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Blokada: Die Belagerung von Leningrad, 1941-1944 (German Edition)

Blokada: Die Belagerung von Leningrad, 1941-1944 (German Edition)

Titel: Blokada: Die Belagerung von Leningrad, 1941-1944 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Reid
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Quoten, die sie dann auf die örtlichen Fabriken verteilten. Betriebsleiter, die sich ins Zeug legten, um die Produktion auszulagern oder für Verteidigungszwecke umzuwandeln, versuchten mit allen Kräften, wichtige Mitarbeiter zurückzuhalten, und entsandten in manchen Fällen sogar Frauen anstelle von Männern. »Die Produktion«, erinnerte sich der für die Anwerbung in den Kirow-Werken zuständige Parteifunktionär, »wurde völlig entblößt.« Leitende Mitarbeiter »schlugen dem Direktor und dem Partkom [Fabrik-Parteikomitee] vor, einen Entscheidungsmechanismus dafür zu schaffen, wen man ziehen lassen solle und wen nicht. Aber natürlich brachen eine Menge Leute, die man nicht hätte gehen lassen sollen, trotzdem auf.« 8 A.I. Werchoglas, Leiter der politischen Abteilung der opoltschenije und Mitglied des städtischen Parteikomitees, stachelte seine Agitatoren zu größeren Bemühungen an: »Ihr könnt nicht auf Patriotismus warten. Er muss gelehrt werden!« Sie sollten nicht »in warmen, gemütlichen Zimmern in der Zentrale herumlungern«, sondern »in die Fabriken gehen und den Menschen das Problem darlegen – sagt ihnen: ›Greift zu den Waffen!‹« 9
    Solchen Appellen zu widerstehen war schwierig, besonders nachdem Stalin die opoltschenija von Moskau und Leningrad in seiner Rundfunkrede vom 3. Juli gelobt hatte. »Ein Freiwilliger«, berichtete der Sowjet der Wassiljewski-Insel, »ein früheres Parteimitglied, beantragte zunächst die Freistellung, aber eine Stunde später kehrte er mit der Bitte zurück, seinen Antrag zurückzuziehen, weil er sich so sehr schäme.« 10 Einem anderen, der Krankheit vorschützte, wurde mitgeteilt, dass seine Gesundheit »bedeutungslos« sei. »Wichtig ist die Tatsache, dass man sich freiwillig meldet und dadurch seine eigene politische Haltung deutlich macht.« Lichatschow allerdings verachtete die Heuchelei seiner Vorgesetzten im Puschkinhaus:
    Alle Männer wurden registriert und nacheinander ins Büro des Direktors gerufen, wo L.A. Plotkin mit dem Sekretär der Parteiorganisation, A.I. Perepetsch, Hof hielt. Ich weiß noch, wie Pantschenko bleich und zitternd herauskam. Er hatte sich geweigert, denn er wollte nicht als Freiwilliger dienen, sondern als Soldat der regulären Armee … Man brandmarkte ihn als Feigling und behandelte ihn verachtungsvoll, doch ein paar Wochen später wurde er tatsächlich einberufen, wie er gesagt hatte. Er kämpfte als Partisan und fiel in den Wäldern irgendwo bei Kalinin. Plotkin dagegen, der alle anderen registriert hatte, ließ sich aus medizinischen Gründen freistellen. Im Winter entkam er »mit dem Flugzeug« aus Leningrad. Ein paar Stunden vor dem Abflug stellte er eine »gute Freundin« von sich, eine Englischlehrerin, im Institut ein und nahm sie ebenfalls mit ins Flugzeug. 11
    Offenbar wussten viele nicht, worauf sie sich einließen, und nahmen an, dass sie für die Zivilverteidigung, die Expertenarbeit oder für die Bürgerwehr, falls die Deutschen wirklich in Leningrad einmarschierten, herangezogen werden würden. Es war jedoch noch schwerer, aus der opoltschenije wieder herauszukommen, als die Anwerbung zu vermeiden. Zweiundfünfzig Schauspieler und Musiker versuchten, wie in den Parteiakten vermerkt wird, »die Ausrüstung mit Waffen abzulehnen« – vermutlich weil sie es für ihre Aufgabe hielten, die Soldaten zu unterhalten –, »aber Schritte wurden unternommen, um dieses Phänomen zu beenden«. 12 Ein Genosse Ninjukow vom Botanischen Institut
    wiederholte dauernd, dass seine Arbeit extrem wichtig sei, und bat darum, entlassen zu werden. Das Gleiche ereignete sich mit Nikulin und Denissow vom Geologischen Institut. Sie sind an ihren Arbeitsplatz zurückgeschickt worden, wo man Maßnahmen ergreifen wird. Parteimitglied Taiz erklärte: »Wenn das Regiment mich nicht in meinem Beruf als Ingenieur und Metallurg verwenden kann, möchte ich nicht im Regiment sein.« Die Liberalen vom Hauptquartier ließen ihn, statt ihm die erforderliche Ablehnung zu erteilen, zu seiner Fabrik zurückkehren. Und erst am 11. Juli leitete der Samkom [stellvertretende Kommissar] der politischen Abteilung des Regiments die notwendigen Maßnahmen ein. 13
    Gerüchte über potenzielle Kriegsdienstverweigerer dienten als Vorwand für groben Antisemitismus:
    Swerdlin, ein Freiwilliger im 3. Bataillon des 2. Pionierregiments, ein Jude, hatte früher in einem Lebensmittelgeschäft gearbeitet. Er meldete sich freiwillig, stellte jedoch plötzlich fest,

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