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Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Titel: Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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Musen?«, fragte plötzlich eine Stimme, die ich überall auf der
     Welt wiedererkannt hätte. Sie gehörte Jake, meinem hormonell gestörten Nachbarn.
    Die Weiber am Nachbartisch kicherten albern. »Hallo, Jake, Darling. Setz dich doch zu uns und gib uns ein paar heiße Tipps.«
    Jakedarling?
    »Gern, was wollt ihr hören?«
    Erst mal hörte ich vier in die Luft geschmatzte Küsschen. »Auf welche Unterwäsche Männer stehen«, schnurrte Susan Walker.
    »Auf welche Männerunterwäsche oder auf welche Damenunterwäsche?«, fragte mein Nachbar Jakedarling in diesem anzüglichen Tonfall,
     den ich bereits selbst ertragen durfte.
    »Männerunterwäsche«, hauchte Susan. »Ich möchte demnächst etwas zum Geburtstag schenken, und da suche ich noch das Richtige.«
    »Nun, welche Unterwäsche du ihm schenken solltest, kommt darauf an, was du von ihm willst   …«, begann Jake in konspirativem Flüsterton. »Wenn du ihn heißmachen willst   …«
     
    Ich hörte einfach weg. Was auch immer Jakedarling für Tipps über Herrenunterwäsche gab, ich wollte sie nicht hören. Nicht
     nur, dass der Kerl offenbar ein ernsthaftes Problem in seinem Verhältnis zu Frauen hatte, jetzt trat er auch noch als Kummerkastentante
     auf. Ich musste grinsen. Wie hatte doch gleich der medizinische Ratgeber in der ›Bravo‹ geheißen? Dr.   Sommer? Wahrscheinlich war der längst in Rente, und Jakedarling hatte seinen Posten übernommen.
    Kurzzeitig vergaß ich sogar den himmlischen Reis, als der Gedanke an den falschen Doktor Sommer mich auf eine Idee brachte.
     Genauer gesagt streifte mich die Idee wie eine Sternschnuppe, die direkt vor meine Füße klatschte und dort still vor sich
     hin leuchtete.
    Wer sagte denn eigentlich, dass man einen Blog unter seiner wahren Identität führen musste? War es nicht praktisch üblich,
     im Internet als jemand anderer aufzutreten? Im Chat kann sich ein pensionierter Richter als Nutte ausgeben und die Nutte als
     Priester. Und eine Stewardess kann sich genauso gut als – tja, als was denn ausgeben?
    Darüber würde ich nachdenken müssen.
    Aber eins war mir in diesem Moment absolut klar: Ich würde Susan Walker Konkurrenz machen. Eigentlich bin ich nicht nachtragend,
     aber wenn ich zwei Mal völlig unnötig von jemandem beleidigt werde, dann ist selbst meine Geduld vorbei.
    Sabine wollte, dass ich einen Blog entwerfe. Okay, ich würde den Gegenblog zu Susan Walker entwerfen.
    Erstaunt stellte ich fest, dass mein Teller leer war. Nicht ein einziges Reiskorn, nicht ein winziges Spinatblatt waren übrig
     geblieben. Ich fühlte mich gestärkt und kampflustig. Dir werde ich es zeigen, dachte ich.
    Wenn ich auch leider überhaupt noch nicht wusste, wie.
     
    In Sabines Wohnung schaltete ich den Laptop ein, ging online und schaute mir Walker-on-the-style-side an. Erster Eindruck:
     ein Mädchenblog. Alle Farben irgendwie rosa. Hellrosa, dunkelrosa, altrosa. Igitt. Die Themen: Mode, Mode und Mode. Die aktuellen
     Trends, die kommenden Trends, IN and OUT.   Accessoires und Make-up. Und Horoskope. Mein Gott, wie out war das denn? Es gab viel Blabla über Shootings, Models, die sie
     nur beim Vornamen nannte, darunter natürlich Doutzen, Gisèle, Sara und Eva und einige von den jüngeren Mädels mit den slawischen
     Namen wie Natasha und Natalia. Fotos, von denen die meisten aussahen wie Werbefotos von Herstellern. Ob sie die in ihrem Verlag
     bekam? Ob sie vielleicht sogar Geld dafür bekam, damit sie sie in ihrem Blog zeigte? Zwei Bilder zeigten damit Setting eines
     Shootings, das war wenigstens ein winzig kleiner Blick hinter die Kulissen. Dumm nur, dass die Kulisse Düsseldorf war. Nicht
     sehr kosmopolitisch.
    Ein Artikel behandelte eine neue Generation von Lippenstiften, die sie offenbar getestet hatte. Die Texte klangenwie die Werbebotschaften der Markenartikler. Cremig, pflegend, kussecht (»geprüft!«, schrieb sie – einfach nur peinlich).
    Weitere Fotos zeigten auf Kleiderpuppen drapierte Markenklamotten. Ziemlich statisch. Die Texte dazu waren weder überraschend
     noch individuell, die konnte man in jedem beliebigen Magazin lesen. Ich war etwas beruhigt. Dieser Blog war provinziell. Das
     wird meiner mit Sicherheit nicht, dachte ich. Mein Blog würde dynamischer werden. Und vor allem: international. Ich hatte
     einen großen Vorteil: Ich kannte die Welt, war tausendmal an angesagten Orten gewesen, aber auch an Orten, an denen man nicht
     tot über dem Zaun hängen wollte. Ich kannte die

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