Blond wie die Suende
sage.
Ihre Stellung bei Muldoon and Associates war mehr eine Repräsentationsangelegenheit. Vor ihrer Zusammenarbeit mit mir hat sie sich mit gleichaltrigen Damen zum Essen getroffen und Wohltätigkeitsveranstaltungen besucht. Sie hat sich gelangweilt und einsam gefühlt.”
„Ihre Kinder lieben Sie vermutlich heiß und innig”, stellte Killian spöttisch fest.
„Ihr einziger Sohn ist bereits vor dreiunddreißig Jahren verstorben, ihr einziger Bruder vor fünf Jahren.” Cara stellte die Teller in die Spüle und drehte das Wasser auf. „Ihr Neffe, Peter, kümmert sich um sie, aber er hat natürlich im Betrieb alle Hände voll zu tun.”
Cara sah aus den Augenwinkeln, dass Killian aufstand und zur Spüle kam. Zu ihr. Sie stellte das Wasser ab und griff nach einem Geschirrtuch, als er hinter sie trat und sich zu beiden Seiten von ihr aufstützte.
Sie spürte seine breite Brust im Rücken und den Druck seiner Schenkel an ihren Beinen.
Langsam wandte sie sich ihm zu und erkannte sofort, dass es ein Fehler gewesen war. Ihre Brüste streiften seinen Oberkörper. Da sie nur eine dünne Baumwollbluse trug, war die Berührung elektrisierend. Mit klopfendem Herzen wich sie zurück und rang sich dazu durch, ihm in die Augen zu schauen.
Er begegnete ihrem Blick, und da war es wieder, dieses verräterische Kribbeln im Bauch.
Als er sich dichter an sie drängte, schnappte sie nach Luft und spürte, dass er erregt war.
„Die Märchenstunde ist vorbei”, bemerkte er barsch. „Ich will endlich wissen, worum es hier geht. Warum haben Sie mich beobachtet?”
Bedächtig atmete sie ein. „Wir wollten uns vergewissern. Margaret hatte das Gefühl, wenn sie ein Foto von Ihnen sähe, wüsste sie Bescheid.”
Er musterte sie stirnrunze lnd. Dann wurden seine Augen aus druckslos. „Inwiefern Bescheid?”
„Ob Sie ihr Enkel sind.”
4. KAPITEL
Killian erstarrte. „Was haben Sie gesagt?” fragte er.
„Kommen Sie, setzen Sie sich.”
Er spürte den Druck ihrer Hand auf seiner Brust, ignorierte ihn aber. „Sie behaupten, dass meine Großmutter, eine Frau na mens Margaret Muldoon, Sie geschickt hat, mich zu suchen?”
„Bitte…”
Ihre Stimme klang sanft, aber es schwang leichte Verzweiflung darin mit, wie Killian auffiel. Da erst merkte er, dass er sie gege n die Spüle presste und ihre Körper sich intim berührten. Er hätte diese Berührung genossen, wenn sie nicht diese Nachricht wie eine Bombe hätte fallen lassen.
Leise fluchend wich er zurück. „Sie sind gut, Blondie. Richtig gut. Fast hätten Sie mich damit überzeugt. Jetzt will ich aber die Wahrheit wissen.”
„Ich sage Ihnen die Wahrheit.” Sie straffte sich, stützte sich auf die Spüle und atmete tief durch. „Margaret Muldoon, eine der oberen Zehntausend in Philadelphia, Eigentümerin und Vorstandsmitglied eines Wirtschaftsberatungsunternehmens mit Jahresumsatz von vielen Millionen, ist Ihre Großmutter. Wollen Sie sich nicht doch lieber hinsetzen?”
Das tat er, aber nur weil die Küche zu klein für ihn war, um auf und ab zu gehen. Er schaute auf seine Uhr, verschränkte die Arme über der Brust und bat: „Erzählen Sie mal.”
Seufzend fuhr sie sich mit der Hand durchs Haar. „Vor dreiunddreißig Jahren wurden Sie als Neugeborenes auf den Stufen der St. Matthew’s Church in Wolf River ausgesetzt. Es gab keinen Hinweis auf die Identität Ihrer Mutter oder Ihres Vaters. Zwei Wochen später wurden Sie von Joseph und Kathleen Shawnessy adoptiert und erhielten den Namen Killian O’Neil Shawnessy. Ihr Vater hat mit dem Flugzeug Insektengift über Getreidefelder versprüht und mit Ihnen und Ihrer Mutter sonntags Rundflüge gemacht. Eines Sonntags, als Sie neun Jahre alt waren, sind alle beide mit dem Flugzeug tödlich verunglückt. Sie hatten die Windpocken und waren mit dem Babysitter zu Hause geblieben.”
Er ließ sich den Kummer nicht anmerken, den ihm die Erinne rung daran verursachte. „Das lässt sich alles leicht nachprüfen.”
„In den darauf folgenden neun Jahren sind Sie von einem Heim ins andere gewandert”, fuhr sie fort. „Sie haben auch im County Home von Wolf River, einem Heim für schwer erziehbare Kinder, sechs Monate verbracht, weil Sie Ihrem Geschichtslehrer mit einem Faustschlag das Nasenbein gebrochen haben, als Sie dreizehn waren.”
Bei der Erinnerung lächelte er. Diesem Dreckskerl Thompson einen Hieb zu verpassen war den Aufenthalt im County Home wert gewesen. „Das beweist nur, wie gewalttätig ich werden
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