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Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Titel: Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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schmuggeln.«
    »Wie das denn?«
    »Ich würde so tun, als stolperte ich, halte mich an ihm fest und stecke ihm den Zettel in die Tasche.«
    »Du weiß ja nicht einmal, wie er aussieht.«
    »Du zeigst ihn mir.«
    »Du willst dich bloß einem gut aussehenden Mann an den Hals werfen.«
    »Ach, eben war er noch durchschnittlich mit einem grässlichen Cordanzug.«
    »Ist er auch.«
    »Du bist krankhaft gehemmt, was Männer angeht.«
    »Und du bist krankhaft hemmungslos.«
    Wir prusteten los.
    »Wie kommt der durchschnittlich gut aussehende Kommissar eigentlich auf das Foto in einem Blog, in dem es um Mode geht?«
    Ich stutzte. »Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht«, sagte ich. »Und er hat es mir nicht erklärt.«
    Jasmin grinste. »Du bist einfach selbst so ein Kontrollfreak, dass du es total normal findest, dass die Staatsmacht alles
     sieht und hört, was?«
    »Ich bin kein   …«
    »Oder du nimmst an, dass jeder Mensch sich für Mode interessiert, deshalb ist es ja logisch, dass dein Blog auch von Landeskriminalbeamten
     begeistert gelesen wird.«
    Ich knuffte sie in die Seite und wechselte das Thema. »Was ist eigentlich mit meinem grässlichen Nachbarn?«, fragte ich. »Hat
     er dich angerufen?«
    »Hat er. Aber er ist dieses Wochenende nicht in der Stadt.«
    »Halleluja, ein Grund zur Freude«, stichelte ich.
    »Der Neid hat eine alte, verbitterte Frau aus dir gemacht«, neckte Jasmin.
    Erst nannte sie mich einen Kontrollfreak, jetzt das. Hatte sie vielleicht recht? Ich schob den Gedanken schnell von mir.
     
    Millie’s Magazine – 7.   Juni
    Totale Katastrophe! Auf dem Weg zum wichtigsten Gesprächstermin des Tages mit der Modechefin der japanischen Vogue (muss ich
     ihren Namen wirklich erwähnen?) habe ich mir einen Kaffee über die Bluse geschüttet. Normalerweise wäre ich in den nächsten
     Laden gegangen, hätte mir ein neues Oberteil gekauft und das alte gleich dagelassen. Aber dazu war keine Zeit mehr. Wenn es
     etwas gibt, das Anna D.   R. partout nicht akzeptiert, ist es Unpünktlichkeit. Wer zu spät erscheint, darf frühestens nächstes Jahr wiederkommen.
    Also: Augen zu und durch. Denn merke: Kontrollfreaks lassen sich durch solche Missgeschicke von den inhaltlichen Fragen abbringen,
     echte Profis aber nicht. Da störte es mich auch nicht mehr, als sie beim Abschied sagte: »Schickes Muster, übrigens, auf deinem
     Blüschen, Darling.« Ich entgegnete: »Ich wusste, es würde Ihnen gefallen«, drückte ihre Hand ein klein bisschen fester als
     nötig und entschwebte lächelnd. Vorteil: Wenn ich sie das nächste Mal anriefe, könnte ich mich gleich mit »Millie, die mit
     dem Kaffeefleck auf der Bluse« melden, und sie wüsste sofort, mit wem sie es zu tun hat. Nur für den Fall, dass sie das nicht
     sowieso wüsste, was man bei ihr nie so richtig sagen kann   …
     
    Die erste Interview-Anfrage tat ich als Scherz ab. Es war ja auch zu unglaublich, dass ein aufstrebendes ModemagazinKontakt über die Kommentar-Funktion meines Blogs mit mir aufnahm – bis mir einfiel, dass dies die einzige Kontaktmöglichkeit
     war, die es gab. Mein Blog war auf Sabines Server hinterlegt, im Impressum hatte ich regelwidrig einfach auf die Website von
     winterberggrafic-services verwiesen. Dadurch wusste niemand, wer Millie wirklich war. Und natürlich sollte es auch niemand
     wissen. Aber daraus folgerte logischerweise, dass niemand direkten Kontakt mit mir aufnehmen konnte. Alles lief über meinen
     Blog.
     
    Ich kam erst dann auf die Idee, die Anfrage ernst zu nehmen, als sie zum dritten Mal wiederholt wurde. Ich solle mich doch
     bitte unter einer angegebenen E-Mail -Adresse melden und eine Kontaktmöglichkeit nennen.
    Was zum Teufel sollte ich jetzt tun? Erstens ging ich davon aus, dass sich inzwischen mindestens fünfzig falsche Millies bei
     dem Magazin gemeldet hatten und Interviews anboten. Zweitens konnte ich schlecht Sabines Düsseldorfer Festnetznummer angeben,
     unter der ich dauernd erreichbar war, während mein Blog den Eindruck erweckte, dass ich ständig um die ganze Welt reiste.
     Drittens wollte ich niemandem Interviews geben, weil ich mich dabei bestimmt verraten hätte. Es sei denn, schriftliche Interviews.
     Das ginge vielleicht. Nur, wie sollte ich den Kontakt herstellen?
     
    Ich durchforstete Sabines Blogging-Programm nach einer entsprechenden Funktion, fand aber keine. Meinen bekannten Mailaccount
     bei einem Freemail-Anbieter wollte ich keinesfalls nutzen, also richtete ich

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