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Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Titel: Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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ein Postfach über googlemail unter dem Namen
     Millie ein und hoffte, dass man mich darüber nicht würde aufspüren können. Dannschickte ich eine Mail an die Redaktion von »The Top Hop   – Fashion, Trends & Lifestyle«.
    Wir mailten mehrmals hin und her, und letztlich stellte ich als Legitimation ein vorher abgesprochenes Bild in meinen Blog.
     Dann endlich glaubte die Redaktionssekretärin mir, dass sie mit der echten Millie zu tun hatte. Die Interviewfragen kamen
     per Mail, und ich ärgerte mich bereits nach der dritten. Wie heißen Sie wirklich? Für welches Magazin arbeiten Sie? Wie sind
     Sie zu Ihrem Beruf gekommen? Es war klar, dass ich die Fragen eins und zwei gar nicht beantworten würde. Nummer drei hingegen
     machte mir mächtig Arbeit. Ich musste mir für Millie einen regelrechten Lebenslauf ausdenken. Um die Sache möglichst wenig
     angreifbar zu machen, blieb ich vage. Ich schwafelte etwas von einem Designstudium und dem Zufall, während eines Praktikums
     bei einem großen Couture-Label auf das Thema Trendscouting gestoßen zu sein   …
    Wo wohnen Sie, wenn Sie nicht unterwegs sind? – Ich bin immer unterwegs, habe aber Apartments in Barcelona, Düsseldorf und
     Hongkong.
    Wie findet man einen Trend? – Man muss ein Gespür für den Zeitgeist haben und die Vergangenheit kennen.
    Wird der Magerwahn in der Mode aufhören? – Nein.
     
    In dem Stil ging es weiter, und ich beantwortete alle Fragen so, wie Millie es meiner Meinung nach getan hätte und innerhalb
     der gewünschten achtundvierzig Stunden, da der Beitrag ganz schnell noch in das aktuelle Heft eingeschoben werden sollte.
     Dann war ich gespannt, was ›The Top Hop‹ daraus machen würde. Es kam eine weitere Mail mit der Bitte um ein Foto, die ich
     abschlägig beschied. Ich wollte anonym bleiben, das hatte ich bereits klargemacht.Ich kaufte das Heft in der folgenden Woche und war ziemlich fassungslos über den Raum, den die Story einnahm. Eine ganze Seite
     war meinem Blog gewidmet. Ein kurzer Bericht über die Erfolgsstory, die sich tatsächlich las wie ein modernes Märchen. Gestern
     noch völlig unbekannt, heute DER angesagte Style-Blog. Ein raketenhafter Aufstieg innerhalb kürzester Zeit. In der Mitte der
     Seite prangte das Foto von Daisy, dem Gänseblümchen-Girl aus London, das ich zum Abdruck freigegeben hatte. Rundherum war
     das Interview abgedruckt. Statt eines Porträtfotos setzte der schattenhafte Umriss eines Frauenkopfes in der oberen rechten
     Ecke einen geheimnisvollen Akzent. Sehr spannend.
     
    Die Klicks auf meinem Blog nahmen sprunghaft zu, dreißig Kommentare gingen ein, davon einer, der mich neugierig machte:
    Kennen Sie den Blog »walker-on-the-style-side«? Susan zieht über Sie her. Lassen Sie sich das gefallen?
     
    Ich ging auf Susan Walkers Blog und fand einen bissigen Abriss über das Interview im ›The Top Hop‹.
     
    www.walker-on-the-style-side.de – 16.   Juni:
    Ein Blog sorgt für Aufregung in der Modewelt, obwohl es ganz offensichtlich eine Luftblase ist, die bald platzen wird. »Millie«,
     wie sich die Bloggerin nennt, ist eine Hochstaplerin, die von sich behauptet, ein angesagter Trendscout zu sein. Ich frage
     Sie: Wenn sie eine so wichtige Persönlichkeit in der internationalen Fashion-Szene wäre, hätte sie dann überhaupt die Zeit,
     diesen Blog zu führen? Und zu welchem Zweck würde sie es führen?
     
    Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Woher wusste Susan, dass ich eine Hochstaplerin war? Und die Frage nach dem Sinn
     des Blogs hatte sie auch recht zielsicher gestellt. Ja, warum sollte Millie das tun? Sie war ja nicht krank. Sie hatte keine
     Freundin, die sie um einen Gefallen gebeten hatte. Im Gegenteil. Sie jettete durch die Weltgeschichte und hatte eigentlich
     überhaupt keine Zeit für diesen Kinderkram.
     
    Dann las ich die Kommentare auf ihre Bemerkung.
    SallyU: Stimmt, ich habe mich auch schon gewundert, woher diese Frau die Zeit für ihren Blog nimmt.
    Rosenquarz: Zeit findet sich immer. Ob im Taxi oder in der VI P-Lounge am Flughafen – denn ich bin sicher, sie wird nicht bei den Chartertouristen auf ihren Flieger warten.
    GlamourGirl: Aber warum sollte sie sich die Mühe machen? Was hat sie davon, dass sie bloggt?
    NoNickForMe: Warum nicht? Genauso gut könnten wir fragen, warum überhaupt irgendwer bloggt. Zum Beispiel Anna D.   R. – oder Tavi – oder Scott Sch. Oder, da wir schon dabei sind, Susan Walker?!?
    SongForJoy: Ihre Fotos sagen doch alles.

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