Blond wie die Suende
erschauerte sie unwillkürlich.
„Verraten Sie mir, wie Sie sich von den Fesseln befreit haben”, forderte er leise.
Trotz der Furcht, die sie beschlich, hielt sie seinem Blick stand. „Wollen Sie mich etwa wieder fesseln?”
Er lächelte. „Nicht, wenn Sie es nicht ausdrücklich verlangen.”
Stirnrunzelnd reckte sie ihr Kinn. „Bilden Sie sich bloß nichts ein! Ich habe als Jugendliche den Entfesselungstrick in einem Talentwettbewerb für Amateure vorgeführt.
Mein Rekord betrug zwei Minuten, siebenundzwanzig Sekunden. Ich habe drei Jahre hintereinander gewonnen. Und jetzt verlassen Sie bitte mein Bad, ja?”
Er ließ ihre Haarsträhne los und wich zurück. „Ich gebe Ihnen fünf Minuten. Wenn Sie bis dahin nicht erscheinen, bin ich wie der da.”
Nachdem er die Tür hinter sich zugemacht hatte, atmete sie langsam aus und starrte ihm sekundenlang hinterher.
Fünf Minuten. Es dauerte, bis sie sein Ultimatum begriff und sich bewegte. Sie nahm sich nicht die Zeit, sich abzutrocknen, sondern schlüpfte gleich in eine Jeans und eine weiße Bluse.
Verflixt, dass dieser Mann sie ausgerechnet bei ihrer Unacht samkeit ertappt hatte.
Die Hände auf die Hüften gestemmt, lief Killian in dem kleinen Wohnzimmer auf und ab. Er wusste nicht zu sagen, was sich da gerade im Bad abgespielt hatte, aber es gefiel ihm nicht. Er hatte diese Frau erschrecken wollen, doch stattdessen hatte er sich selbst erschreckt.
Zunächst war es ein Spiel von ihm gewesen, als er sie aufgefordert hatte, ihn „mein Herz”
zu nennen. Als sie es dann getan und dabei so atemlos geklungen hatte, hätte er sie am liebsten geküsst. Und als ihr Blick weicher wurde, als er ihr Haar berührte, wäre es beinahe um ihn geschehen gewesen.
Verdammt, er wollte sie immer noch küssen.
Aber er hätte sie ebenso gern erwürgt. Nicht nur, weil sie ihn belogen und ihm nachspioniert hatte, sondern weil sie das Ganze so gleichmütig abgetan hatte. Zumindest hätte sie sich ein wenig eingeschüchtert zeigen können.
Da tauchte ein Fremder in ihrem Bad auf, während sie duschte, und nicht ein Schrei kam über ihre Lippen!
Gesehen hatte er nichts. Er war gerade erst hereingekommen, ehe er ihr das Handtuch gereicht hatte, und sie war schließlich die ganze Zeit hinter dem Duschvorhang gewesen. So wenig wie er über sie wusste, konnte sie sogar eine Waffe besitzen, und wenn er irgendetwas machte, würde sie nicht zögern zu schießen.
Nein, eine Waffe hatte sie vermutlich nicht, und umbringen wollte sie ihn wohl auch nicht.
Sie hatte ihn beobachtet, das war alles. Doch er wollte wissen, warum.
Und zwar - er schaute auf seine Uhr - sofort.
Er wandte sich um, als sie aus dem Bad kam. Sie trug eine Jeans und eine weiße Bluse, deren Ärmel sie aufgekrempelt hatte. Das Haar hatte sie nach hinten gekämmt, die nassen Strähnen hingen ihr bis auf die Schultern. Ihre Haut war erhitzt vom Duschen, ihre Wangen rosig.
Sie brachte einen frischen Himbeerduft aus der Dusche mit. Unwillkürlich atmete er tiefer ein und nahm den Duft bewusster wahr. Doch wahrte er wegen der vorhergegangenen Erfahrung im Bad Distanz.
„Wir können uns nicht weiterhin so treffen, Mr. Shawnessy.” Sie lächelte. „Die Leute werden reden.”
„Dank Ihnen tun sie das bereits.” Er ignorierte die kleinen Wassertropfen, die ihr am Hals herunterliefen und im Ausschnitt ihrer Bluse verschwanden, und hielt ihrem Blick stand.
„Nick ist eine richtige Klatschtante.”
„Ich fand, es würde uns beiden wenig helfen, wenn ich ihn in diese Sache einweihe.”
„Sagen Sie mal, Miss Sinclair, was ist denn .diese Sache’?”
„Darüber müssen wir sprechen.” Sie lief barfuss vor ihm her in die Küche. „Aber ich habe Hunger und muss zuerst etwas essen. Haben Sie auch Appetit?”
Fassungslos sah Killian ihr nach. Cara Sinclair war eine äußerst kühle Frau, und doch faszinierte sie ihn. Auch war er, wie ihm jetzt auffiel, hungrig. Seit heute Mittag hatte er nichts mehr gegessen, und das war jetzt acht Stunden her.
Selbst wenn er etwas gegessen hätte, wäre das verlockende Aroma, das ihm aus der Küche entgegenwehte, unwiderstehlich erschienen. So aber lief ihm gleich das Wasser im Mund zusammen.
Cara stand am Herd und rührte mit dem Kochlöffel in einem großen Topf. Hinten im Rücken war ihre Bluse von ihrem Haar durchnässt, und der Stoff wirkte durchsichtig. Auf einen Blick sah Killian, dass sie keinen BH trug. Diese Frau ist nicht weniger verlockend als der Duft des
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