig.«
    »Was? Schon?« Ich blickte auf mein linkes Knie, das nun von einem dicken Pflaster bedeckt war.
    »Danke sehr«, stammelte ich. »Es hat gar nicht wehgetan.«
    Ich bildete mir ein, in dem zuckenden Haarwust ein Lächeln zu erkennen. »Bitte sehr.« Er packte seine Utensilienzusammen und tätschelte Sergeant Peppers Kopf. »Kommst du allein zurecht?«
    »Natürlich, ich bin ja praktisch wie neu.«
    Ich stand auf, belastete das linke Bein und nickte. »Nochmals danke.«
    Er winkte ab und verschwand hinter der Bar. Ich stand etwas verloren herum, griff dann nach der Leine und machte mich auf
     den Heimweg. Und der war zum Glück nicht lang.
     
    Allerdings stand zum Unglück Jake vor der Tür und brachte sein Klingelschild an. Er trug wieder Jeans und T-Shirt und war genauso ungekämmt wie bei unserer ersten Begegnung. Er warf mir einen oberflächlichen Blick zu, der dann aber interessiert
     an mir hängen blieb. Auch das noch.
    »Lass mich raten: Jemand hat dir ein Kompliment gemacht, das dir nicht gefiel, und du hast dich mit ihm geprügelt.«
    Ich suchte in der Tasche nach dem Haustürschlüssel. Jake hatte seinen in der Hand, bot mir aber nicht an, die Tür zu öffnen.
    »Okay, zweiter Versuch: Du hast erkannt, dass ein Jahr keinen Sex zu haben, ungesund ist, und hast versucht, dir einen Mann
     zu angeln, der aber leider von seiner Verlobten begleitet wurde.«
    Ich hatte endlich den Schlüssel gefunden und steckte ihn ins Schloss   … Dabei stieg mir die holzige Duftnote von Jakes Rasierwasser in die Nase. Eindeutig Kenzo. Ich stutzte. Das musste ja wohl
     ein Geschenk gewesen sein. Dieser ungehobelte Klotz würde sich selbst doch höchstens ein Aftershave in der Literflasche für
     zwei Euro fuffzig kaufen.
    »Dritter Versuch: Du hattest Tränen in den Augen vorFrust über dein Sexleben und bist über deine eigenen Füße gestolpert.«
    Selbst wenn er das Aftershave persönlich gekauft hatte, sagte doch ein guter Geschmack in puncto Rasierwasser absolut nichts
     über den Charakter eines Mannes aus. Ich drängte mich an Jake vorbei.
    »Schönen Tag noch, Lulu. Und wenn du mich brauchst: Du weißt ja, ich bin der, der unter dir   … wohnt.«
    Ich duschte eine halbe Stunde mit abgespreiztem Knie und verwandte ebenso viel Aufmerksamkeit auf die Verwünschung meines
     Nachbarn wie auf die Körperpflege.
     
    Unglaublich, wie schnell die Zeit verging, wenn man vor einem Computer saß und sich in ein Programm einarbeitete, von dem
     man keine Ahnung hatte. Als Grundfarbe für die Seite wählte ich ein helles Himmelblau, unterlegt mit kräftigeren Schattierungen.
     Die Typografie war schon schwieriger. Sollte es eine eher nüchterne oder eher verspielte Schrift sein? Nach etlichen Proben
     entschied ich mich für den Mittelweg und tröstete mich mit der Information, dass die Schrifttype sich auch nachträglich jederzeit
     ändern ließ. Ich wählte die Funktion »mit Fotos« und legte alle notwendigen Parameter fest. Bilderrahmen nein, Bildunterschrift
     ja, Alternativtext nein. Ich musste mich entscheiden, ob Gäste meines Blogs selbst Kommentare veröffentlichen dürfen, ob ich
     diese vor Veröffentlichung prüfen und freigeben will, und alle möglichen anderen technischen Details, von denen ich höchstens
     die Hälfte verstand. Dann war es endlich geschafft, und ich konnte meinen ersten Eintrag schreiben. Ich saß am Laptop, meine
     Finger schwebten über der Tastatur und – mir fiel nichts ein.
    Ich ließ die Hände wieder sinken und dachte nach.Womit beginnt man einen Blog, wenn man nicht den Eindruck erwecken will, dass man dieses Ding nur betreibt, weil man keine
     Freunde, aber jede Menge Langeweile hat?
     
    Diese Fragen überforderten mich. Ich stellte fest, dass ich entsetzlich Hunger hatte, stand auf und durchstöberte nacheinander
     den Kühlschrank, das Gefrierfach und den Vorratsschrank. Überall gähnende Leere – bis auf eine Pizza mit Thunfisch.
    Ich hasse Thunfisch.
    Mist.
    In den letzten Tagen hatte ich Sabines Vorräte bis auf den letzten Krümel vertilgt. Eingekauft hatte ich nicht. Das wollte
     ich heute nach dem Ausflug zum Rhein erledigen, aber dann kam mir die Exkursion in die schlammigen Niederungen der Flussaue
     dazwischen.
    Mein Magen knurrte inzwischen so laut, dass Sergeant Pepper schon unruhig wurde und nach dem Rivalen in der Wohnung

Weitere Kostenlose Bücher