Blonde Engel sind gefährlich
Gesicht erhellte
sich etwas — und das wunderte mich nicht. »Vor einer Viertelstunde war sie noch
hier. Sie wollte ins Haus gehen und mal eine Stunde die Füße hochlegen .«
Ich bedankte mich mit geziemenden
Worten. »Wissen Sie, wo ihr Zimmer ist ?«
Er musterte mich mißbilligend.
»Lassen Sie das Mädel zufrieden. Hier wimmelt’s doch
von Weibern, die nur auf einen wie Sie gewartet haben. Da brauchen Sie einem
netten Ding wie der Tina nicht auf den Wecker zu fallen !«
»Keine Angst«, beruhigte ich
ihn. »Ich hab’ nur geschäftlich mit ihr zu sprechen. Es ist wichtig für sie .«
»Das sind so die üblichen
Redensarten .« Er spuckte haarscharf an mir vorbei auf
den Rasen.
»Ehrenwort !« sagte ich und zog einen Fünfer hervor. »Frischt das Ihr Gedächtnis etwas auf ?«
»Mit Geld hat das nichts zu
tun«, knurrte er. »Ich hab’ meine Grundsätze! Aber die Vokabel fehlt wohl in
Ihrem Wörterbuch, was ?«
Ich zog einen zweiten Fünfer
aus meiner Brieftasche und sah den Barmixer abwartend an. Einen Augenblick war
er unschlüssig, dann griff er sich mit Blitzgeschwindigkeit die beiden Scheine.
»Möglich, daß Sie’s ehrlich meinen«, räumte er ein. »Gehen Sie zum
Hintereingang. Die erste Tür ist die Küche. Da haben Sie nichts zu suchen. Sie
müssen die zweite Tür nehmen. Das ist der Dienstboteneingang .«
Seine tranige Art ging mir auf
die Nerven. Ich mußte mich sehr zusammennehmen, um ihm nicht eins auf die Nase
zu geben. »Na schön«, sagte ich. »Und wie geht’s weiter ?«
»Ihr Zimmer geht rechts von der
Halle ab«, fuhr er langsam fort. »Es ist nicht die erste Tür — und nicht die
zweite — und auch nicht die dritte —«
»— sondern die vierte !« sagten wir im Duett.
»Wenn Sie’s wissen — weshalb
fragen Sie mich dann erst ?« fragte er gekränkt.
»Sind Sie verheiratet ?« fragte ich.
»Klar. Warum?« Er sah mich
mißtrauisch an.
»Kinder?«
»Ne!«
»Drum !« bemerkte ich freundlich und ging davon.
Am Hintereingang merkte ich,
daß sich offenbar eine Menge Leute in der Küche versammelt hatten. Man hörte
von dort erregte Stimmen, Gläserklirren und Geschirrklappern. Kein Wunder, daß
das Menschengewühl draußen nicht mehr ganz so dicht war.
Ich ging auf Zehenspitzen den
Gang entlang wie ein pflichtbewußter Ehemann, der
verhindern möchte, daß seine Frau etwas von seinem Rendezvous mit dem
Dienstmädchen erfährt. Ich zählte die Türen ab. Vor der vierten blieb ich
stehen und drückte vorsichtig die Klinke herunter. Die Tür war unverschlossen,
und ich trat schnell ein.
Tina hatte offensichtlich nicht
nur die »Füße hochgelegt«. Abgesehen von einem Büstenhalter und den bewußten
rosa Höschen, die das Großmaul im Garten fünfzig Dollar gekostet hatten, war
sie im Naturzustand.
Als sie hörte, daß sich die Tür
öffnete, richtete sie sich halb auf. Sie strahlte mich an.
»Danny !« sagte sie erfreut. »Woher wußtest du denn, wo ich bin ?«
»Ein Privatdetektiv weiß
alles«, erklärte ich bescheiden.
»Entweder kommst du zu früh zu
unserer Verabredung — oder ich hab’ mich verspätet !« Sie lächelte verschmitzt. »Wie du siehst, bin ich schon beim Anziehen !«
Ich setzte mich zu ihr aufs
Bett. Ihr Lächeln erlosch, als sie mein Gesicht sah. »Was ist? Etwas Schlimmes ?« flüsterte sie.
»Erraten. Erinnerst du dich,
daß du mich vor ein paar Stunden mit einem Rotschopf bekannt gemacht hast ?«
»Ob ich mich erinnere ?« wiederholte sie empört. »Ich hab’s schon hundertmal
bereut, als ich sah, wie ihr zusammen weggefahren seid. Weshalb bist du
eigentlich plötzlich wieder da? Ist unvermutet ein wütender Ehemann aufgetaucht ?«
»Ein wütender Mitmensch mit
einem Schießgewehr ist aufgetaucht«, antwortete ich. »Wie lange kennst du Dawn
Damon, Tina ?«
»Seit heute
nachmittag um drei. Mr. Terry hat sie mir gezeigt. Ich sollte euch
bekannt machen .«
»Und du hast sie vorher
wirklich noch nie gesehen — auch nicht auf einer früheren Party ?«
Sie zuckte die nackten
Schultern. »Ich glaube nicht. Aber es sind so viele, Danny — nach einer Weile
sehen alle Gesichter gleich aus .«
Ich erzählte ihr, was sich in
Dawn Damons Wohnung zugetragen hatte und daß Dawn — und nicht nur sie — von Gus
Terry seinen sauberen Geschäftsfreunden im Rahmen des Kundendienstes zur
Verfügung gestellt wurde. Als ich fertig war, saß Tina auf dem Bett,
aufgerichtet, die Hände um die Knie gelegt, den Mund halb offen.
»Aber das ist ja
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